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Paradise City scheinbar mit als Staffelübergabe von Bruce Willis an John Travolta gewesen, hat der Erste bekanntermaßen seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beendet, während der Zweite zwar auch schon mehrfach im DtV - Bereich aufgetreten ist, aber immer mit etwas größer, oder zumindest dem Anschein nach sich wichtiger nehmenden Produktionen. Travolta hier nun an der Seite von Kevin Dillon, welcher zuletzt gleich mehrfach beim Willis mit auf- und antrat, während das nächste Projekt Cash Out eine Regiearbeit von Randall Emmett, dem mitverantwortlichen Produzenten des letzten Karriereweges von Willis und bspw. auch der Regisseur dessen Midnight in the Switchgrass ist. Zudem ist auch hier 308 Entertainment (nebst Saban Films) für das Konstrukt zuständig, welche die (tatsächlich) besseren letzten Auftritte vom scheidenden Willis gestemmt haben. Klein ist die Welt, nicht wirklich vorhanden die finanziellen Mittel, für den (ehemaligen) Star Travolta als Zugpferd reicht aber noch das Geld:

Als Shelby Connors [ Shiloh Fernandez ] ohne viel Zusatzinformationen von seinem Cousin Trey [ Kevin Dillon ] zu einem Raubüberfall auf einen lokalen Pharmahändler überredet wird, ahnt er noch nicht, wohin er reingeraten ist. Der Überfall endet blutig und mit Toten, zudem steckt der Mob dahinter, sodass der Gangsterboss Ellis [ Robert Miano ] seinen Ausputzer Clayton Minor [ Stephen Dorff ] in die Gegend schickt,. Währenddessen sind Sheriff Bodie Davis [ John Travolta ] und sein Kollege Deputy Ben [ Timothy J. Murphy ] ebenfalls mit den Ermittlungen beschäftigt.

Schäbig ist das Milieu hier wie dort, unruhig die Kamera, aufgereizt die Stimmung und aufgedreht die Farbfilter; mit einem kriminellen Verhalten geht es auch los, mit einer Schuldeneintreibung im Waffengeschäft, Amerikas Zentrum wird bestohlen, der Kopf in die Vitrine geknallt, es geht gar nicht um die Kohlen, es geht um eine Warnung, eine Drohung. Mob Land erscheint im Titel, und die Antwort darauf, Travolta am Zielvisier, die Probleme hier und die Lösung sind gleichermaßen: mit der Waffe in der Hand, und mit Brutalität und Gewalt. Gedreht und geschrieben hat das mit Nicholas Maggio ein Neuling in der Branche, ein Debütant, die Optik ist kräftig, wenn auch düster, es wird sich etwas mehr Zeit genommen als üblich für derlei Geschichten, es wird versucht eine Stimmung zu erzeugen, Personen zu installieren und instruieren, eine Welt zu schaffen, "This whole place is becoming a fucking cliche." Das Gesicht des Hauptdarstellers ist zerfurcht, der Körper noch kräftig, etwas dem Alter geschuldet stabiler; Travolta ist neben (wenigen) anderen ernsthaften Optionen wie der auch aktive Gibson und dem nun wieder im Kino agierenden Cage als Thronfolger für Willis (nicht nur wegen vielerlei anderen Überschneidungen in der Laufbahn) in dem Bereich dennoch die beste Wahl.

Die Umgebung ist entlegen, Lawrence County, Alabama, ist White Trash, Arbeitermilieu, Dixieland, man lebt von der Hand in den Mund, mal eine zusätzliche und entsprechend hilfreiche Schicht. Die Gegenwart ist nicht rosig und die Zukunft auch nicht, das Geld reicht vorn und hinten nicht, man flüchtet sich in Drogen, in Medikamente, in alles, was eine Besserung für den Moment verspricht. Es wird ein wenig Idylle in dieser Ärmlichkeit vorgetäuscht, die Dialoge sind nichtig, aber und irgendwie seltsam bemüht, meist ohne wirklichen Inhalt, manchmal nur dafür da, weil man sich gerne reden hört und es die Zeilen füllt. Es gibt diverse Interaktionen und Familienszenen und Einzelbilder, die kreuzen sich dann irgendwann. "This town is dying, and these fuckers are getting rich from it." Es gibt das 'Happiness Pill Center', gleich neben der Karateschule, gegenüber die Autowaschanlage, mehr ist da nicht. Ein Ort, wo Amerika heimisch und wo es Zuhause ist.

Einen Ausflug und einen Oreo-Shake später hat man einen Coup geplant, der alles verbessern soll, aber alles zum Schlechten verändern wird, ein wenig Zeit ist jetzt schon vergangen, die Szenen laufen ab wie im Oxycontin-Rausch, ein wenig dämpfend, betäubend, die Zeit fühlt sich länger an, das Ganze ein wenig halluzinierend. "(...)We're not talking "Goodfellas" here, we're talking a couple slack jaws with pill problems." Der Überfall verläuft genauso, wie er geplant ist, im heillosen Chaos, man ist überfordert, man ist nicht vorbereitet, das Blut spritzt. Es gibt eine vielleicht solide, aber recht unruhig gefilmte, unnötig verwackelte und nicht sonderlich lange Verfolgungsjagd mit zwei Parteien und ein paar Schergen, und die Polizei ist auch bald dran und auf den Fersen. Nach der Sause kommt das böse Erwachen, das ist immer so in solchen Filmen, der Tag wird nicht mehr besser, als er eh schon ist, sondern eher umgekehrt; da hilft auch das Gerede von der Familie und die Bekanntschaft mit dem Sheriff nicht. Die Welt hier abgeschottet und ein Dorf, jeder kennt jeden, man weiß um seine Pappenheimer, man kennt jedes Versteck, jedes Gebüsch, und jedes Dickicht. Die Straßen heißen 'Old Fence Road', der Funkspruch geht in die Zentrale und gleichzeitig ins Nirgends, minimalistisch ist man hier gehalten, "Just you?" heißt die Frage nach der Verstärkung, "Just me." ist die Antwort, noch ein Darsteller mit Rang und Namen, der Timothy J. Murphy.

Das Ganze hat zuweilen seinen Reiz, das wirkt unverstellt, behäbig, zuweilen trocken wie ein Neo-Western, spartanisch sowieso, sinnierend, gleichzeitig beliebig und von der Theorie her bedeutsam, "as crooked as the Chattahoochee" quasi, Szenen aus dem Schneideraum haben es hier in den (in 11 Tagen im Mai 2022 in Georgia gedrehten, ursprünglich American Metal betitelten) Film und auf den Bildschirm oder die Leinwand geschafft, jede Minute Leben, jede Sekunde zum Atmen hier kostbar und wichtig. Eine gute Viertelstunde hätte man kürzen und damit das Tempo beschleunigen können. Hatte man nicht vor. Wollte man nicht. Manche Szenen kommen dafür umso überraschender, sind drastischer, zerreißen die Stille, ab der Mitte der Laufzeit hat man sich auf seine Art und Weise gefangen, und erzählt die Geschichte anders, als man ursprünglich denkt.

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