Während der lokale Film in Hongkong selber wieder für Furore, für teilweise Rekorde bei den Zuschauerzahlen und allgemein auch Zuspruch der Kritiker, also das Abspielen auf Festivals sorgt(e), sind die Kooperationen mit China derzeit etwas am Straucheln, die Hochphase wohl überschritten, das Bedienen gewisser fester Genres wie vor allem dem modernen Actionthriller (ab Cold War, 2012 über Line Walker, 2016 bis zuletzt Shock Wave 2, 2020, letzter mit einem Einspiel von 225 Mio. USD) im augenblicklichen Momenten nicht mehr so gefragt wie einst. Schwer erwischt hat es vor allem Where The Wind Blows über die Entstehungsgeschichte der ICAC, der Independent Commission Against Corruption, welcher nicht nur etwas länger auf der Halde lag, sondern dann auch vor leeren Rängen lief, im Übrigens hier wie dort, also in der VRC ebenso wie in HK, trotz ausgemachter Starbesetzung; gestrauchelt ist auch der hiesige The White Storm 3: Heaven or Hell, welcher zwar noch seine 40 Mio. USD an den chinesischen Kassen holte, das gegenüber dem The White Storm 2: Drug Lords (2019) mit seinen fast 200 Mio. USD ein herber Rückschritt ist, und man von der Produktion her eher teurer als preiswerter wurde. Dabei hat man die Formel der Filme, der Trilogie nicht verändert, inhaltlich unabhängig voneinander eine klare Linie, die der Bedienung auch der Vorlieben des chinesischen Kampfes gegen Drogenkriminalität und dies im Gewand eines explosiven Spektakels verfolgt:
Polizist Ou Zhiyuan [ Louis Koo ] ist ebenso wie sein Freund und Kollege Zhang Jianxing [ Aaron Kwok ] im Auftrag ihres Vorgesetzten, Chief Superintendent of Police Chen [ Alex Fong ], seit unterschiedlicher Zeit als Undercover beim Drogendealer Suchat [ Lau Ching-Wan ] eingesetzt. Bei der versuchten Verhaftung während eines Geschäftes muss Ou seine Tarnung aufgeben, während Zhang schwer verletzt wird u8nd vom weiterhin nichtsahnenden Suchat nach Thailand zur Heilung gebracht wird. Vor Ort verbündet sich der nun international Gesuchte mit dem örtlichen Distributor Mee Noi [ Tse Kwan-Ho ] und plant bald Größeres, die Übernahme des Geschäftes vom sogenannten Commander Dai Jinrong [ Gallen Lo ], der mit militärischer Präsenz das Gebiet beherrscht. Mit Unterstützung von Johnny [ Timmy Hung ] und James [ Edward Chui ] reist Ou nach Thailand hinterher.
"Some people call it drugs. I call it money" ist die Devise hier, das Geld wird ordentlich auf der Leinwand verteilt, nach den letzten Höhenflügen (und einer Streamingkonkurrenz, die mittlerweile auch reichlich bis erstaunliche Schauwerte einwirft) sich finanziell ins Zeug gelegt und dies auch gezeigt; geklotzt statt gekleckert, nicht gegeizt. Gestartet wird mit einem großangelegten Drogendeal in Tuen Mun, der den ganzen Hafen im Grunde in Anspruch nimmt, das fällt selbst der Polizei auf, sodass man wie auch bei White Storm 2 beginnt: mit einer brachialen Schießerei.
