Zu diesem Film gibt es eine Fülle von Vorschusslorbeeren. Bester Horrorfilm des Jahres, nervenzerrende Spannung, fiese Brutalität, tabubrechend usw. Die Erwartungshaltung während der Fantasy Filmfest White Nights war insofern hoch. Worum geht's?
Die argentinische Provinz. In der Nachbarschaft der Brüder Pedro und Jim liegt ein fetter Mann in einem Bett. Angeblich ist er von einem Dämon besessen. Der Mann sieht nicht gut aus. Bewegungsunfähig, aufgedunsen, übergewichtig, mit Abszessen und Eiterbeulen übersät scheint er am Verwesen zu sein. Warum sollte ein Dämon eigentlich seinen Wirtskörper derart zerstören und sich selbst alle Handlungsmöglichkeiten zu nehmen? Egal. Der von den Behörden gesandte Teufelsaustreiber liegt zerfetzt im Wald. Jetzt müssen die Brüder ran. Und müssen sieben Regeln beim Umgang mit Dämonen bedenken. Prompt geht der Transport schief. Das Subjekt fällt von der Ladefläche des LKWs und kann nicht mehr gefunden werden. Damit ist Unheil vorprogrammiert. Jetzt kann der Dämon in alle möglichen Personen fahren und tut das auch.
Regisseur Demian Rugna benutzt diese Ausgangslage, um so manche ekelerregende, brutale, bluttriefende Szene abzuliefern. Das befriedigt natürlich unsere Freunde heftiger Gemetzel. Mich hat das alles nicht erreicht. Ein guter Horrorfilm muss dich psychisch und geradezu physisch treffen. Beispiele dafür wären THE NAMELESS und MARTYRS. WHEN EVIL LURKS dagegen bleibt oberflächlich und um oberflächliche Schockmomente scheint es Rugna ja zu gehen, zumindest lese ich so seine Grußbotschaft, die er an die Kinobesucher gesandt hatte. Ein Bruder im Geiste zu Julia Ducournau. Der Film ist fahrig, ja geradezu fahrlässig ohne jede Stringenz inszeniert, weder spannend noch intensiv. Die (zu) vielen hektischen Dialoge lassen keinerlei bedrohliche Atmosphäre aufkommen, das alles rauscht an einem vorbei. Wie man das richtig machen kann, zeigte Bryan Bertino mit THE DARK AND THE WICKED. Aberglaube und Vorurteile, können sich in der Abgeschiedenheit der Provinz sehr wohl in der Psyche von Menschen einnisten und sie zu grausamen Handlungen gegenüber ihren Mitmenschen verleiten. Denn wenn Personen Situationen als real definieren, sind auch deren Konsequenzen real (W. und I. THOMAS).
Um einen subtilen Ansatz geht es Rugna aber nicht. Sorry, die Enttäuschung des Jahres. 3 Punkte sind mehr als genug.