Review

"He passed through Vicksburg at midnigt, the dull lights of the nonstop convenience stores and fast food restaurants fading in the rearview mirror as he drove onto Highway 61 and made his way north and into the Delta. The great alluvial plain spanning for thousands of acres, centuries of flooding from the Mississippi River creating deposits of the most fertile soil in the world, soil that for generations had made many rich and many more poor. Hundreds of flat miles. Haunts of slaves and soldiers. A land of the forgotten covered by boundless skies. Between his legs a pint of Wild Turkey. Between his fingers a skinny, woodtip cigar. In the cupholder a gas station cup of coffee. On the passenger seat an open plastic bag with two dozen red pills that killed the pain. His eyes scattered and alive and his cigar hand tapping the steering wheel to the stiff metal beat from the radio and the thumpity thump of the uneven highway. Halfwired, halfdrunk, fully loaded. There were few other headlights and out on the empty highway he floated from his lane and into the other and back again as if the truck itself was bored with the night."

Umliegend zu diversen Actionthrillern oder anderen artverwandten filmischen Erzeugnissen aus dem Broterwerb von und in der Hauptrolle mit Aaron Eckhart verankert, erscheint Rumble Through The Dark als eher kleineres, durchaus persönlicheres Werk, als Drama, was auch die Körperlichkeit des Mittfünfzigers und seine physische Präsenz erfordert, aber zusätzlich das Mimen- und Seelenspiel; etwas, was bspw. anders als erwartet auch in Muzzle - K-9 Narcotics Unit zutage und zum Tragen kam, aber nicht das hervorstechende Verkaufsargument war und auch sicherlich nicht unbedingt vom Klientel erpicht. Rumble selber stellt sich deutlich von Set und Setting her ab, gehört eher in die Kategorie von Desperation Road (dessen Autor Michael Farris Smith man sich bei der belletristischen Vorlage teilt, und der hier auch das Skript zu schreibt) oder The Dirty South, Provinzialdrama mit Proletarierleben, wo man nicht bloß sein Inneres, sondern auch sein Äußeres, den Leib gleich mit einsetzt und sich auf die 'alten Tage' immer noch oder wieder mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, mit den letzten Kräften quasi verkauft:

Der im Mississippi-Delta um Warren County herum bei der Pflegemutter Maryann [ Amanda Saunders ] aufgewachsene Jack Boucher [ Aaron Eckhart ] hat seit frühester Jugend sein Geld als Preisboxer mit dem Kampfnamen "The Butcher" verdient, was entsprechend Tribut an seiner Gesundheit forderte. Jack steht derzeit in Schulden von über 12.000 Dollar bei Big Momma Sweet [ Marianne Jean-Baptiste ], die mithilfe vom Ern [ Christopher Winchester ] illegale Wettkämpfe und dies auch um Leben und Tod austragen lässt, und aufgrund der bisherigen Zahlungsunfähigkeit ihres Schuldners auf diesen auch diversen Nachdruck, darunter einen Überfall von Skelly [ Joe Hursley ] ausführen lässt. Zur Hilfe kommt dem mittlerweile recht abgehalftert wirkenden Mann dabei Annette [ Bella Thorne ], die als Art erotische Tänzerin mit einem Wanderzirkus durch das karge Land reist, und vielleicht einen Ausweg weiß.

"His life was filled with drug dealers and illegal gamblers and men who killed dogs with other dogs and fighters like himself who lived in violent and unforgiving worlds. There had been women and even when he had found a small sympathy or something tender he knew that it was not true but part of the trade. The only one who loved him was sitting in a nursing home in Clarksdale and could no longer recognize his face or his name and he had betrayed her beyond even his own imagination but he had eight days to bring her home."

