Monster (2003)

Ein menschliches Ungeheuer

Was ist in "Monster" kaputter, düsterer, böser - Aileen Wuornos, Amerikas berühmteste Serienkillerin, oder die Welt um sie herum? Das muss im Endeffekt jeder für sich selbst entscheiden, ist der Hauptkritikpunkt für das packende Biopic-Drama doch meist die Vermenschlichung der berühmten Mörderin und die vermeindliche Abschwächung ihrer grausamen Taten. Ich würde behaupten, dass gerade diese realistische, grau malende, raue und beunruhigende Herangehensweise die größte Stärke dieses Porträts einer kaputten Seele ist. Schwere, fast depressive Kost, der man sich trotzdem nicht entziehen will. Nicht die Welt, wie wir sie sehen wollen. Aber wohl leider die Welt, wie sie ziemlich oft ist. kein Werk, dass ich mir gerne jedes Jahr angucken will. Doch eins, bei dem ich jedes Mal Gänsehaut kriege und das mich tagelang nicht loslässt.

Charlize Theron liefert hier ein Performance für die Ewigkeit. Wie sie die vom Leben zerstörte und auswegslose Prostituierte verkörpert, ist nicht zu toppen. Jeder Blick, jede Bewegegung, jeder Zug an der Zigarette sitzt. Empfindlich und hart, abstoßend und anziehend, bösartig und doch komplett menschlich. Man kann sich nicht abwenden, man will quasi kaum blinzeln aus Angst etwas zu verpassen. Wichtiger als sie ist für den Ausnahmefilm nur Regisseurin Patty Jenkins, die uns eine Frau am Abgrund, schon im freien Fall, zeigt, in einer Welt, die kaum eine Chance oder gar einen Ausweg parat hatte. Der Look ist dreckig, die Protaginistin enorm vielschichtig, der Soundtrack passend. Serienkillerfilme mit echtem Hintergrund werden sich lange hieran messen müssen.

Fazit: "Monster" ist ein Prototyp in vielerlei Hinsicht. In Sachen Serienmörder-Biographien ganz weit vorne. In Sachen Hauptdarstellerin extrem beeindruckend. In Sachen Regisseurin voller Eindringlichkeit und Emotionalität. In Sachen Frauenpower allgemein seines Gleichen suchend. Und zudem maximal schmerzhaft und interessant. Eine vernichtende Charakterstudie, fast mehr für die Welt um Aileen Wuornos als sie selbst.