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Als sie den britischen Geheimdienst MI6 bei einer Aktion in den italienischen Alpen unterstützt, ahnt noch keiner ihrer Teamkollegen, daß Rachel Stone (Gal Gadot) noch für eine andere Organisation arbeitet. Doch als die eigentlich als Technikerin im Fluchtwagen eingeplante Agentin umständehalber das Fahrzeug verlassen und das Casino betreten muß, kann sie ihre Skills ausspielen - der zu verhaftende Waffenhändler jedoch überlebt den Einsatz nicht.
Stone, die sich später mit ihrem Team eine geharnischte Kritik der MI6-Leitung anhören muß, kratzt das jedoch nicht sonderlich, da sie eigentlich für eine noch wesentlich mächtigere Geheimorganisation tätig ist: dieser Charta genannte multinationale Geheimbund, von dem einige behaupten, es gäbe ihn gar nicht, verfügt über eine künstliche Intelligenz, mit der sich weltweit sämtliche Computeraktionen kontrollieren und steuern lassen. Keiner nationalen Regierung oder einem sonstigen Bündnis unterstellt, kann die Charta mit Hilfe ihres Supercomputers Das Herz an allen Ecken und Enden der Erde technisch eingreifen und überdies aufgrund der gesammelten Daten Erfolgsberechnungen anstellen, sodaß jedes mögliche Szenario beherrschbar bleibt. Jeweils nach einer Kartenfarbe benannt sind weltweit 4 Teams im Einsatz, und Stone gehört - wie auch zwei weitere MI6-Agenten - dem Team Herz an, das vom Herzbuben (Matthias Schweighöfer) geleitet wird.
Problematisch wird es erst, als es der jungen Hackerin Keya Dhawan (Alia Bhatt) gelingt, sich in den Supercomputer einzuhacken. Und nicht nur sie hat ein Interesse daran, die Charta zu infiltrieren, auch ein MI6-Agent erweist sich als Doppelagent - viel zu tun also für Stone...

Trotz einiger bekannter Namen auf der Setlist bietet auch der neueste Agententhriller Heart of Stone aus dem Hause Netflix nur unendlich viele Versatzstücke bereits bekannter Geheimdienst-Thematiken, die bunt durcheinandergemischt ohne irgendwelche eigenen Ideen einen kaum Durchschnittsformat erreichenden Agententhriller ergeben. Weder regen die Filmcharaktäre zum Mitfiebern an, noch können die zahlreichen Computer-Tricksereien besondere Aufmerksamkeit erregen. Daß es Hauptdarstellerin Stone am Ende gelingt, ihre Gegner zu besiegen, steht von vornherein fest - am Weg dorthin wird zwar reichlich geballert und mit der Thematik gute Frau gegen böser Mann wieder der Zeitgeist bedient, doch keine Szene und kein Dialog stellt sich als irgendwie einprägsam oder bemerkenswert heraus. Im Gegenteil: der Plot wird immer langweiliger, nachdem die beiden sich gegenüberstehenden Parteien Position beziehen.

Auch die Bezugnahme auf das aktuelle Thema KI erfolgt nur rudimentär: zwar kann Das Herz beispielsweise Flugzeuge abstürzen lassen und sich auch sonst in jedes Computersystem einhacken, was dies allerdings für Konsequenzen für jeden einzelnen Bürger hat, bleibt unerwähnt - genauso wie die Ziele (und die Entstehungsgeschichte) der Charta. Stattdessen steht Teamleader Schweighöfer (der nie ins Schwitzen kommt) in einem riesigen Saal und kommentiert und dirigiert seine Agentin anhand von Hologrammen und Leuchtspuren aus den jeweiligen Gefahrenzonen.
Wenn Stone gleich zu Beginn mit einem leuchtenden Fallschirm durch dunkle Alpenpisten talwärts rast, hat das eher etwas von einem Computerspiel denn von "richtiger" Action. Natürlich wird sie nie von den Häschern von deren automatischen Waffen getroffen, und am Schluß gelingt es ihr vorhersehbarerweise sogar, eine Gegnerin auf ihre Seite zu ziehen. Klar, böse Frauen passen nicht ins Konzept, böse Männer, auch wenn sie nicht notwendigerweise alt und weiss sind, dafür umso mehr. Doch dieser Umstand fällt bei der völligen Austauschbarkeit der Filmcharaktäre und ihrer Darsteller am Ende schon gar nicht mehr auf.
Wer auf die optischen Spielereien steht, sollte sich auf die scoremäßig höchst dramatisch orchestrierten Parts konzentrieren, für den repetitiven Plot an sich allerdings reicht allein die Tonspur des Streifens aus.

Fazit: Heart of Stone, dessen Titel von einem, äh, ideenreichen(?) Bezug zwischen Hauptdarstellerin und Supercomputer herrührt, ist ein höchst generischer Actioner, der sich durch überhaupt nichts auszeichnet und ebenso schnell vergessen wie angeschaut ist. 3 Punkte.

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