Eine Straßenblockade, die Aufdeckung eines Undercover, die ersten Feuerstöße aus den Schnellfeuergewehren, Windschutzscheiben splittern, Autos werden als Deckung durchlöchert, als Rammbock eingesetzt, als Fluggeschosse fast, der Umkreis sieht bald aus wie ein Schrottplatz aus verbogenen Metall und zersprengten Glas, wie ein Kriegsgebiet mit Leichen en masse. Die Montage ist rapide, die Choreografie von Nicky Li, einem langjährigen Mitarbeiter von Regisseur und Autor Herman Yau, dessen (Veränderung der) Karriere trotz nun schon länger anhaltender Richtung aufwändiger (pro-chinesischer) Actionthriller immer wieder aufs Neueste erstaunt. Die Stuntarbeit des orchestrierten Chaos ist hier auch bei wahrlich destruktiven Szenen großteils und erfreulicherweise handgemacht, bis auf die Exzesse selber, das Zünden von zuvor installierten Sprengladungen kommt deutlich aus der digitalen Künstlichkeit. Leider zeichnet sich da auch schon eine ungünstige Rückblendenstruktur ab, ein "vier Monate vorher", ein "sechs Monate vorher", ein "drei Jahre vorher", das Fehlen einer chronologischen Gründlichkeit, einer hintereinander aufbauenden Dramaturgie, die hier in Puzzleteile zerrupft wird und wie die Schergen im Kugelhagel massakriert; im wahrsten Sinne des Wortes übrigens, beginnen die meisten Geschehnisse in der Vergangenheit doch auch mit einer Actionszene, ein Attentat in einem Parkhaus, oder eines in einem Restaurant bspw., ein Machetenangriff vor einem Fahrstuhl; jeweils flotte Stelldichein, die ein wenig mehr Fokus oder Akzentuierung benötigen würden, meistens ist man schneller als erwartet vorbei.
Wie auch in den beiden Vorgängern ist dabei durch die Konzentration auf die Figuren, ein Trio, eine Rückführung zum Heroic Bloodshed zu verzeichnen, hier sind es drei Freunde, von denen gleich zwei ein 'falsches Spiel' spielen, ein Gangster und zwei Polizisten, die nur so tun als ob, und deren Geschichte davor und danach erzählt wird. Erst eine landesweite Fahndung, dann eine Red Notice Kundgabe durch Interpol, eine Flucht über die Gewässer nach Thailand, in den Gebirgszügen des Mae Salong westlich von Chiang Rai, worauf sich die Farbgebung spätestens dann gründlich in Teal & Orange austobt; während die Szenenbilder in HK im grau-schwarz-weiß, ähnlich dem Konstrukt aus dem direkten Vorgänger verbleiben und verweilen. Eine Mischung aus urbanen Polizeithriller-/drama mit Schwerpunkt auf den beiden 'Maulwürfen', ihre Schwierigkeiten und ihren Beziehungen, und einem paramilitärischen Kleinkriegsfilm im Goldenen Dreieck, dort mit einer semi-romantischen Note seitens der einheimischen Dorfbevölkerung. Gespielt ist das von mancherlei Beteiligten wie Koo und Kwok durchaus gut, die gegnerische Seite, gerade der schon in Detective VS. Sleuths auffällig überziehende Lau, aber auch bspw. Tse Kwan-Ho wirken vergleichsweise schwach bis grotesk, das macht den Film nach flotten Start und trotz auch einem ländlichen Überfall auf einen Drogentransport an der Grenze zu Myanmar und die Gemengelage mit dem lokalen Provinzfürsten und seiner Armee seltsam schleichend, der Rausch aus Drohnenaufnahmen und die mehrfache 'Parallelität' der Ereignisse ist ein wenig zäh, ein schlechter, aber sehr detaillierter, von der Quelle all des Übels ausgehender Trip.
Gegen Ende des dritten Viertels zieht man die Zügel wieder etwas an, das Niemandsland wird von allen Seiten aus angegriffen, Splitterparteien, die ihren Anteil am Kuchen haben wollen, die Polizei, die sich nicht länger auf der Nase herumtanzen und die No-go-Area zurückerobern will, die Verstärkung aus HK, die ihren Mann heile benötigt. Staubige Auseinandersetzungen auf den brüchigen Straßen, Blutwolken bei den Einschusstreffern, ein Alles oder nichts, eine Verfolgungsjagd ohne Rücksicht auf Verluste durch einen vollbesetzten Markt, ein Bombenangriff aus der Luft, der ganze Wald wird zum Blutbad und nächtlichen Flammenmeer.