---{«In liebevollen Andenken an die Frederike, 2014-2023»}---
Bereits länger voraus in der Ankündigung und dann auch kurz vor der endgültigen Ankunft größer empor gehobenes Projekt aus der Serienschmiede TVB, die ähnliche Budgeteinlagen unwesentlich zuvor zwar schon mit Flying Tiger 3 (2021), Mission Run (2022) und Forensic Heroes 5 (2022) gestemmt haben, dort aber immer in Verbindung mit dem Mutterkonzern Shaw Studios und/oder dem chinesischen Videoportal Youku (was die jeweilige Mitwirkung des eigentlich von TVB ausgeschiedenen Bosco Wong erklärt), die dann auch jeweils die Erstveröffentlichung zugestanden bekamen. The Invisibles als August-Dezember 2021 gedrehte hauseigene Kreation ist dabei ein Produkt von dem durch die Kinofilme Line Walker (2016) und Line Walker 2: Invisible Spy (2019) auch einem breiteren Publikum bekannten Jazz Boon, wobei die hiesige Besetzungsliste aus allesamt aktuell gefragten Vertragsleuten besteht, ein Who's Who, quasi die Übernahme auch vom Casting (und teilweise der Location) von I've Got The Power (2022), mit der Ausnahme, dass der führende Star Ruco Chan dort hier nur ein größeres, wenn auch prominent eingesetztes Cameo absolviert; zugunsten von Kollege Kenneth Ma, dem zweiten vorhandenen festen Zugpferd des Senders, der ungewohnter Weise hier in einer (oft auch komödiantisch aufgezogenen) Actionrolle firmiert. (Wobei schon Vermutungen geäußert wurden, dass Chan seitens des Senders aufgrund erhöhter Gagenforderung bei Vertragsgesprächen wieder in die zweite Reihe zurück gegliedert werden soll, allerdings auch simple Überschneidungen mit anderen Drehterminen geäußert wurde. Ma selber war bereits schlagkräftiger Bösewicht in sowohl Tiger Cubs, 2012, als auch Line Walker (3): Bull Fight, 2020, er ist nicht gänzlich unerfahren im Genre.):
Um den Terrorismus in HK zu bekämpfen, wird das Phantom Operation and Tactic Team (POTT) unter Aufsicht von Madam Hilda Fong [ Elena Kong ] und der Leitung durch Shawn Kan Yiu-Yeung [ Kenneth Ma ], eines ehemaligen Undercover gebildet; in Zusammenarbeit mit der Counter Terrorism Response Unit [CTRU], die vor allem durch Gordon Wan Ngou-Sing [ Jimmy Au ] geführt und aktiv durch Koo Ka-Keung [ Joel Chan ] vertreten wird. Beide Parteien bringen jeweils aus anderen Berufsgruppen spezielle Experten mit, was sich bald zum Problem entwickelt, so wird Shawns Ex-Freundin Chan Yan-Bo [ Natalie Tong ] vom fahrenden Streifendienst aus abgeworben, während ihr Bruder Namy Kiu Tai-Nam [ Alex Lam ] vom Schreibtisch aus und gegen ihren ausdrücklichen Willen von Shawn als Technischer Berater engagiert wird. Ähnlich sieht es mit der jungen sportlichen Ying Fung [ Tiffany Lau ] aus, dessen Mutter Madam Fong überhaupt nicht begeistert vom Einsatz an der Front ist. Zudem hat Shawns Partnerin im Undercovereinsatz, Shadow Luk Yi-Fei [ Moon Lau ], eine andere Einstellung zu diesem als die Ex-Freundin, private Differenzen weichen aber schnell dem beruflichen Höchsteinsatz.
