Color of Night (1994)

Er beginnt sehr unglaubwürdig, dieser vermeintliche Skandalfilm: Psychotherapeut Bill kann eine seiner Patientinnen nicht von ihren Depressionen befreien, woraufhin die sich aus dem Fenster stürzt-aus einem Hochhaus in New York. Zum entspannen fährt Bill zu seinem Kollegen und Kumpel nach LA, doch nach kurzer Erholung wird sein Buddy umgebracht. Die Polizei bittet Bill, dessen Therapiegruppe zu übernehmen, weil sie den Mörder darin vermuten. Was hat Bills neue, junge Geliebte mit den Geschehnissen zu tun?
Hauptsächlich die falsche Werbung brachte den Thriller in Verruf - die meisten Leute sind ins Kino gerannt, um die ach so krassen Pornoszenen mit Bruce Willis und Jane March zu sehen, die natürlich nicht existieren. Dies hat der Produktion auch das R-rating in den USA versaut, während man hierzulande ab sechzehn die vollständige Fassung zu sehen kriegt, ähnliches ist auch bei Verhoevens "Basic Instinct" passiert. Was man tatsächlich bekommt ist ein teilweise derber, meist spannender und zweifellos sehr erotischer Thrill im angenehmen Flair des traumhaften Los Angeles. Die sehr ausführliche Erzählweise verleiht dem Film einen ungewohnten Touch, was manchen Gucker wohl schnell abgeschreckt hatte. Die Figuren sind allesamt sehr überdreht, und ob die fantastische Crew nicht ein wenig an overacting leidet, das spielt dann nicht so sehr eine Rolle.
Klar ist auch: das Drehbuch enthält viele viele Dummheiten und so manche Actionsequenz hätte man besser im Schneideraum gelassen, und die Finalszene auf dem Dach ist eine Ausgeburt an Unglauwürdigkeit.
Trotzdem: die Photographie ist toll, die Musik ist top, die Charaktere wissen in ihrer Einfachheit zu unterhalten und die Kompromißlosigkeit einiger Szenen ist mächtig ungewöhnlich.
Fazit: vielleicht macht das Fehlen eines perfekten Drehbuchs den Charme der Produktion aus, immerhin muss man nicht zwei Stunden lang den Kopf rauchen lassen, um dann den Schlusskniff überhaupt noch verarbeiten zu können. Einfach zurücklehnen, das Denken geht fast von alleine. Einer der ganz wenigen brauchbaren, modernen Thriller.
Härte: 4 von 10
Gesamteindruck: 7 von 10