Review

Hengste, Pferdestärken & der Tod

Bevor Michael Mann mit seinem Sequel zu „Heat“ ganz große Geschütze auffährt, haut er mit dem hochkarätig besetzten „Ferrari“ noch ein thematisch ungewöhnlich sprunghaftes Biopic raus - hierzulande exklusiv auf Amazon Prime. Über Enzo Ferrari, der mit einem spektakulären Sieg bei der Mille Miglia Mitte der 50er sein Imperium und die Marke Ferrari raus aus der Krise führen will. Der aber auch privat/ehelich wie spirituell in tieferliegenden Schwierigkeiten steckt…

Autos = Religion

Biopics in denen wichtige Männer etwas auf strauchelnde bis katastrophale Ehemänner reduziert werden scheinen in Mode zu sein. „Maestro“ hat das unverständlicherweise mit Leonard Bernstein gemacht, nun geht „Ferrari“ einen ähnlichen Weg, verläuft sich aber nicht ganz dermaßen in Liebesmelodrama wie Coopers Oscarbaitvorzeigetitel. „Ferrari“ hat zum Glück noch mehr zu bieten als fremdgehende Italiener und vor Wut schäumende Ehefrauen. Denn wenn sich Manns Bolidenbiopic auf die Strecke begibt, Parallelen zwischen Kirche, Liebe und Autorennen aufzieht, endlich Gas gibt und tödlichen Wagemut zeigt, dann ist das schon exquisit. Auf über zwei Stunden hätte das nicht aufgeblasen werden müssen. Doch alles sieht windschnittig, cool und trotz/wegen seiner grauen Farbpalette extrem edel aus. Sonnenbrillen, grau melierte Haare, ferrarirote Leidenschaft unter kühler Oberfläche. Elegant, nie eklatant. Und Adam Driver ist weiterhin sehenswert. Nur die italienischen Akzente nerven bei fast allen. Entweder sprecht englisch oder eben authentisch italienisch - nicht dieses aufgesetzte Zwischending! 

Fazit: für Fans von Autos, Firmen und großen Persönlichkeiten ein wirklich hübsches Teil. Aber selbst die brauchen Geduld. Komplexer als man denkt. Cool wie immer. Für alle anderen heißt's bei Michael Manns „Ferrari“: es gibt durchaus Kratzer im roten Lack und einsteigen auf eigene Gefahr! 

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