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Patty Jenkins erster und bis heute auch einziger Spielfilm beschäftigt sich mit der Serienmörderin Aileen Carol Wuornos, welche 2002 in Florida durch eine Giftspritze hingerichtet wurde. Bis heute ist noch nicht klar, ob nun sechs oder sieben Freier auf ihr Konto gehen, denn einen Mord konnte man ihr nicht mit Sicherheit nachweisen. Schon Anfang der 90er Jahre gab es eine Dokumentation nebst einen Spielfilm über Aileen, Jenkins schrieb das Drehbuch zu ihrer intensiven Verfilmung selbst, Hauptdarstellerin Charlize Theron (Im Tal von Elah, 24 Stunden Angst) fungierte auch als Produzentin.

Eigentlich will Aileen Wuornos (Charlize Theron) ihrem Leben ein Ende machen, da lernt sie in einer Bar die Lesbe Selby Wall (Christina Ricci) kennen. Die Beiden sind von nun an ein Paar, Selby sagt sich sogar von ihrer Familie los und geht mit Aileen auf Tour. Doch eines abends vergreift sich ein Freier so brutal an Aileen, dass sie ihn in Notwehr erschießt. Dies bringt Aileen erst auf den Geschmack, denn jeglicher Versuch legal an Geld zu kommen scheitert. Schließlich muss sie ihre Freundin Selby auch noch mit durchfüttern und wird dafür zur Mörderin. Sie lockt ihre Freier an einen abgelegenen Ort und erschießt sie. Doch irgendwann kommt ihr die Polizei auf die Spur und die Beziehung zu Selby scheint auch zu zerbrechen.

Die Story dürfte dem Zuschauer mittlerweile bekannt sein, denn das Marketing zu "Monster" brachte uns den gesamten Fall noch einmal näher, weshalb man im Vorhinein auf das tragische Ende eingestellt ist. Dennoch ist Jenkins hier eine wuchtige Biografie einer Serienkillerin gelungen. Authentisch bleib man dabei nicht immer, auch versucht Jenkins zu sehr das Handeln ihrer Hauptfigur zu rechtfertigen. So wirkt Aileen in einigen Sequenzen zu sympathisch, gerade als sie versucht ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, oder als sie zum Beispiel den unerfahrenen Freier verschont. Auch ihre tragische Kindheit wird als Grund des öfteren erwähnt. Für den Zuschauer eine kleine Zerreißprobe, denn man weiss zwischenzeitlich nicht, auf wessen Seite man eigentlich steht. Doch man darf auch nie vergessen, dass Aileen noch bevor sie zur Mörderin wurde, schon öfters wegen gewisser Delikte bei der Polizei war. So mag man ihr den ersten Mord aus Notwehr noch vergeben, doch gerade die Hinrichtung des Familienvaters, welcher ihr eigentlich nur helfen wollte, bringt den Zuschauer spätestens auf die richtige Bahn. Jenkins lässt den Großteil der Morde im Off geschehen, was völlig richtig ist, denn der Zuschauer soll sich nicht daran laben können. Trotzdem hinterlassen sie einen bitteren Beigeschmack.

Vielleicht beschäftigt man sich zu sehr mit der gängigen Beziehung zwischen Aileen und Selby, welche den Erzählfluss manchmal etwas stocken lässt. So verkommt auch Selby zu einem Grund für Aileens Handeln, denn sie hatte sich vom Zusammensein mit der Prostituierten etwas anderes erhofft. Geld ist stets Mangelware, man hängt nur herum, ernährt sich größtenteils von Alkohol und irgendwann folgt der erste Beziehungsstress, welcher sich natürlich häuft. Wir sehen sogar einen Versuch von Aileen in die Gesellschaft einzusteigen, nur das Vorstellungsgespräch in der Anwaltskanzlei wäre in der Realität nie zu Stande gekommen. So scheitert ihr Vorhaben kläglich und sie macht mit ihrem grausamen Werk weiter. Doch bald kommt ihr die Polizei auf die Schliche, das dramatische Ende hat Jenkins besonders intensiv auf Zelluloid gebannt. Charlize Theron bekam für ihre meisterhafte Verkörperung der Serienkillerin Aileen verdient den Oscar, neben ihr verblasst sogar eine stark aufspielende Christina Ricci (Sleepy Hollow, The Gathering), während Bruce Dern (Driver, Last Man Standing) leider zu wenig Screentime hat.

Charlize Therons Schauspiel ist umwerfend, der Film selbst funktioniert bestens, versucht jedoch ein wenig zu sehr Aileens Handeln zu rechtfertigen. Der Beziehung zwischen Aileen und Ruby widmet Jenkins zuviel Aufmerksamkeit, dennoch darf man hier von einem Meisterwerk sprechen, dessen Dramatik nie aufgesetzt wirkt. Ein flimisches Erlebnis, welches eine Weile haften bleibt.

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