Review

Nach acht Jahren Pause gibt Regisseur Michael Mann wieder Gas und das buchstäblich: Satte fünfzehn Jahre dauerte es letztlich, bis die Biografie über den Sportwagenhersteller endlich realisiert werden konnte.

Italien 1957: Enzo Ferrari (Adam Driver) erlebt in dieser Zeit mehr Tiefen als Höhen: Finanziell steht er kurz vor der Pleite, um die Ehe mit Laura (Penélope Cruz) ist es seit dem Tod ihres Sohnes schlecht bestellt und dabei ahnt sie noch nicht einmal etwas von der langjährigen Affäre mit Lina (Shailene Woodley) und deren gemeinsamen Sohn. So muss Ferrari für das kommende Rennen Mille Miglia alles auf eine Karte setzen…

Mann setzt seine Biografie als Momentaufnahme an. Zwar steigt er mit beschaulichem Material eines Rennens mit dem Titelgebenden in Schwarzweiß ein, doch danach konzentriert er sich ausschließlich auf die Vorbereitungen für das Straßenrennen. Dabei entpuppt sich Ferrari nicht gerade als Sympathieträger, dem einzig der liebevolle Umgang mit Sohn und Geliebter positiv angerechnet werden kann.

Der knallharte Geschäftsmann sondiert Journalisten aus, stachelt seine Fahrer und Techniker zu überdurchschnittlichen Leistungen an und wirkt über weite Teile recht oberflächlich.
Hier wäre ein leicht ausholender Rückblick ein paar Jahre zuvor eventuell hilfreich gewesen, um die eiskalte Herangehensweise des Geschäftsmannes besser verstehen zu können, der den Tod eines Fahrers beim Training augenscheinlich als Kollateralschaden abtut.

Jene Rennszenen sind indes stark gefilmt. Die Kamera schwebt dabei oft sehr nah am Asphalt, was die Rasanz, speziell in den Kurven angemessen unterstreicht und auch später beim eigentlichen Straßenrennen sorgen variable Bilder für ordentlich Drive. Schade ist in diesem Kontext eher die mangelnde Spannung, da die Konkurrenz gegenüber anderen Rennställen gegen Null tendiert und alles auf ein Ereignis zum Ende des Rennens hinausläuft, welches es allerdings knüppeldicke in sich hat.

Ferner ist der Ausstattung ein dickes Lob auszusprechen. Da sind nicht nur die vielen Fahrzeuge, die mit markanten Motorgeräuschen mit rund 300 PS durch die Gegend fegen. Da sind primär die zahllosen Kostüme zu erwähnen, die hinsichtlich vieler Statisten, einschließlich Technikern und Zuschauern richtig viel Arbeit gemacht haben dürften.
Nicht zuletzt kann sich Mann über eine starke Besetzung freuen, die nicht nur mit dem angemessen zurückhaltendem Spiel von Driver zu glänzen vermag. Shailene Woodley hat zwar ein paar gute Szenen, doch einer Penélope Cruz hat sie nichts entgegenzusetzen, die hier nahezu sämtliche Szenen mit einer ungeheuer aufbrausenden Präsenz an sich reißt.

Zwar erhält man mit dem Biopic eine recht gute Übersicht, wie Enzo Ferrari seinerzeit so tickte, doch ein Rundumschlag gelingt Michael Mann leider nicht, zumal es den Rennszenen an Spannung mangelt, - trotz souverän gefilmter Action. Vielmehr wundert man sich über die geringe Verantwortung der Veranstalter, wie nicht wenige Szenen während des Straßenrennens untermauern, - ein Punkt, der länger nachhängt als die eigentliche Hauptfigur.
6,5 von 10

Details
Ähnliche Filme