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“Eagle Shadow Fist”, ein früher Film mit Beteiligung des späteren Hongkong-Superstars Jackie Chan, versteht sich selbst als historisches Drama, in dem die Martial Arts zum Mittel der Konfliktlösung werden. Optisch vollkommen uninteressant, ist das einzig wirklich Beachtenswerte an diesem Eastern die Konstellation; alle weiteren Erwartungen werden dann im Laufe der knapp 90 Minuten recht bitter enttäuscht.

Anfang der Dreißiger Jahre war Japan eine aufstrebende Großmacht mit enormen wirtschaftlichen Ambitionen. Das demographische Wachstum war beachtlich, und konträr dazu herrschte akuter Rohstoffmangel vor. So war die Notwendigkeit gegeben, sich auf andere Gebiete auszubreiten - nicht nur, um den ökonomischen Bestand zu erhalten, sondern um ihn gar auszuweiten. Ein Großreich mit einer aus eigenem Antrieb wachsenden Wirtschaft war das Ziel, zu dessen Realisierung es territorialer Ausweitung bedurfte. So wurde zunächst die an Rohstoffen (Erz und Kohle) reiche Mandschurei erschlossen, und von dort aus schließlich das komplette Nordchina in Angriff genommen. Für dessen Bewohner bedeutete der japanische Übergriff natürlich in der Regel nichts Gutes, und das soll in “Eagle Shadow Fist” exemplarisch an einem Dorf rekonstruiert werden.

Mit Krieg, militärischen Großeinsätzen oder der Nachzeichnung der praktisch überall wütenden Weltwirtschaftskrise hat Zhu Mus Film freilich nichts am Hut; Makroperspektiven werden vollkommen außer Acht gelassen, man konzentriert sich hier vollkommen auf das isolierte Szenario. Primär natürlich aus Kostengründen, hat sich dann das ganze Filmkonzept eher auf eine Art Kammerspiel ausgerichtet. Wir sehen hin und wieder lediglich ein paar Statisten in japanischer Militärbekleidung, die wie Alien-Invasoren in die Idylle eingreifen und das ruhige Leben der Bewohner der nordchinesischen Provinzen zunichte macht.

Dem entgegen steht eine Gruppe von Theaterschauspielern, die das Geschehen recht schnell zu einer klischeehaften Gut-Böse-Sache macht. Hier wird die Chance vertan, die nette Grundidee auszunutzen und sich von den Martial Arts-Gepflogenheiten abzuheben. Dass die vorhandenen Möglichkeiten einfach nicht genutzt werden, ist ein ganz enormes Minus, denn wo andere Filme sich dann wenigstens auf die Kampfszenen konzentrierten, so sind die Choreografien diesmal stumpfsinnig, kantig und simpel, weil sie schlicht und einfach nicht zum Zentrum des Films auserkoren sind.
Dem ist damit einzulenken, dass der Inszenierung der Martial Arts eine durchaus passende Radikalität nicht abzusprechen ist. So verhältnismäßig ungelenk die Kämpfe sein mögen, recht beständig und gnadenlos sind sie auch. Tritte und Schläge erfolgen direkt und frontal, zwischendrin gibt es einige blutige Einlagen wie einen Biss in die Wange oder ein Durchstoßen der Ferse mit einem Dolch zu sehen. Und dies wirkt sich wiederum auf die Atmosphäre aus: Wer auf Slapstick aus ist, sollte sich besser fernhalten, denn intendierter Humor ist kaum vorhanden, wenn überhaupt, unfreiwilliger. So wirken die “Guten” mit ihren stets geschminkten Theatergesichtern äußerst albern. Wong Ching und Jackie Chan sind in ihren “tuffigen” Outfits alles, nur nicht identifikationswürdig; deswegen entfaltet die Gegenüberstellung von Gut und Böse keinerlei Wirkung. Auch individuelle Männerfreund- und Feindschaften sowie Frauengeschichten bleiben relativ uninspiriert, lassen den Zuschauer kalt und bieten auch keine Parallele zu den ursprünglich angesprochenen gesellschaftlichen Missständen.

Die Inszenierung wirkt derweil heute leider derart altbacken, dass dem Geschehen nur schwer zu folgen ist und ein Blick auf die Uhr kaum ausbleibt. “Eagle Shadow Fist” entwickelt zu keinem Zeitpunkt Eigendynamik, er trägt sich nicht selbst, sondern lässt sich von der Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers tragen - und die ist nun mal nur begrenzt aufnahmefähig. Optisch ist das Szenario aus Staub, Lehm und Stein alles andere als attraktiv, Kamera und Schnitt tragen auch nicht unbedingt zur Besserung bei. Nicht der Rede wert sind auch Dialoge, Musik und Schauspielerleistungen, die allesamt recht dürftig ausfallen.

Ein Totalausfall ist “Eagle Shadow Fist” nun nicht, dazu bleibt die Ausgangskonstellation zu interessant und ist die triste Stimmung zu dicht. Das eine oder andere schöne Szenenbild, wie etwa der Kampf über den Dächern (der etwas an einen Level aus “Dead or Alive 2" erinnert; dass deswegen nun ausgerechnet auf diesen Film damit referiert wurde, will ich mal bezweifeln) ist ebenfalls zu finden. Nur filmisch handelt es sich hier um eine Vollgurke, der kaum Schauwerte abzugewinnen sind. Selbst für Jackie Chan-Fans bleibt dessen Rolle zu klein, als dass in ihr ein Bonus zu sehen wäre, zumal auch er als Schauspieler 1973 sicherlich noch alles andere als ein positiver Baustein in einem Film war. Die Adaption der gesellschaftlichen Umstände der Dreißiger Jahre auf einen überblickbaren Mikrokosmos hätte letztendlich einfach besser gelingen sollen; dazu braucht es keine Finanzmittel, sondern einfach gute Ideen. Die bleiben hier aus; statt dessen werden alle Normen des gemeinen Martial Arts-Eastern bedient und ein netter Ansatz damit verschenkt.

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