In der Stadt Plymouth in Massachusetts kommt es am Thanksgiving-Abend zu einer Tragödie, als Kaufhaus-Besitzer Thomas Wright beschließt, den Laden für den anstehenden Black Friday-Sale schon einige Stunden früher zu öffnen und die in Massen auflaufenden Kunden sich in ihrer Gier nach kostenlosen Waffeleisen gegenseitig niedertrampeln, was einige Todesopfer fordert. Ein Jahr später erhalten Wrights Tochter Jessica und ihre Freunde per social media mysteriöse Nachrichten von einem Unbekannten, der sie auf dem Foto eines gedeckten Tisches taggt, bei dem die Plätze schon mit ihren Namen reserviert sind. Als kurz darauf eine unheimliche Gestalt verkleidet als Stadtgründer John Carver umgeht und nicht nur Truthähne tranchiert, ist klar, dass da jemand Rache an denjenigen übt, die er für die damaligen Vorfälle im RightMart verantwortlich hält... Nach 16 Jahren hat sich Eli Roth nun also doch nochmal an seinen Fake-Trailer-Beitrag zur 2007er-Tarantino/Rodriguez-Kollaboration "Grindhouse" erinnert, der damals ja innerhalb derselben durchaus ein kleines Highlight markiert hatte, und mit einiger Verspätung endlich eine Langfilm-Version von "Thanksgiving" abgeliefert... nun ja, soviel vorweg: Das Warten hat sich gelohnt, denn auch wenn die Optik nun gestriegelt und geschniegelt und nicht mehr schmandig-versifft wie eine runtergerockte Kino-Kopie daherkommt, so hat sich der 2023er-"Thanksgiving" mit seinem förmlich zelebrierten, rüden Body Count nach früh80er-Manier doch trotzdem viel altmodischen Charme bewahrt und ist damit einer der gelungeneren Genre-Throwbacks der letzten Zeit geworden. Fairerweise muss ich anmerken, dass ich mit Eli Roth zu "Cabin Fever"- und "Hostel"-Zeiten - um es mal höflich auszudrücken - nicht so wirklich warm geworden bin, nach "The Green Inferno" und dem "Death Wish"-Remake nun aber anscheinend meinen Frieden mit ihm geschlossen habe... oder vielleicht ist es auch nur so, dass seine wieder mal nicht allzu sympathisch gezeichneten Teenie-Protagonisten innerhalb eines typischen Slasherfilm-Kontextes nicht allzu sehr aus dem Rahmen fallen und einem nicht so gänzlich auf den Sack gehen, wie seine Backpack-Touris, die in Osteuropa weggehostelt wurden. Eines muss man ihm aber wirklich lassen: Die bös-satirische Eingangs-Sequenz ist schlichtweg brillant und bringt den Wahnsinn rund um derartige Black Friday-Sales genau auf den Punkt (wie hat Bill Burr schon vor Jahren in Conan O'Briens Late-Night-Show so richtig bemerkt: "You know what they got? They got trampled!"). Ähnlich wie Robert Rodriguez bei seinem "Machete" hat man sich übrigens auch hier bemüht, die aus dem Fake-Trailer bekannten, erinnerungswürdigen Momente in die Langfilm-Version hinüberzuretten... die meisten makaberen Einfälle sind also auch hier drin, lediglich die Trampolin-Szene wurde etwas abgemildert und man hat auf Gags wie die Blowjob-Enthauptung und den gefickten Truthan verzichtet, was "Thanksgiving" halt als "ernsthaften" Genre-Vertreter kennzeichnet und nicht nur als Inside-Joke, der auf abendfüllende Länge gedehnt wurde. Schön ist jedenfalls, dass man die guten, alten Teenager-in-Angst-Motive hier mal wieder mächtig aufpoliert hat, ohne dabei in pseudo-ironisches Gehabe zu verfallen, und im selben Rutsch auch den Beweis dafür liefert, dass ein Whodunit?-Plot halt immer noch problemlos einen kompletten Film trägt, auch wenn die Rätselraterei rund um die Identität des Killers hier doch vielleicht ein wenig zu wünschen übrig lässt (innerhalb der Geschichte des Streifens gibt es da zwar mehrere Möglichkeiten, die allesamt gleichermaßen verdächtig sind, aber beim Blick auf den Cast kann's eigentlich doch nur einer sein). Trotzdem, den Spaß an der Angelegenheit mindert das nicht wirklich und so ist "Thanksgiving", den man sowohl qualitativ als auch in Sachen Blutvergießen ziemlich genau auf einem Level mit "My Bloody Valentine 3D" und "Silent Night - Leise rieselt das Blut" verorten kann, im direkten Vergleich zu "Scream VI" definitiv der bessere Slasher-Streifen von 2023 (und für Patrick Dempsey nach 23 Jahren eine gelungenere Rückkehr ins Schlitzerfilm-Metier als "Scream 3"). Fazit: Vielleicht nicht das allerfeinste Festtags-Dinner, aber schmeckt und macht satt.
8/10