Mit Reizen und Spekulativen wird nicht gegeizt im Vorspann, der Waffengestus ist hoch, präsent auch die Waffen der Frauen, die vom Alter her den Durchschnitt ebenso drücken wie den Anteil der Bekleidung. Schusswechsel, Kampfszenen, Explosionen, alles drin im Repertoire des filmischen Marketings, viele derlei Szenen auch in den Straßen und an anderen Orten und Stellen der breiten Öffentlichkeit. Vorgestellt wird die Arbeit des Phantom Operation and Tactic Teams, Bürokratie hier, durchsetzungsfähiger und schlagkräftiger Vollzug da. Gestartet wird mit verschiedenen Aufträgen in verschiedenen Einheiten und einem scheinbar ruhigen Tag, die einen fahren Streife, die anderen sind Personenschutz, die Stadt ist am Erwachen, das Zentrum füllt sich. Aus dem Alltag kommt die Anspannung, die Routine wird zur Belastungs- und Bewährungsprobe, der Amoklauf einer Frau am Hafenrestaurant im Tsim Sha Tsui, der Sturz eines Mannes in die Windschutzscheibe des Polizeikonvoi. Massenpanik unter den Zivilisten, Alarmstufe Rot, höchste Gefahr.
Die ersten Gefahrensituationen werden geklärt, Besprechungen einberufen, das weitere Vorgehen koordiniert; ein schneller Start, ein erster Blick auf die Verhältnisse, die Umstände, die ersten Handvoll Figuren, die noch ausgeweitet werden in der Anzahl und auch in der Charakteristika angesichts noch kommender Wochen und sich zuspitzender Komplikationen. Die Produktion ist adrett, die Darsteller mit in Höchstform, sowohl in der reinen Körperlichkeit als auch derzeit der Popularität; das Thema wurde die letzten Jahre und Jahrzehnte genug beackert, um aus Fehlern gelernt zu haben und die Stärken erkannt und verbessert. Mit einem festen Trio wird begonnen, verbunden durch die Vergangenheit und ähnlichen Vorkenntnissen und Vorkommnissen; eine Handlung mit längerem Rahmen und zurückliegenden Dramen, festgehalten in einer gescheiterten Stürmung eines kriminellen Lagers, was damals nur vorübergehend gestoppt wurde und nun zwei Jahre später wird wohl wieder verstärkt erweckt.
Früh macht sich auch der Triadenfilm in die Geschichte mit breit, die legalen und die illegalen Geschäfte, die verschiedenen Gruppierungen, deren Herkünfte und Interessen, die Rangordnungen und die Fähigkeiten, das Handeln nach außen hin und die geheimen Präferenzen. Insgesamt ist der Einstieg sehr schnell, es gibt eine reale Actionszene, eine rückblickend in der Vergangenheit, eine im Training für den Ernstfall, und eine als Cliffhanger: Das Zusammentreffen einer Killertruppe, der CTRU, eines 'Freelancers' und der Emergency Unit in der Enge eines Häuserganges und folgend noch dem Parkhaus bepackt mit unterstehenden Wagen als Kugelfang und Schutzschild.
Aus den marktüblichen Zutaten Undercovereinsatz, Freundschaft, vermeintlicher oder tatsächlicher Verrat, Loyalität, Kameradschaft, aber auch Konkurrenz, Bürokratie, Kompetenzstreitigkeiten in Polizei und Politik etc. macht man kein Hehl daraus und nutzt dies allesamt fleißig weiterhin, darstellerisch mit reichlich Spielfreude, die jüngeren Frauen gerne auch offenherziger eingesetzt. Die Optik ist kräftig gehalten, starke dunkle Töne, dazwischen strahlend hellblau bis gleich ganz weiß, die Veränderung vom üblichen Jazz Boon - Stammspieler Ruco Chan, einem ausgeprägten Actiondarsteller zum hiesigen eher für leichte Rollen bekannten und beliebten Kenneth Ma, welcher zuletzt in Line Walker (3): Bull Fight gegen seine übliche Praxis und Persona eingesetzt wurde, macht vielerlei normale Szenen tatsächlich interessanter als sie beim Gewohnheitstier Chan wären; Ma bringt eine neue Dynamik in das Spiel. Eine mehrfache parallele Auseinandersetzung während eines großangelegten Drogengeschäftes lässt wieder die Kugeln fliegen, Autos werden blockiert und durchlöchert, umherstehendes Volk als Kollateralschaden genommen und so unfreiwillig in die ausufernden Operationen miteingebunden. Da die Geschichte nicht nur vorwärtsgehen kann, steht auch eine mehrfache Vergangenheitsbewältigung an, es geht um Schuld und Sühne, ein anhaltendes Missverständnis eigentlich früherer langjähriger Freunde, dazu neue Beziehungen auch zwischen Mann und Frau, sodass man ab Folge 3 auch das erste Mal die heimischen Behausungen zu Gesicht bekommt, die Wohnstätten, wie üblich schick aufgeräumt und mit Sinn für platzsparendes Equipment.