Hier wie dort das Kreuzen von Schicksalen, sind Lionsgate und Grindstone hinter der Produktion stehend, also in Form der Distribution und Präsentation, fast zwei Stunden Laufzeit erneut übrigens, ein stattliches Anliegen also, woanders ist der Bürgerkrieg kürzer. Um Krieg der Bewohner geht es hier auch, privat allerdings, im kleinen Rahmen, am Rande der Zivilisation, in der Pampa des Gelobten Landes, im Schatten der unbegrenzten Möglichkeiten, im Reich der Albträume. Eckhart als fast idealer Vertreter dessen, klein angefangen, zwischenzeitlich die Aufmerksamkeit erlangt und nahezu groß herausgekommen, nur für die sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm aber, Großproduktionen mit ihm führend in der Position sind an den Kinokassen eher gescheitert; seitdem wird sich umgeschaut nach dem zweiten Stapel Drehbücher, nach öfters auch Konventionellem, noch einmal den Heroen für die 'Videozunft' geben, solange dies glaubhaft und glaubwürdig ist. Der Mann ist dabei "healthy as a horse", wie er in Muzzle selber sagt, keine Übertreibung, zumindest optisch kantig und in Form, noch alles vorhanden, was man benötigt; ob Ausdauer, Kraft oder Schnelligkeit. (Ein Thomas Jane wäre aber eventuell noch interessanter gewesen, und nuancierter im Spiel.)

Dabei spielt er sich nicht selber, er porträtiert jemand aus dem Milieu, die ersten Bilder schon heruntergekommen, das bleibt auch so, es fängt von unten an, visuell und auch akustisch, durch das Voice Over, der Beginn der Erinnerung, der Beginn der Erzählung. Die wenigen Eindrücke aus der Kindheit sind genauso unscharf und dissoziativ gestört wie öfters die jetzigen Erlebnisse, viel Prügel wurde eingesteckt, ein ungesundes Leben, eine Belastung für die Sinne, ab und zu klinkt sich das Bewusstsein aus oder lässt sich gleiten und schweben, es pausiert für Momente, es geht in den Meltdown und in den Shutdown, es hängt wie der Körper in den Ringen. Man 'schläft ein' vor Schmerzen und man wacht durch diese auf, ein steter Strudel, ein sich potenzierender Kreislauf. "You used to be hell. But hell has caught up."

Ein ganzes Leben wird dabei erzählt, brechen sich vermehrt kürzere Rückblenden ihre Bahn in die Struktur, ein Denken an früher, warum es so weit gekommen ist, ob es hätte anders laufen können, die Fragen der Sozialisation und der Erziehung. Der Bart wird langsam grau, die Bewegungen verkrampft bis entstellt, der Thorax samt Hals nach vorne gebeugt, vor Schmerz und Muskelkater, der Körper gleichzeitig sauer und gestählt, die Augen müde bis grimassierend, man motiviert sich, man betäubt sich, man spricht mit sich selber. Das Leben als schlechter Rausch, Alkohol, Drogen, Glücksspiel, Gewalt, das ist auch so sogartig und gleichzeitig als Warnung abstoßend gefilmt, die Brutalität auch an ungewohnten Orten (irgendwo zwischen Carnivàle und Into the Badlands), eine violente Attacke von den Gläubigern auf der Außenpromenade eines lokalen Casinos, ein wüster Zweikampf, die Waffen, Totschläger, Messer und Schlagring werden gezückt und eingesetzt. Der Angriff (und ein nächster, von einer Mitfahrgelegenheit im Auto bei voller Fahrt) so überraschend und heimtückisch, wie die Gegend (gedreht wurde ca. 1h Autofahrt entfernt in Natchez County) gesetzlos, skrupellos und heruntergekommen ist, oft herrscht Unrat und Müll vor, Habseligkeiten sind rar, die Optik zerfressen von Armut, Neid und Gelbstich, selbst einstmals bessere Häuser sind nun von Getier zugehängt und mit Spinnenweben verziert, oder in sektiererische Außensiedlerkolonien unmoduliert.

