Ein schöner Morgen in einem ländlichen Anwesen irgendwo in den Staaten: die junge Brynn (Kaitlyn Dever) ist gerade aufgestanden und beginnt den Tag mit einem Blick auf ihre Puppenhäuser in ihrem großzügigen Hobbyraum, bevor sie sich in Ruhe schminkt und ankleidet. Ganz alleine wohnt die zierliche Frau, die wie ein Teenager wirkt, in dem zweistöckigen Haus, das auch einen kleinen Weiher im Garten umfasst. Dort kann man in Ruhe frühstücken und die Natur beobachten - eine friedliche Umgebung, deren Ambiente bezüglich Einrichtungsgegenständen und Kleidung wie aus den 1950er Jahren wirkt.
Doch wir befinden uns in der Gegenwart, und Brynn beginnt zögerlich, einen Brief zu schreiben - an eine gewisse Maude, offenbar eine gute Freundin, bei der sie sich für irgendetwas entschuldigt. Später will sie die Sendung aufgeben, aber der gerade vorgefahrene Postbote behandelt sie nicht sonderlich respektvoll. Überhaupt scheint sie keinerlei soziale Kontakte zu haben, niemand besucht sie, sie hat kein Handy und als einmal das Telefon läutet, legt sie sofort wieder auf, nachdem an anderen Ende jemand zu fluchen beginnt. Brynn scheint das alles egal, sie räumt im Haus auf und bereitet das Essen zu. All dies vollzieht sich übrigens ohne Dialoge - denn Brynn ist stumm.
Ihr Gehör hat sie jedoch nicht verloren, und als sie nachts Geräusche hört, schreckt sie unvermittelt auf: draußen scheinen Mülltonnen umgefallen zu sein. Tatsächlich aber hat sich ein grauer Alien ins Haus geschlichen, der die junge Frau zu Tode erschreckt: das seltsame Laute von sich gebende menschenähnliche Wesen mit dünnen Armen und Beinen und einem dafür umso größeren Kopf verfolgt Brynn durchs ganze Haus, wobei einige Möbel zu Bruch gehen. Erst im letzten Moment gelingt es ihr, den seltsamen Angreifer mit einem spitzen Gegenstand zu neutralisieren. Als sie sich beruhigt hat und am nächsten Morgen nach dem Wesen schaut, liegt dieses immer noch unter dem Teppich, mit dem Brynn es abgedeckt hatte. Doch damit ist die Angelegenheit keineswegs erledigt...
Es ist ein sehr merkwürdiges Ambiente, mit dem Regisseur Brian Duffield in seinem Sci-Fi-Mystery-Streifen No One Will Save You hier das Publikum zu locken weiß: Brynns Haus und seine jugendliche Bewohnerin wirken wie aus der Zeit gefallen, und gleichwohl ein kurzer Besuch am Friedhof mit einem 2019er Sterbedatum die Handlung klar in der Gegenwart positioniert, bleibt es lange Zeit unerklärlich, wieso die stumme Brynn alleine wohnt und ihr, wie man im Lauf des Films mitbekommt, andere Menschen mit finsteren Blicken und Ablehnung gegenübertreten. Dieses lange Zeit unaufgelöste Rätsel sorgt von Anfang an für eine grundsätzliche Spannung, die sich - wenngleich auf einer ganz anderen Ebene - mit dem nächtlichen Eintreffen der Aliens noch verstärkt. Denn nun muß sich die eingeschüchterte Frau ohne Hilfe von außen dieser Wesen erwehren.
Die Flucht vor den und die notdürftige Abwehr der Aliens machen einen Großteil des Films aus - die Außerirdischen, optisch ähnlich mißgestaltet wie ein E.T., natürlich aufgepeppt mit der fortgeschrittenen Computertechnik des 21. Jahrhunderts, sind mit diversen UFOs (schwarze flache Scheiben) gekommen, welche aus einer Öffnung Lichtstrahlen zur Erde senden, die auf dem Rasen helle Ringe hinterlassen. Die somit also nicht sonderlich innovativ gestalteten Aliens sind körperlich übermässig stark, äußern kehlige Laute und können mittels Lichtstrahlen aus ihren UFOs sich selbst oder auch Menschen teleportieren. Sie sind allerdings nicht in der Lage, eine sich hinter Möbeln versteckende Frau zu detektieren und müssen diese daher durchs ganze Haus jagen - hmmm? Ihre Invasion betrifft übrigens die ganze Gegend, wie eine Drohnenperspektive zeigt und Brynn spätestens anhand des auf dem Dach liegenden Lieferwagens des Paketboten bemerkt. Nach der ersten, glücklich abgewehrten Home Invasion erfolgt dann schon bald ein weiterer Versuch der Aliens, sich Brynn zu bemächtigen...
Nach dem behutsamen Aufbau der ohnehin seltsamen, sich durch die fremden Wesen noch weiter verändernden Situation der stummen Protagonistin schlägt der Plot dann in der Schlußviertelstunde eine Richtung ein, die man insgesamt als mißlungen bezeichnen muß. Denn statt einer Auflösung - ein gewisse Umstände erklärendes wichtiges Ereignis aus Brynns jüngerer Vergangenheit wird immerhin angedeutet - tritt ein offenbar selektives Verhalten der Aliens in den Vordergrund, das bezüglich Brynn zwar nicht viel Raum für Interpretationen zuläßt, den ratlosen Zuschauer aber mit noch viel mehr Fragen als zuvor zurückläßt. Ohne allzuviel spoilern zu wollen wirkt besonders die Heile-Welt-Szene auf den letzten Filmmetern eher verwirrend - worin liegt der Sinn dieser Alien-Invasion, was wollte die Regie damit - und mit der sorgfältigen Inszenierung zuvor - eigentlich ausdrücken?
Lange Zeit vor allem dank einer bemerkenswerten Leistung der Hauptdarstellerin Kaitlyn Dever in höheren Bewertungssphären schwebend, kippt No One Will Save You in den letzten 20 Minuten und findet sich schlußendlich im breiten Mittelfeld der Wir erklären gar nix, du mußt halt alles glauben was wir dir vorsetzen-Mystery-Schinken wieder. Schade, da war mehr drin. 6 Punkte.