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Nach Castle Falls erneute die selbstgewählte (?) Doppelbelastung für Dolph Lundgren, die Übernahme gleichzeitig von Regie und Hauptrolle, dort zumindest auf der Leinwand noch durch Scott Adkins, hier bloß Kelsey Grammer und Michael Paré, also keinen wirklichen Recken an seiner Seite unterstützt. Lundgren selber, der zwischenzeitlich eine längere Pause vom Inszenieren eingelegt, aber diesbezüglich nichts verlernt hat, ist aktiv weiterhin auch vor der Kamera gefragt und entsprechend im Geschäft, er ist aber auch und dies nicht bloß beim genaueren Hinsehen (speziell zuletzt bei The Best Man oder auch Section 8) mittlerweile durch das Alter, durch eine Krankheit und damit verbundenen Einschränkungen und auch Operationen schmerzgeplagt und zuweilen deutlich in den Bewegungen und sicherlich auch in der Kraft selber gehandicapt. Dass er weiterhin die Karriere vorantreibt und autark mit unterstützt (Malevolence als nächste Regie ist in Vorbereitung) ist dabei die erste Lobpreisung, die Wanted Man abbekommt; und hoffentlich auch nicht die letzte:

Bei einem durch die DEA fingierten Drogendeal nahe der Grenze werden durch einen Überfall maskierter Männer alle Beteiligten, darunter auch die Agenten selber erschossen, einzig die beiden anwesenden Prostituierten Rosa Barranco [ Christina Villa ] und Leticia Gomez [ Daniela Soto-Brenner ] können fliehen. Der wegen einer Tätlichkeit im Beruf auffällig gewordene Det. Sergeant Mike Johansen [ Dolph Lundgren ] wird durch seinen Vorgesetzten Chief Hernandez [ Roger Cross ] als Strafe beauftragt, die beiden Damen von Mexiko abzuholen und sie zur Zeugenvernehmung nach San Diego zu bringen. Auf der Fahrt selber werden er und der ihn begleitende Officer De La Cruz [ James Joseph Pulido ] angegriffen; der verletzte Johansen informiert seine Freunde und (früheren) Kollegen Adam Hilts [ Aaron McPherson ], Brynner [ Kelsey Grammer ] und Tinelli [ Michael Paré ] bezüglich der Gefahrenlage.

Knapp 80 Minuten veranschlagt Lundgren (als Co-Autor auch) hier für seine Geschichte, gestemmt ist die Produktion wie könnte es anders sein, durch Millennium Media; zumindest ist sie durch die Firma präsentiert und veröffentlicht, der Einäugigen unter den Blinden, von Saban Films jetzt vielleicht einmal abgesehen. Dass man hier nicht die ganz großen Penunzen zur Verfügung hat, zumindest wenn man das Falschgeld im Aktenkoffer bei dem ersten Drogendeal nahe der kalifornisch-mexikanischen Grenze einmal ausblendet und nicht mitzählt, sieht man dabei schon an den ersten Bildern; mit dem Genre und der Verwertung ist heutzutage nicht mehr allzu viel Staat zu machen, ein bisschen On Demand und Digital, ein bisschen Kauf- und Leihgebühr auf den tragbaren Heimmedien zum Mitnehmen. Eine Art Schuppen Schrägstrich Werkstatthof als erster Schauplatz, Fusel und Funzellicht, es wird auf die Kooperation zwischen den beiden Ländern angestoßen, viel teurer wird der Film nicht. (Ein kleiner einstelliger Millionenbetrag wird die Ausgaben veranschlagen; alles andere rentiert sich nicht.)

Immerhin wird nicht lange Popanz gemacht und hinausgezögert, ein Überfall, die ersten halbes Dutzend Tote, zwei Zeuginnen auf dem Sprint durch die Pampa; die Erzählung macht keine Umwege, sondern die Flucht nach vorn. Rennen lässt der Regisseur hier andere, die Jüngeren, die Escortdamen im Minikleid, der Prolog bloß als Appetizer, die Prämisse steht bereit. Die Optik wird noch manchmal schöner, manchmal nicht, Lundgren geht auch in den Frühsport, in den Alltag des Trainings, er versucht sich fit zu halten, er quält sich sichtlich. Neben dem Frühstücksmüsli gibt es die politischen Schlagzeilen über dem Fernseher und einen Medikamentencocktail, die Situation wird in mehreren Zügen vorgestellt und eingeleitet, die Menge ist aufgehetzt, die Lage auf dem Siedepunkt, der Tag fängt schon schwierig an, der Stress auf vollen Touren, das Ärgernis beginnt.

