Ich hatte mit der Sichtung auf den Directors Cut gewartet, denn die Stimmen zur Darstellung der titelgebenden Persönlichkeit haben mich doch etwas abgeschreckt. Es gab also die Hoffnung auf ein helleres Licht in einer vielleicht ausführlicheren und besser ausgearbeiteten Version.
Was soll ich sagen, leider nicht erfüllt. Der Film schmeichelt den Augen und Ohren, darstellerischen Leistungen sind hervorragend, aber der Inhalt ist eher ärgerlich. Wieso darf ein Brite ein Biopic über diesen speziellen Franzosen, ehemaliger Todfeind und Kaiser von Europa machen? Nun gut, die Theorie geht sicher zu weit, aber was hier vorliegt, ist offensichtlich der Versuch des Dekonstruierens einer Ikone. Aber keines wie zum Beispiel in Forman‘s Amadeus, wo das Genie, neben dem infantilen Wahnsinn, unangetastet und eindeutig herausgearbeitet bleibt. Man könnte einfach aufführen, als was Napoleon überliefert ist und wie er im Film eben nicht dargestellt ist, bzw. abgeschwächt, negativ überlagert, teilweise karikiert. Charisma, Führungsstärke, Temperament, Ego, Intelligenz, strategisches Genie, Rücksichtslosigkeit und Brutalität. Ja, die Geschichtsbücher verfälschen, schreiben die Geschichte eines Verfassers, sind nur eventuell das Abbild der Realität. Und so nimmt sich auch Scott seine kreativen Freiheiten, meines Erachtens allerdings zu ausufernd. Sicher, Napoleon war nur ein Mensch, mit Stärken und Schwächen. Aber der dargestellte Wicht wäre sicher nicht dieser Felsen in der Zeit geworden.
Dennoch hat mich ein Punkt doch positiv tangiert, bzw. generell berührt, das zentrale Thema, neben dem fragwürdigen Herausstellen der Fehler Bonapartes. Diese unwegsame, aber tiefe Liebe zu Josephine. Allerdings ist auch das kein Selbstläufer, hier ist ein emotionaler Fokus notwendig, ein Reindenken bzw. -fühlen.
So bleibt am Ende der Status eines unterhaltsamen Kostümfilms, aber kaum der eines Biopics.