iHaveCNit: Die Mittagsfrau (2023) – Barbara Albert – Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 22.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Petit – Reihe 1, Platz 5 – 18:00 Uhr
Aus dem September war noch ein Film auf meiner Liste, den ich noch nachholen wollte, weil ich ihn einfach zeitmäßig ein paar Mal verschieben musste. Barbara Alberts „Die Mittagsfrau“, der auf dem gleichnamigen Buch von Julia Franck basiert.
Die junge, jüdische Helene Würsich lebt mit ihrer Schwester in der ostdeutschen Provinz und muss miterleben, wie ihre Mutter durch den Verlust des Manns und der Söhne im ersten Weltkrieg psychisch verwahrlost und zerbricht. Sie und ihre Schwester träumen von Berlin und Helene von einer Karriere in der Medizin, doch es ist für Frauen in dieser Zeit nicht einfach. Nicht zu vergessen welche Hindernisse der zweite Weltkrieg durch ihre jüdische Herkunft noch für sie bereit halten wird.
Das historische Drama hat mit einer vielschichten und ambivalenten Mala Emde in der Hauptrolle eine passende Besetzung gefunden, die den Film auch tragen und mich fesseln und an den Film binden kann. Schön bebildert und ausgestattet kann einen der Film authentisch und atmosphärisch in die damalige Zeit entführen, auch wenn es manchmal auch trist und grau wirken kann. Thematisch selbst arbeitet sich das Drama an den Hürden, Herausforderungen, Risiken und Gefahren ab, denen zur damaligen Zeit sowohl Frauen als auch Jüdinnen ausgesetzt waren, womit der Film ein wenig thematisch überfrachtet wirken könnte. Aber durch die Geschichte der von Mala Emde gespielten Helene Würsich bekommt der Film einen roten Faden, die für ihre Arbeit in der Medizin zum eigenen Schutz eine arische Identität zum Schein annehmen und im Gegenzug auch eine Zwangsehe mit einem von Max von der Groeben sehr fragil und brutal gespielten SS-Soldaten eingehen musste, bei der es durch die Folgen einer auch sexuell aktiven Beziehung zum von Thomas Prenn gespielten, mittlerweile verstorbenen Freigeist Karl noch zu weiteren Spannungen kommt. An dieser Stelle wäre es sicherlich interessant, ob die Thematik von Scheinidentitäten und Zwangsehen von Jüdinnen zum Schutz vor Verfolgung auch tatsächlich ein damals genutztes Mittel gewesen ist. Insgesamt ist „Die Mittagsfrau“ ein durchaus interessantes Drama geworden.
„Die Mittagsfrau“ - My First Look – 8/10 Punkte.