Einer Punkt-Bewertung enthalte ich mich zum ersten Male, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann für eine Punktzahl.
Sowohl die Hintergrund-Story von Eileen Wuornos, als auch die Story im/des Film/s dürften ja inzwischen ausgiebig beleuchtet sein, weshalb ich mir eine Nacherzählung spare.
Ich sah zuerst den Film - auf Empfehlung einer Freundin - und war sehr stark angetan. Die Verzweiflung der Serienmörderin wird nahezu spürbar. Die Erzählweise schafft es, dass die Steigerungen und die sinkende Hemmschwelle nach jeder kleinen Episode nachvollziehbar und auch irgendwie verständlich folgerichtig scheinen. Das Zusteuern auf das Desaster erfolgt schrittweise, die Entwicklung EW´s ebenfalls - das ist sehr plastisch und nachvollziehbar durch einzelne Szenen, Situationen und Dialoge sichtbar dargestellt. Gar nicht so einfach, handelt es sich doch um innere, seelische Entwicklungen. Dennoch, grandios umgesetzt und nachvollziehbar bis zum Schluss.
Natürlich darf nicht vergessen werden, dass EW an jeder Stelle die Möglichkeit gehabt hätte, sich anders entscheiden (sie hätte zum Beispiel theoretisch nach der ersten Notwehr-Situation einfach zur Polizei gehen können.) Sie entschied sich an vielen Punkten falsch.
Aber, der Film an sich war so gewaltig und mitreißend, und auch verzweifelt folgerichtig stellenweise, dass ich alleine für den Film 9/10 Punkten geben würde.
Dann sah ich die beiden Dokumentationen über die wahren Umstände mit den echten Menschen, die meiner DVD-Box als Extras beilagen.
Das Bild veränderte sich völlig, denn EW war bei weitem nicht der einzige Soziopath - sie war diejenige, die mordete (schlimm, keine Entschuldigung, keine Frage), aber sie anderen habe ich als Vampire empfunden. "Selby", die kleinkindmäßig forderte und alles forcierte, zeigt sich als kaltblütige Egomanin, auch die vermeintlichen Helfer - die Christin und der tolle Anwalt - sie alle versuchten nur noch Gewinn zu ziehen - und, sie bekamen es - das finde ich wenigstens genauso verwerflich und verurteilenswert.
Klar, sie töteten physisch niemanden, aber sie schlugen auf eine bereits Halbtote ein und überredeten sie sogar zur Anerkennung aller Schuld und des Todesurteils, weil sie schon finanzielle Pläne mit der Vermarktung hatten/umgesetzt hatten.
Insofern finde ich diese Dokumentationen um etliches krasser, weil diese Art der Misshandlung und der Tötung nicht bestraft, sondern (im Fall von "Selby" jedenfalls) auch noch belohnt werden.
Unter den Einflüssen der Dokumentationen und der vielen Dinge, die vor allem gegen Ende verkürzt und mangelhaft beleuchtet zum Verständnis der ganzen Geschichte, unter Anbetracht vieler fehlender, wirklich wichtiger Dinge, um die Sache besser verstehen zu können, kann ich dem Film dann nur 4/10 Punkten geben.
Es ist ein sehr kontroverses Thema - egal, ob mit oder ohne ergänzende Dokumentationen und Infos.
Der Film ist absolut sehenswert - aber, ich lege jedem ans Herz, sich auch die Dokus anzuschauen und ein wenig zu recherchieren. Keine leichte Kost auf jeden Fall.