Schematisch läuft der klassisch angelegte Rape & Revenge Film in drei Stufen ab: Annäherung, Vergewaltigung, Rache. Um vor allem letzteres in volle Zügen auskosten zu können, schickt man das Publikum auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die im vorliegenden Fall auf halber Strecke beinahe schlapp macht.
Bevor die angehende Archäologiestudentin Rachel von den Philippinen für zwei Jahre nach Melbourne geht, feiern sie und ihre beiden besten Freundinnen am Vorabend ihrer Abreise in einem Club. Hier treffen sie auf drei Typen, mit denen sie anschließend in das abgelegene Haus eines Künstlers gehen. Die Nacht nimmt einen verhängnisvollen Verlauf…
Regisseur Lawrence Fajardo hat durchaus eine Ahnung davon, wie man eine unheilvolle Atmosphäre generiert und immerhin wird Rachel nicht nur mit einem Kindheitstrauma, sondern auch mit einigen Skills ausgestattet, als sie ein betrügerisches Touristenpaar mit einigen Handgriffen zurecht weist. Doch danach zieht sich die Chose elendig.
Ein Treffen mit den Freundinnen offenbart unterdurchschnittliche Schauspielleistungen und im Club zieht es sich noch mal richtig, obgleich die leicht aufdringlichen Avancen der Typen bereits in eine eindeutige Richtung weisen und der gesunde Menschenverstand sogleich davon abraten würde, mit diesen an einen abgelegenen Ort zu wechseln. Natürlich sind zunächst Alkohol und später auch Drogen im Spiel, doch es dauert eine geschlagene Stunde, bis sich überhaupt etwas von Relevanz ereignet.
Das mangelnde Gespür fürs Timing und die schwach ausgearbeitete Dramaturgie werden primär im finalen Akt deutlich, als der Racheteil eigentlich so richtig ausholen müsste, doch Teile dessen gar zwischen den Credits landen. Jene Parts werden weder explizit zelebriert, noch schwingen da die obligatorischen Ausbrüche unkontrollierter Raserei mit. Die emotionale Genugtuung bleibt nahezu völlig aus, zumal einige Peiniger augenscheinlich davon kommen könnten.
Zwar sind entsprechende Vergewaltigungsszenen recht dreckig in Szene gesetzt und die ansonsten nicht überzeugenden Mimen wachsen über sich hinaus. Die Synchro, die sich beileibe nicht sonderlich bemüht, weicht hier größtenteils den eindringlichen Originaltönen, während sich der Score in diesen Teilen ebenfalls zurück hält. Doch dem Martyrium folgt eben nicht der erwartete Rundumschlag, - man hätte beinahe auch auf unspektakuläre Weise einfach die Polizei rufen können und die Wirkung wäre ähnlich gewesen.
Bis auf ein paar verwackelte Aufnahmen ist dem Werk handwerklich nicht viel anzukreiden. Mit eher simplen Mitteln sind die Kulissen angemessen düster gehalten, der Score hält sich angenehm zurück und die wenigen Gewalteinlagen sind passabel gestaltet. Erzählerisch krankt der Stoff hingegen an einer ungünstigen Gewichtung, die den Betrachter eher unbefriedigt zurück lässt, zumal der Vorlauf deutlich zuviel Zeit in Anspruch nimmt und entsprechende Racheaktionen zu oberflächlich und beiläufig abgehandelt werden.
Zehn Minuten weniger Club und zehn Minuten mehr Vergeltung hätten da schon einiges verändern können.
4,5 von 10