Review

Nachdem Blumhouse das Genre des Slashers schon komödiantisch mit dem Zeitschleifenfilm („Happy Deathday“) und der Körpertausch-Comedy („Freaky“) gekreuzt hatte, ist bei der Produktionsfirma mit „Totally Killer“ nun die klassische Zeitreise als Motiv dran.
Man schreibt das Jahr 2022 in der Kleinstadt North Vernon, die 35 Jahre zuvor vom Sweet Sixteen Killer heimgesucht wurde, der drei Schülerinnen an ihren 16. Geburtstagen kurz vor Halloween mit jeweils 16 Messerstichen umbrachte. Jugendliche und True-Crime-Fans verkleiden sich immer noch mit der an Billy Idol gemahnenden Maske des Killers, Tour-Guides organisieren Führungen zu den Tatorten, während der Rest der Bewohner sein normales Leben führen will. Dazu gehört auch Pam Hughes (Julie Bowen), deren besten Freundinnen es waren, die anno 1987 dem Killer zum Opfer fielen. Deshalb will sie nicht, dass Tochter Jamie (Kiernan Shipka) an Halloween allein zu einem Konzert geht, schickt Ehemann Blake (Lochlyn Munro) als Chauffeur mit – und wird damit selbst zum Opfer des Killers, der nach 35 Jahren Pause wieder zuschlägt. Pam hat sich immerhin ähnlich wie andere Slasher-Survivor (man denke an Laurie Strode oder Sidney Prescott) gründlich vorbereitet, Selbstverteidigung geübt und Waffen im Haus versteckt, auch wenn der Killer letzten Endes die Oberhand behält.
Jamie ist am Boden zerstört, sucht nach Hinweisen auf die Identität des weiterhin unbekannten Mörders. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Amelia Creston (Kelcey Mawema) bastelt sie an einem Projekt für den Wissenschaftswettbewerb – einer Zeitmaschine, die allerdings nicht so ganz funktionieren will. Das hier ein superschlauer Teen nach den Designs der superschlauen Mutter eine Zeitmaschine bastelt, gehört zu den Unglaubwürdigkeiten, die man schlucken muss, dagegen war Doc Brown mit seinem plutoniumgetriebenen DeLorean regelrecht realitätsnah unterwegs, aber irgendwie muss der Zeitreiseplot ja in Gang kommen.

Zum Zeitsprung kommt es, als Jamie nachts von dem maskierten Schlitzer attackiert wird, sich in der Zeitmaschine versteckt und dessen zustoßendes Messer sich als benötigter Leiter erweist, um das Teil in Gang zu bringen. Jamie kommt im Jahr 1987 an, kurz vor Start der Mordserie, die es nun zu verhindern gilt…
„Scream“ und „Zurück in die Zukunft“ werden hier als Vorbilder im Dialog erwähnt, plus eine gehörige Portion John Hughes (man beachte den Nachnamen der Hauptfigur) als weitere Inspiration. Wieder einmal geht es um den Klassenkonflikt zwischen der In-Crowd und den Außenseitern, wobei Jamie feststellen muss, dass ihre Mutter in jungen Jahren gar nicht so beliebt war wie ihr alle Welt weißmachen will, sondern die Chefzicke und in einer Zickencrew war. Die Mollys, benannt nach Molly Ringwald. Außerdem treffen hier Millennial-Sensibilitäten auf die politisch weniger korrekten Eighties, in denen Bullying für viele Teens als probates Mittel gilt, um die Ungewollten im Zaum zu halten, und man den Geeks auch gerne mal ins Gesicht furzt, um seine Machtposition zu beweisen. Das sorgt für einige Fish-out-of-Water-Comedy, etwa wenn Jamie feststellen muss, dass Datenschutz und Ausweispflicht im Schulbüro Fremdworte sind, während Mütter mit Kindern im Auto noch quarzen, bis die Lunge besser geteert als die Landstraße ist.
Tatsächlich erweist sich „Totally Killer“ – ähnlich wie „Happy Deathday“ – als Zeitreisekomödie, die den Slasherpart bisweilen etwas stiefmütterlich behandelt. Natürlich geht es auch um die Suche nach dem Killer, um Jamies Versuche die Morde zu verhindern, aber genau darin liegt das Problem: Wann der Mörder zuschlägt und wen es trifft, ist bereits festgelegt und Jamie kann die Timeline da nur geringfügig ändern. Das nimmt den Stalk- und Slash-Szenen an Spannung, in denen eher unkreativ mit dem Messer geschlitzt wird und das Blut dann immerhin halbwegs ordentlich spritzt. Viele Motive fürs Morden werden nicht geboten, die falschen Fährten eher zaghaft ausgelegt, sodass man die Enthüllung des Menschen unter der Maske zwar durchaus überraschen kann, aber auch keinen großen Nachhall hat, da sich „Totally Killer“ ja kaum als Murder Mystery versucht hat. Das Finale auf dem Jahrmarkt dreht mit einer weiteren Überraschung und einem knalligen Showdown immerhin nochmal auf und die Konfrontationen zwischen Heldin und Killer haben es in sich. Aufgrund von Mutters Ängsten ist auch Jamie gut in Sachen Kampfkunst geschult, ähnlich wie der Mörder, weshalb bei diesen Zweikämpfen weniger gekreischt und geflohen wird, sondern es ordentlich auf die Mütze gibt.