Kleinere Diskussionen unter Bekannten oder Familienmitglieder und das emotionale Hochkochen lange aufgestauten Gefühle werden durch den Fund einer toten Frau in Sai Wan abgelöst, eine osteuropäische Organisation zum Spaß an der Freud auf Menschenjagd, deren Waffenlieferant am Ende der Episode gestürmt wird, und deren nächtlichen Aktivitäten in Folge 4 leichte Horrorgefühl der Marke Barrack O'Karma 1 + 2 aufkommen lässt. Um die Machenschaften aufzuklären, wird u.a. ein illegales Autorennen von Kam Tin nach Tsuen Wan veranstaltet und zusätzlich die Waffen der Frauen, speziell bei einer als Poolparty getarnten Observation eingesetzt; während die Hobbyjäger und ein Teil des professionellen Assault Teams in einer gut inszenierten, etwas sehr dramatisierten nächtlichen Wald-und-Wiesensitzung aufeinander treffen. In Folge 7 wird trotz allseitiger Bewachung ein Arzt während einer medizinischen Ausstellung entführt, ein ehemaliger SDUler auf Rachefeldzug, gespielt von Jack Hui, der (scheinbar) in Folge 8 Bestandteil einer überraschend guten Kampfszene in einem Fahrstuhl des lokalen Krankenhauses und später noch einer weiteren Entführung plus einer Verfolgungsjagd auf den Straßen der Stadt ist. Folge 9 zieht dem gleich, mehrere Kampfszenen, ein Scharfschützenattentat, eine Schießerei mit etwas agiler, aber noch übersichtlicher Handheld-Kameraarbeit treibt die Geschichte voran und weiter.
Das zweite Drittel eröffnet mit einer Observation von südasiatischen Polizistenmördern, die noch etwas Größeres vorhaben, dabei auch gestört werden, eine Straßenschlacht eröffnen und sich im anliegenden Restaurant mit einer Geiselnahme verschanzen; das Stirb langsam - Szenario in einer Mall in Kurzfassung, mit Stürmung von außen und von innen und anschließender Autohatz. Eine furiose Episode, mit am Ende raus etwas Ansatz von erneut aufkommender Romanze und dort durchaus verzichtbaren, aber oft gut geschriebenen, ebenso gut gespielten und gerne auch humoristisch aufgelockerten Kitsch. In Folge 13 wird auf der Fan Kam Road ein havarierter LKW mit mehreren toten jungen Frauen hinten in der Verlade entdeckt, was über die Umwege einer ominösen Modelagentur und einem illegalen Organhandel sowie Undercoveroperation in Folge 15 zu einer ausgedehnten Schießerei auf einem nächtlichen Verladehafen, einem furiosen Halbfinale führt.
Ab Folge 16, eher ab Folge 17 geht es um eine Reihe von Triadenmorden, u.a. mit einer in der Innenstadt platzierten Bombe, und dem Ausschalten eines Drogenlaboratoriums, wobei innerhalb der anstehenden Ermittlungen auch ein Professor in Nöten, gespielt von Hugo Wong, und ein Besuch im Stanley Prison, bei einem dort inhaftierten Mörder, Schriftsteller, Psychiater in einem ansteht. Gespielt wird dieser Mastermind von Ruco Chan, der sonst eher auf der anderen Seite des Gesetzes und in größeren Rollen bereitsteht; die (kleiner skalierte) Serie Secret Door folgt mit Mai/Juni des Jahres nur wenige Wochen im Anschluss. In Folge 19 kommt es diesbezüglich zu einer Stürmung eines wegen Bombenalarms zuvor evakuierten Krankenhauses, in Folge 21 der scheinbare Selbstmord eines pensionierten Richters, was bei den weiteren Ermittlungen zu einem sogenannten 'Wellness Club' hoch angesehener Persönlichkeiten und bald einer breit gestreuten Verschwörungsaktion inklusive auch der Suche nach einem Maulwurf in den eigenen Reihen und einem Duell mit gut vorbereiteten Söldnern führt.