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Speziell in Horrorfilmen sollte man nie zuviel hinein interpretieren, doch wenn ein solcher aus Jugoslawien kommt und nicht nur unterschwellig ein paar deutliche Metaphern bezüglich totalitärer Systeme parat hält, muss man sich schon wundern, wie "Der Rattengott" relativ unbeschadet an die Öffentlichkeit gelangen konnte.

Tschechei in den Zwanzigern: Der erfolglose Schriftsteller Ivan wird aus seiner Wohnung geworfen, die Weltwirtschaftskrise herrscht überall. Als er in der verwaisten Nationalbank übernachtet, beobachtet er das rauschende Fest einer merkwürdigen Gesellschaft. Wie sich herausstellt, sind dieses Rattenmenschen, die mithilfe ihres Erlösers die Weltherrschaft anstreben...

Der Stoff erinnert stark an "Die Dämonischen", denn auch hier finden Transformationen statt und Menschen sehen auf den ersten Blick nahezu unverändert aus. Zudem gibt es vereinzelte Doppelgänger, wie Ivan anhand seiner Flamme Sonja feststellen muss. Ihr Vater arbeitet an einem tödlichen Gift für die Ratten, während die These der Rattenmenschen in einem jahrhunderte alten Buch vermerkt ist, wonach der Autor seinerzeit in Bremen auf dem Scheiterhaufen gelandet sein soll.

Die düstere Stimmung spannt sich über die komplette Landschaft; Himmel oder gar Sonne sind nie im Bild festgehalten, alles wirkt grau und schäbig wie ein schwammiges Versteck, in dem in jedem Winkel eine Ratte lauern kann. Diese wiederum könnten als Metapher für kleine Spione betrachtet werden, welche für Tito im kommunistischen Regime Informationen sammeln. Die Rattenmenschen erinnern hingegen an die SS mit ihren ausschweifenden Festen und einigen Bewachern in gestapoähnlicher Verkleidung. Und mittendrin ein designierter Ivan, der niemandem mehr trauen kann.

Tierhorrorfans werden folgerichtig kaum bedient. Es gibt zwar kurze Szenen, in denen einzelne Ratten auftauchen und kleine Bisse werden auch angedeutet, doch die Ratten an sich stellen nicht die Bedrohung dar. Teilweise ist das Make-up zwar ein wenig dick aufgetragen und sieht nach verriebener Asche im Gesicht aus, doch die spitzen Nagezähne sind recht abstoßend in Szene gesetzt. Die Kamera liefert ein paar gefällige Blickwinkel und auch der Score kommt mit einer bunten Palette daher, die von volkstümlichen Klängen bis Jazz reicht.

Leider wird die Parabel nicht sonderlich spannend vorgetragen, nicht alle Mimen können überzeugen und auch diverse Twists kommen nicht allzu überraschend. Doch auf der Habenseite punktet ganz klar die bedrohliche Atmosphäre, einige skurrile Bilder und Hauptdarsteller Ivica Vidovich, der als Ivan überzeugend durch die Angelegenheit führt.
Ein Streifen, der auf alle Fälle durch seine Andersartigkeit besticht, vielleicht nicht gerade durch spannende Momente überzeugt, doch das Gesamtpaket überrascht im Kontext des Produktionslandes in jeder Hinsicht.
6,5 von 10

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