Der Gegenstand des Ganzen war ein Ausraster und eine diskriminierende 'Ansprache', alles auf Video festgehalten, ein medialer Skandal, der Job steht auf der Kippe, ein neuer wird angeboten, damit sitzt man in der Tinte. Man stellt sich den Herausforderungen, der Polizist im Film seiner Vorgeschichte, seinem Alter, seinen Einschränkungen, seiner schwindenden Karriere; der Mann hinter und vor der Kamera stellt sich ebenso den Herausforderungen, das wenige finanzielle Guthaben, die Besetzung aus No-Names und Has-Beens, der mehrfachen Verantwortung, der Last auf den Schultern. "...what went terribly wrong.", und wie kommt man da heraus und wie wird es vielleicht wieder besser. Angeleiert mit einer Handvoll Stammtischparolen der 'alten weißen Männer', die sich vertrieben fühlen und zurückgestellt und die gesellschaftliche Lage als Rückstand betrachten und als unhaltbaren 'Kompromiss', wird eingangs über die Dialoge ein wenig gefühlte Bedrängnis geschürt und Ressentiments, eine Gratwanderung, in der man die eine Person auf dem Bildschirm nicht mit der anderen verwechseln sollte, ein fiktives Stochern in der Glut, als einfaches charakterliches Porträt, so reaktionär wie "Dirty 'Fucking' Harry."

"I like the 80s." heißt es hier bald, der Film hier spielt eher irgendwo zwischen Shrapnel - Kampf gegen das Kartell und The Shepherd: Border Patrol (und in Teilen One Ranger), die Bilder (gedreht in und bei Las Cruces, New Mexico) etwas ausgebleicht, die Handlung minimalistisch, aber an- und aufgeheizt, die Gegebenheiten staubtrocken, die Korruption allgegenwärtig. Schnell wird aus dem Ausflug in das 'Zentrum des Mondes' und der problemfrei angedachten Auslieferung ein Beschuss aus dem fahrenden Wagen, Blut spritzt durch Führerhaus, Leichen in Uniform fallen in den Staub und bedecken die Wüste, ein Killerkommando auf der Fährte. Dazwischen geht es ein wenig um Annäherung wider Willen und der Annahme von Gastfreundschaft, eine vom Saulus-zum-Paulus Wandlung des Wanted Man, der seine zuvor festgefahrene Ideologie überdenken muss und dies bei gutem mexikanischen Essen, entsprechender medizinischer Versorgung und spanischen Telenovelas (sowie der "Jungfrau von Guadalupe") schafft; das macht den Film zwischenzeitlich eher zum noch kleineren Drama, aber ist natürlich mit gutem Ansinnen geschrieben und tatsächlich auch so gespielt, besser wäre es noch, wenn der ganze Strang dahingehend gerafft. Castle Falls oder auch andere Vorarbeiten wie (der mediokre) Command Performance vom schwedischen Hünen hatten dahingehend eine zeitlich ablaufende enge Frist, oder insgesamt mehr Dringlichkeit, hier wird ein wenig pausiert, genesen, und auf Zeit, sowie später auch mit einer gewissen Paranoia gespielt. Wenigstens sind die Schergen vom Syndikat nicht ganz untätig und nicht gänzlich faul, irgendwann wird das 'Versteck' aufgespürt und das Feuer eröffnet, ein Häuser-Shootout, der nicht gänzlich an die anderen (wenigen aktuellen) Kollegen wie Kaufman oder Johnson herankommt, aber dennoch auch auf Einschusslöcher in Mensch und Mobiliar und Material vertraut, und entsprechend in die richtige Richtung geht. Die involvierten Personen sind einem nicht gänzlich egal, die Druckwellen zuweilen extensiv und spürbar, das Blut wird gerne mitten im Raum verteilt; ein etwas knarziges Szenario, dass keine großen Sprünge macht, aber seine Pflicht erfüllt.

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