Regisseurin Nahnatchka Khan hält das Ganze immerhin beschwingt und temporeich am Laufen, erfreut sich daran die 1980er in ihren knallbunten Farben zum Leben zu erwecken – natürlich ein weiterer Baustein zur immer noch andauernden Eighties-Retrowelle, aber in diesem Falle sogar inhaltlich motiviert. Schließlich war jenes Jahrzehnt die goldene Ära des Slasherfilms. Die Nostalgie wird gleichzeitig gefeiert und abrechnend gebrochen, wenn auch aus Jamies Augen doch nicht alles Gold ist, was für die Zeitgenossen glänzt. Die Komik wirkt manchmal etwas bemüht, etwa wenn Jamie die Mollys davon abhalten will die späteren Tatorte aufzusuchen, doch insgesamt sind bei den Gags mehr Treffer als Nieten dabei, was auch an manchem treffenden Spruch und mancher Situationskomik liegt. Ebenfalls durchaus gelungen ist das Zeitreisekonzept, das – wie bei eigentlich fast jedem Film dieser Art – nicht frei von logischen Stolperfallen daherkommt, aber doch relativ durchdacht mit den verschiedenen Zeitebenen und den Auswirkungen von Jamies Handeln spielt. Auch mit Blick darauf, was sie verändern kann und was nicht.
Kiernan Shipka kann die Hauptrolle als aufgeweckte Teenagerin mit Eighties-Kulturschock ziemlich gut schultern und schickt sich nach der Hauptrolle als Junghexe Sabrina nun ein neues Aushängeschild in Sachen Horrordarstellerin zu werden. Mit den bekannten Gesichtern von Julie Bowen und Lochlyn Munro in kleinen Parts als Eltern gibt es starken Support, während Olivia Holt als junge Pam, damals noch Miller, Queen Bee der Mollys und heimlicher Sci-Fi-Nerd, eine tolle Leistung erbringt. Eine Gastrolle hat Comedian Randall Park als semikompetenter Sheriff, der Rest vom Fest füllt seine Klischeerollen ganz launig aus.

So ganz reizt „Totally Killer“ sein charmantes Konzept nicht aus, ist eher eine Zeitreise-Komödie mit Culture Clash und Slasher-Elementen, ohne allerdings besonders viel auf ein Whodunit oder spannungsgeladene Mordszenen zu setzen. Die Gags sind meist ganz gut, auch wenn es ein paar Nieten gibt, Hauptdarstellerin Kiernan Shipka kann die Chose tragen und dank eines hohen Tempos und einer launigen Inszenierung ist „Totally Killer“ recht kurzweilig, wenn auch nicht der Knaller, den man daraus hätte machen können.

Details
Ähnliche Filme