Da Cyberkriminalität immer perfider zu werden scheint, benötigt es zusehends Nerds auf Seiten der Guten, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Online scheint vieles manipulativ und so kann ein einfacher Betrugsfall rasch größere Kreise ziehen, wie vorliegender südkoreanischer Thriller veranschaulicht.
Die Architekturangestellte Frau Jang bestellt sich online eine gebrauchte Waschmaschine, doch sie erhält ein defektes Gerät. Alle Bemühungen, die Polizei zu involvieren bleiben fruchtlos, weshalb sie auf eigene Faust ermittelt. Doch damit zieht sie den Zorn des Betrügers auf sich, der sich alsbald als Stalker und Psychopath entpuppt…
Einen ersten Eindruck vom Betrüger erhält man recht früh, als dieser einen Käufer für einen Laptop aufsucht und diesen hinterrücks ermordet, um kurz darauf in dessen Namen weiterhin zu betrügen. Allerdings bleiben Gesicht und Identität des Fiesemöps bis zum finalen Akt verborgen, wobei ein Handeln aus einer Art Schaltzentrale maßlos übertrieben scheint und fast wie der Drahtzieher in einem Bond-Film anmutet.
Etwas bodenständiger ist es um Frau Jang bestellt, die zwar häufiger mit ihrem Chef aneinander gerät, doch den Mumm besitzt, sich dem Betrüger entgegen zu stellen und zumindest versucht, potenzielle Käufer zu warnen. Was folgt, ist ein Stalking und ein massives Einmischen in private Gefilde, was zuweilen mit tiefschwarzem Humor einhergeht, wenn mal wieder zahlreiche Essensbestellungen gleichzeitig geliefert werden und ihre Wohnung von potenziellen Lüstlingen aufgesucht wird.
Natürlich wird die Polizei erst tätig, nachdem bei erweiterten Ermittlungen die Leiche vom Einstieg gefunden wird, wonach es im finalen Akt überraschend ruppig wird. Eine recht brachiale Autoverfolgung und eine Art Endkampf wechseln zumindest die Tonart und es ist ordentlich Bewegung im Spiel, obgleich sich einige Klischees häufen.
Was allerdings einen argen Dämpfer entwickelt, sind zahlreiche Textkommunikationen, die nur dann verfolgt werden können, sofern man der koreanischen Schrift mächtig ist. So verpuffen selbst vermeintlich bedrohliche Nachrichten in privaten Gefilden, da halt nichts übersetzt und auch nicht ausgesprochen wird. Einiges lässt sich lediglich von Reaktionen der Beteiligten ableiten, was speziell im ersten Drittel zu einigem inhaltlichen Leerlauf führt.
Generell gehen die Performances in Ordnung, die Inszenierung bleibt trotz des Online-Bezugs eher bodenständig und obgleich im letzten Drittel etwas Action eingebunden wird, sind inhaltlich nur wenige Überraschungen gegeben. Bis auf das Finale hält sich die Spannung in Grenzen und am Ende ergibt sich ein Fall, der trotz dramaturgischer Steigerung rasch vergessen sein dürfte.
5,5 von 10