Review

Adam ist einsam und liebt es einsam zu sein. Wobei lieben wohl das falsche Wort bei einer offensichtlich unglücklichen Daseins-Konstellation ist. Es scheint eher zwanghaft, von Angst vorm Leben getrieben, so schlimm, dass sogar ein Strohhalm, auch wenn er noch so ihn reinpiksen will (Metapher 1) verschmäht, statt erleichtert gezogen wird. Dann entfernen wir uns vom "normalen Film" mittels einer surrealen Zeitverschiebung, ggf. Fantasiewelt. Und Adam geht es besser, eben durch die Verarbeitung seiner elterlichen Beziehung und die zum Nachbarn. Nähe und Vertrauen ist jetzt doch wieder möglich, offensichtlich seit Langem. Eine Öffnung (Metapher 2) nicht nur einer anderen Person, sondern auch sich selbst.
Ich bin während der Sichtung durch zwei wesentliche Gefühlswelten gegangen, grundverschiedene.
Mein erster zusammenfassender Gedanke im Laufe des Filmes, circa zur Hälfte: Zentrales Thema ist Homosexualität, der Regisseur scheint keine anderen zu haben, wenn man seine Filmografie betrachtet. Das alles ist normal, wir haben es ja alle verstanden, Zuschauen ist bei manchen körperlichen Szenen dennoch eventuell für den einen oder anderen, mich, etwas schwieriger. Genau wie das Gefühl der Anklage, Anklage was wir diesen Menschen vermeintlich antun. Der Regisseur macht es sich einfach, die Eltern, sowie alle um einen herum, dort ist die Schuld für einen belasteten Seelenzustand zu suchen.
Die Entwicklung meiner Einschätzung im Laufe des letzten Viertels: Zentrales Thema ist der Verlust der Eltern, das Beschneiden der grundlegenden Wurzeln jedes Menschen, erweitert um die Tragik verpasster Chancen. Was wäre, wenn Adam seine Eltern nicht mit 11 verloren hätte, welch glückliche Kindheit blieb ihm verwehrt. Und es hätte wohl eine bessere Zukunft in Aussicht gestanden. Was wäre weiterhin gewesen, wenn Adam den ebenfalls angeschlagenen Harry hereingelassen hätte, all die schönen Momente wären nicht nur Fantasie gewesen. Erneut, es hätte wohl eine bessere Zukunft in Aussicht gestanden.
Das nenne ich das Ruder herumgerissen. Die überraschenden Kniffe der Geschichte machen das Gesamtkonzept dann doch wirklich rund und einen besonderen, fast schon einzigartigen Film, einer der durchaus in Erinnerung bleibt. Von der Szenerie her absolut nicht mein Spiel, hinsichtlich des künstlerischen Wertes aber meine größte Achtung.

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