Review

iHaveCNit: The Bikeriders (2024) – Jeff Nichols – Universal

Deutscher Kinostart: 20.06.2024

gesehen am 23.06.2024

Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 14 – 17:25 Uhr

Ein von mir sehr heiß erwarteter Film in den Kinos war der von Jeff Nichols inszenierte „The Bikeriders“. Nicht nur weil mir die bisherige Filmographie von Jeff Nichols mit Filmen wie „Mud“ ; „Loving“ und „Midnight Special“ immer sehr interessante Filme hervorgebracht hat, sondern auch, weil uns in „The Bikeriders“ ein spannendes Ensemble erwartet, an deren Spitze das Trio aus Jodie Comer, Austin Butler und Tom Hardy die Hauptrollen übernommen hat. Und der Film hat mich wie auch alle Beteiligten nicht enttäuscht.

Kathy trifft sich ein paar Mal mit dem Journalisten Danny. Gemeinsam wie der Journalist hat sie eine eigene Geschichte über den Motorrad-Club Vandals aus Chicago, denn der Journalist wurde wie auch sie einst Teil des Clubs. Mit ihm tauscht sie sich aus, wie sie zum Club gekommen ist, ihren Mann Benny kennenlernte und miterlebt hat, welche Konflikte dessen Verbundenheit zum Club und zum Leiter Johnny mit sich bringen werden und welche Veränderungen der Club über die Zeit bis in die 70er hinein durchmacht.

Selbst wenn „The Bikeriders“ im gleichen Milieu unterwegs ist wie die ähnlich gelagerten Serien „Sons of Anarchy“ und dessen Ableger „Mayans MC“ sollte man hier keine filmische auf knapp 2 Stunden gestraffte Version beider Serien erwarten. Dafür ist auch eine Serie mit seiner über mehrere Folgen und Stunden gezogenen Handlung ein Mittel, dass wesentlich mehr in die Tiefe gehen kann und dass auch tut. Beide Serien spielen auch in anderen zeitlichen Phasen der Motorrad-Clubs als es „The Bikeriders“ von Jeff Nichols tut. Man könnte bei „The Bikeriders“ so etwas wie „Goodfellas“ meets „Easy Rider“ sagen, das wird meiner Meinung aber dem Film nicht unbedingt gerecht. Für mich ist „The Bikeriders“ am ehesten mit Paul Thomas Andersons „Boogie Nights“ vergleichbar, weil er sich auch als filmisches Zeitdokument verstehen kann für ein Milieu, dass sich in einem gesellschaftlichen Umbruch befindet. „The Bikeriders“ basiert auf einem Bildband von Danny Lyons, der hier in Form von Mike Faist auch in kurzen Sequenzen Teil des Films wird. Der Film ist ein authentisches, atmosphärisch inszeniertes und bodenständiges Zeitdokument über die Anfangszeit der Motorrad-Clubs in Amerika am Beispiel der Vandals in Chicago. Damit ist er für mich semidokumentarisch, semibiographisch und semifiktional. Dafür wird er vielleicht in seiner Form als Spielfilm an manchen Stellen nicht allzu sehr in die Tiefe gehen und auch nicht ganz ein spannendes Pacing entwickeln können, mich hat er aber durchaus begeistern können durch sein Ensemble aus skurrilen, tragischen und spannenden Charakteren, bei denen die Begeisterung für das Motorradfahren, die Gemeinschaft und einen gewissen, respektvollen Umgang miteinander, bei dem Auseinandersetzungen geklärt worden sind, als einer vielleicht blutend am Boden lag und man danach wieder gemeinsam etwas miteinander getrunken hat. Einer Zeit, in der sich die Gewalt nicht verroht und zugespitzt hat. Aber auch spürbar wird, welche Konflikte die Umbrüche in den Motorrad-Clubs hin zu kriminellen Geschäften mit sich bringen. All das ist großartig spürbar auch am Beispiel des von Tom Hardy gespielten Johnny und auch anhand von Jodie Comers Kathy, die beide Kern des Konflikts für Austin Butlers Benny sind, der für mich eher weniger greifbar war durch seine relativ lässige, stille, coole und unberechenbare Auslegung, die viel mehr Wert auf den Style von Butler und Benny legt als auf charakterliche Greifbarkeit und Tiefe. Das wie auch das Pacing sorgt bei mir dafür, dass der Film trotz eines Lieblingsschauspielers wie Tom Hardy etwas an meiner Top-Wertung vorbeigefahren ist.

„The Bikeriders“ - My First Look – 9/10 Punkte





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