Das Problem ist, man ist groß geworden in der (zuweilen anarchistisch bis apokalyptisch wirkenden) Gegend und nie herausgekommen, man ist bekannt dort und kennt sich trotzdem nicht mehr so richtig aus im Leben, man orientiert sich nach einer Art selbstgeschriebenen Fibel, seiner Bibel, der Film orientiert sich an dem, der da hineingeschrieben hat und es jetzt selber lesen muss, um nicht zu vergessen (und er orientiert sich eng an der Vorlage, Smith' "The Fighter", 2018, ein Jahr nach "Desperation Road" veröffentlicht.) Man ist dem Tode näher als dem Leben; bis eine Veränderung von außen eintritt und eine neue Figur in das Geschehen kommt, fast folgt man den Halluzinationen in das Jenseits, im letzten Augenblick wird man 'gefunden' und umgekehrt. Neuheiten in der Erzählungen stehen an, Zuwächse und Umwege und Umrundungen, von der Routine zur Notfallsituation, von dem bisher Bekannten in die Spezialität, in eine andere Situation, mit weiteren Verlusten, mit einer neuen Hoffnung auch vielleicht, die, für jemand geschürt wird und für jemand anderen untergeht. Dabei haben die Figuren ihre Aussetzer, ihr Unwissen und Gedächtnislücken, die Inszenierung nicht, sie beobachtet starr und streng und von mehreren Seiten, sie zeigt Perspektiven auf und Blickrichtungen, sie blinzelt in ein Maisfeld, in Kaschemmen, auf einen Rummelplatz und in stillgelegte Fabriken. Es wird gefahren, und gelaufen, es wird durch den Morast gerobbt und es wird sich ins Siechenbett gelegt.

"Jack approached the men sitting outside and asked who he needed to pay for the gas. “I’ll take your money honey,” said a graybeard. He put his hand on the shoulder of the man next to him and pushed himself up. “How much you get?” Jack held out a twenty dollar bill. “All that.” “Good cause I ain’t got no change.” “In my whole life of stopping at this store y’all never have.” “Whole life? I ain’t never seen you,” the graybeard said. “I come and go.” The graybeard turned to the other old men. “Y’all know this boy?” All shook their heads but one. He wore a straw hat cocked on his head and he got up and moved close to Jack. “Yep,” he said. “He’s that boy that cost me all that damn money over in Itta Bena one night.” The huddle laughed and one of them said, “What the hell you doing in Itta Bena anyhow?” “Losing my damn money on this old boy. Way out in the damn sticks in this dirt pit where shouldn’t damn nobody be. Like to got my ass carried off by mosquitoes. And got my pockets holed out.” “Holed out because I won or lost?” Jack asked. “Don’t recall.” “Because if you lost when I won then you should’ve known better.” “You don’t look like you never won much of nothing,” the man in the straw hat said and he craned his neck to get a better look at Jack’s scarred and crooked face."

Das Erzähltempo des angehenden Regieduos entsprechend ruhig, abseits der Ausbrüche von Wildheit und Brutalität, Worte formieren sich langsam zu Sätzen, die Sätze sind eher Hauptsätze, sind Fragen und Antworten, jeweils knapp gehalten und oft mit Verzögerung, selten Bonmots, erst mittig werden einige prägnante Verbalitäten und dann auch eine direkte Überschneidung beider Plotstränge und dies durchaus in inszenatorischer Sicherheit (mit einigen 'faulen' Tricks der Emotionalisierung) gehalten, und unterstützt durch eine zumeist positiv auffallende musikalische Untermalung präsentiert. Ein Drama, darstellerisch zuweilen etwas stumpf, ein Sittenbild, eine Schilderung der Umstände, ein Lebenslauf, eine Tour de Force, die Suche nach etwas verloren Gegangenen, ein Bangen auch um die Hauptfigur, die die Schuld und die Sühne in der Wiedergutmachung von Fehlern, mit möglicherweise weiteren Fehlern sucht und versucht.

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