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Erst kürzlich ist Detective Tom Nichols (Benicio Del Toro) übersiedelt, und die Ausgestaltung des neuen Eigenheims beschäftigt den ruhigen, arrivierten Cop fast schon mehr als der aktuelle Mordfall, den er und sein Partner Dan (Ato Essandoh) zu lösen haben: die Immobilienmaklerin Summer Elswick (Matilda Anna Ingrid Lutz), die gerade mit ihrem neuen Freund Will Grady (Justin Timberlake) ein luxuriöses Anwesen zur Besichtigung durch Kaufinteressenten vorbereitet hatte, wird von diesem ebendort tot aufgefunden.
Nichols, der zunächst völlig im Dunklen tappt, muß mühsam das Umfeld der Ermordeten erkunden: Summer war noch nicht von ihrem Ex-Mann geschieden und traf sich noch gelegentlich mit diesem, während sie bereits mit Grady, der einer Makler-Familie entstammte, zusammen war. Ein Eifersuchts-Drama? Nicht recht schlau werden die Cops auch aus deren Ex-Mann, am seltsamsten verhält sich jedoch ein gewisser Eli Phillips (Michael Pitt), ein Nachbar, dessen Familie vor Jahren aufgrund eines krummen Immobiliendeals Haus und Hof verlor, woraufhin sein Vater Selbstmord beging und der seitdem einen tiefen Groll gegen die Gradys hegt. Doch all dies sind nur vage Verdachtsmomente, konkretisieren läßt vorerst gar nichts, auch die Farbe, die die Tote (neben merkwürdigen Bissspuren) an der Hand hatte oder die ungewöhnlich tief und unlösbar in ihrem Hüftknochen steckende Stichwaffe bleiben für die Ermittler ein Rätsel.
Doch dies ficht den fast schon phlegmatischen Nichols, der mit seiner lebenslustigen Frau Judy (Alicia Silverstone) gerne zum Tanzen geht, vorerst nicht an: gemütlich sitzt er mit langjährigen Kollegen und Vorgesetzten wie Captain Robert Allen (Eric Bogosian), Chief Marty Graeber (Mike Pniewski) und dem glatzköpfigen Wally (Domenick Lombardozzi) bei einem Bier und sinniert über die Zeit bis zur und nach der Pension.
Doch je mehr er sich mit dem rätselhaften Fall beschäftigt, desto mehr gerät Nichols selbst in diesen hinein - zunehmend  fühlt sich der Ermittler wie in einer Schlangengrube (worauf der Titel hinweist) und weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann...

In seinem ersten abendfüllenden Spielfilm Reptile läßt der bisher im Bereich Videoclips erfolgreiche Regisseur Grant Singer, unterstützt von Del Toro, der am Drehbuch mitschrieb, eine ganze Reihe ungewöhnlicher bis skurriler Ideen vom Stapel, die das geneigte Publikum ein ums andere Mal in die Irre führen und oftmals im Nichts verlaufen. Am Ende dieses wendungsreichen Slow Burners ist es nur noch Hauptdarsteller Del Toro, dessen zurückhaltendes und streckenweise betulich wirkendes Verhalten als einzige Konstante übrigbleibt, während rundherum alles in einem Sumpf aus Lügen und Korruption versinkt.

Reptile legt großen Wert auf die Figurenzeichnung seiner Proponenten: angefangen bei Nichols, der neben seinem Job als Ermittler auch ein Familienmensch sein will und von einer berührungsfreien Küchenarmatur träumt, die er dann tatsächlich auch beschafft. Großzügig sieht er darüber hinweg, daß die Handwerker zuhause ein Loch in der Decke verursacht haben, als deren Vorarbeiter jedoch allzu auffällig mit seiner Frau Judy flirtet und "zufällig" auch beim Tanzabend aufkreuzt, zeigt Nichols diesem ebenso unaufgeregt wie deutlich dessen Grenzen auf. Unbeantwortet bleibt jedoch, wieso die ansonsten loyal  zu ihrem Tom stehende Judy dabei mitspielt und wie weit sie tatsächlich gegangen wäre.
Die interessanteste Nebenfigur ist jener Freak, dessen Vater seine Farm an die Gradys verloren hatte: optisch eher an einen Drogenkonsumenten erinnernd ist jener Eli Phillips jedoch ein aufgewecktes Kerlchen, der den verdutzten Beamten erklärt, deren Vergangenheit durchleuchtet zu haben, am selben Tag wie einer von ihnen Geburtstag zu feiern und daß er überhaupt gerne den Polizeifunk abhört. Daß die verhassten Gradys angeblich in Drogendeals verwickelt seien, nehmen ihm die Ermittler jedoch nicht ab. Später besucht er Nichols privat, wird fast als Einbrecher erschossen und hinterläßt heimlich einen ominösen USB-Stick...
Makler Grady scheint anfangs vom Tod der Freundin betroffen, kreuzt aber wenige Tage danach mit einer anderen Blondine nonchalant in einem Restaurant auf und wird Opfer eines völlig abgedrehten, tatortgeilen Pärchens, das sich als Kaufinteressenten für die Mordvilla ausgibt (was für eine Szene!). Später ist er offenbar an einem im Off stattfindenden Mord beteiligt, was die Regie aber absichtlich im Dunklen läßt. Auch was es mit der Verletzung an Nichols Hand, der roten Farbe an der Hand der Ermordeten und der kleinen Kapelle in the middle of nowhere (aus der die Farbe stammte) auf sich hatte, überhaupt wer die Maklerin tatsächlich ermordet hatte (nicht jedoch das Motiv) bleibt wie so vieles andere vollkommen ungeklärt.

Trotz dieser manchmal etwas ärgerlichen Verwirrstrategie mit seinen  vielen Fäden vergehen die insgesamt 134 Filmminuten jedoch ohne Längen, bis im furiosen Finale dann eine harmlose Frisbeescheibe als Zünglein an der Waage über Erfolg und Mißerfolg entscheidet. Weniger der eigentliche Plot als vielmehr der wieder einmal die Sympathien auf sich ziehende Benito Del Toro wie auch der bis in die Nebenrollen hervorragend besetzte Cast machen Reptile zu einer Empfehlung: 8 Punkte.

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