An einem schönen Sommertag genießen die Freundinnen Liliane (Margarete Tiesel) und Adelheid die frische Luft in einer Wiener Grünanlage. Die verwitweten älteren Damen plagt dabei der Gedanke an ererbte Wohnungen in ihrem Besitz, die sie nur ab und zu nutzen und die ansonsten leerstehen. Diese gewinnbringend zu vermieten würde ihr Einkommen, das bislang nur aus ein paar kümmerlichen tausend Euro Witwenpension besteht, doch erheblich aufwerten. Aber dazu bedarf es eines Profis, eines Maklers, und einen solchen kennen die beiden bislang noch nicht.
Bis zu diesem Tag, wo sie zufällig die Bekanntschaft von Mario Graf (Lukas Watzl) machen, eines jungen Mannes in Anzug und Krawatte, den sie nach dessen altmodisch-höflichem Auftreten sofort als "Naturtalent" identifizieren. Graf, der sich eine schöne Provision ausrechnet, ist auch sofort Feuer und Flamme, Liliane zu unterstützen. Seine Expertise, eine normale Wohnung mit einigen Tricks so aussehen zu lassen, als sei sie ein seit Jahren unbewohntes Juwel, zeitigt auch schon bald den gewünschten Erfolg: die junge Johanna (Marlene Hauser), die am Theater arbeitet und schon lange nach einer Wohnung gesucht hatte, ist dann die Glückliche, die einziehen darf.
Lange währt ihre Freude am neuen Domizil allerdings nicht, denn die titelgebende Vermieterin macht ihr, angespornt vom ebenso geschäftstüchtigen wie kriminelle Energien entfaltenden Immobilienmakler Graf, das Leben dort langsam aber sicher zur Hölle...
Die Wohnungsnot in Wien, die es in ähnlicher Form auch in Innsbruck, München, Stuttgart, Berlin und zahlreichen anderen Großstädten gibt, sind das Rahmenthema von Florian Brauneis´ Dramödie Die Vermieterin. Anhand eines typischen Fallbeispiels schildert der Regisseur, wie eine arglose Mieterin in diverse, bewußt aufgestellte und überdies reichlich unverschämte Fallen tappt, die von skrupellosen Wohnungsbesitzern zur Gewinnmaximierung wohlwissend platziert wurden.
Brauneis arbeitet dabei mit den bewährten Stilmitteln der Komödie, indem er das anfangs eher skurrile Verhalten der Vermieterin Stück für Stück in einen geradezu grotesken Wirbel eskalieren läßt, der schlußendlich soweit geht, sich selbst absichtlich Schaden zuzufügen, nur um der Mieterin eins auszuwischen.
Der Regisseur verzichtet dabei auf eine Wertung - diese überläßt er dem Zuseher selbst - und gestaltet seinen sich häufig des Wiener Schmähs bedienenden Film überdies mit einer augenzwinkernden Lockerheit, die das Mitverfolgen der sich langsam zuspitzenden Handlung zu einem Vergnügen macht. Überhaupt hat man den Eindruck, hier ein vom ORF produziertes TV-Drama zu mitzuerleben, so stilsicher sind Kameraführung, Schnitt und Nachproduktion. Doch weit gefehlt, seine Vermieterin hat Florian Brauneis, der das Thema Delogierung aus eigener Anschauung kennt, ganz alleine und ohne jegliche Filmförderung auf die Beine gestellt. Das zur Verfügung stehende Mikro-Budget merkt man seinem Film, in dem auch dem Fernsehpublikum bekannte Gesichter wie Tiesel oder Watzl bis hin zur lokalen Popgröße Voodoo Jürgens auftauchen, zu keiner Zeit an, was als großes Lob gewertet werden darf.
Wollte man der Vermieterin einen Vorwurf machen, dann jenen gelinden, daß hier "nur" die private Vermietung aufs Korn genommen wurde (und dies in einer leicht konsumierbaren Form ohne anklagende Bitterkeit), während das (Un-)Wesen großer Hausverwaltungen, die ihre Mieter mit noch ganz anderen Methoden abzocken, unberührt blieb. Aber wer weiß was die (filmische) Zukunft bringt, die Themen leistbares Wohnen, Gentrifizierung, Mietpreisbremse oder Leerstandsabgabe stehen in Wien - und nicht nur da - nach wie vor auf der Tagesordnung.
Die Vermieterin, die ich auf der großen Leinwand im Kino sehen durfte, hat sich jedenfalls 7 Punkte verdient.