Der Rattengott
Während der Weltwirtschaftskrise tigert der erfolg - und arbeitslose Schriftsteller Ivan durch die Stadt. Nachdem er mangels Geld aus seiner Wohnung geflogen ist, will er seine Bücher auf dem Flohmarkt verkaufen und lernt dabei die liebliche Sonja Boskovitch kennen und lieben. Die holde rothaarige Schönheit lebt mit ihrem Papa, einem Wissenschaftler, zusammen. Leider werden Ivan und Sonja wegen einer Razzia wieder getrennt. Aber zumindest findet Ivan für die Nacht einen Unterschlupf in der verlassenen Zentralbank des Landes. Aber dort erlebt er ein grausiges Bankett, bei dem sich ihm eine politische Intrige zur Übernahme der Macht in der Stadt sowie Pläne zur Ermordung von Sonjas Vater offenbaren. Die düster-dekadenten Teilnehmer der ordinären Fressorgie entpuppen sich als recht sinistre und extrem gruselige rattenhafte Gestalten und daher flüchtet unser Ivan, um Sonjas Papa zu warnen.
Er sucht die Boskovichs auf und wird in die merkwürdige Welt des Professor Boskovic aufgenommen. Dieser ist überzeugt, dass sich die Ratten unter der Führung des sogenannten Rattengottes in Menschen verwandeln können um die Herrschaft über die zerfallende Zivilisation zu übernehmen. Da das verhindert werden muss, entwickelte er eine Art „Rattengift“ zur Entlarvung und Vernichtung der renitenten Ratzen. Ivan wird sein Assistent und lernt so einiges.
Leider sind dem Prof die Ratten schon auf der Spur. Er wird ermordet und auch der Bürgermeister, den Ivan vorher blauäugig ins Vertrauen gezogen hat, ist keine große Hilfe beim Kampf gegen die Menschenratten – im Gegenteil. Ivan wird entführt und in deren Hauptquartier gebracht, wo er Zeuge wird, wie sich die perfiden Pelztiere durch ein Paar Bisse in die Gestalt des jeweiligen gebissenen Opfers verwandeln. Die menschlichen Originale werden anschließend um die Ecke gebracht. Dabei lernt Ivan auch den Anführer der mistigen Nager und damit auch den „Rattengott“ kennen.
Es ist kein geringerer als der nette Herr Bürgermeister. Es kommt zu einem heftigen Gerangel und Ivan kann fliehen. Dabei läuft er Sonja über den Weg und in der irrigen Annahme, sie wäre auch ein Rattenduplikat, erdrosselt er sie und wirft er sie kurzerhand über eine Mauer – ätsch, das war aber wohl die echte Sonja, denn kurze Zeit später trifft er wirklich auf das ratzige Double seiner Angebeteten.
Zurück im Labor stellt er fest, daß dieses zerstört wurde, doch ein kleines Schälchen des Giftes ist noch übrig geblieben, Dieses kriegt der Bürgermeister ins Gesicht, als er auftaucht, um Ivan den Rest zu geben. Das giftige Wässerchen wirkt hervorragend und der Rattengott geht mitsamt seiner Brut zu Grunde.
Nach erfolgreichem Kampf sitzt Ivan verzweifelt und total erledigt auf einer Parkbank. Da sieht er eine Frau vorbei spazieren, die genau wie seine Sonja aussieht und in die Ferne entschwindet. Ist sie es wirklich, oder ist er jetzt wahnsinnig geworden? Ein tolles, sureales Ende.
Der Film ist eine feine Parabel auf das Entstehen nationalsozialistischer Bewegungen und auf die Unterwanderung der Gesellschaft der 20er und 30er Jahre duch nationalsozialistische Elementen. In Zeiten der Not kommt ein großer Erlöser, ein Führer, der die Notleidenden aus der Verzweiflung holt und dafür sorgt, daß es allen wieder gut geht - aber nur wenn sie schön parieren und gehorchen und auch schön brav mitmachen.
Der Rattengott ist eine tolle Mischung aus Politfabel und Horrorfilm, hier paaren sich phantastische und sozialkritische Elemente. Die Effekte halten sich in Grenzen, die Masken sind recht einfach, ein bischen Blut und ne leckere Sexszene gibt es auch. Der Film bietet uns eine großartige Atmosphäre, die Kamerarbeit und Bildsprache ist ganz vorzüglich, Ausstattung und Drehorte sind absolut top. Besonders die Szene mit dem Bankett, in dem die Tafel als halbes Hakenkreuz dargestellt wird, zeugt von Einfallsreichtum.
Die Darsteller - damals in ihrer Heimat Topstars - sind allesamt erste Klasse. Das Drehbuch hat zwar ein paar Holperer (z.B. als der Ivan bei der Auskunft die Telefonnummer seiner Angebeteten erfragen will, von der er aber nur den Vornamen kennt und weiß daß sie außerhalb der Stadt bei ihrem Vater wohnt und prompt kriegt er die Nummer - da kann sich unsere Telekom mal eine Scheibe abschneiden…) ist aber gut und schlüssig.
Schade, daß es den Film nur auf einem schweinteueren VHS-Sammlerstück gibt. Im Fernsehen lief er schon ewig lange nicht mehr, aber ich geb heute mal einen heißen Tip:
Auf einer großen Internetplattform gibts den Film auf D und in
guter Qualität...
Film auf deutsch und in guter Qualität.