Mit „Monster“ errang Charlize Theron, nachdem sie zuvor eher als Leinwandbeauty bekannt war, mit Mut zur Hässlichkeit und überzeugendem Schauspiel den Oscar.
Bei diesem Biopic, das allerdings nicht den Anspruch auf gänzlich wahrheitsgenaue Darstellung erhebt, geht es um die bekannte Serienmörderin Aileen Wuornos (Charlize Theron), die nach einer verkorksten Kindheit Prostituierte wird. Zufällig lernt sie die junge Lesbe Selby (Christina Ricci) kennen und findet zum ersten Mal so etwas wie wahre Liebe. Doch um das Glück aufrecht erhalten zu können, beginnt sie bald Feier zu ermorden und sich an dem zu bereichern, was diese mit sich führen...
Dabei schwankt „Monster“ etwas zwischen nüchternen Realismus und gefärbter Interpretation. Sicher versucht der Film auf seine Weise Sympathien für Aileen zu wecken, die es nicht leicht hat im Leben und seit frühester Jugend ausgenutzt wird. Ihr erster Mord ist zudem eine Notwehrreaktion, doch er bringt Aileen auf den Geschmack – eine gefährliche Mischung. Der Prozess zum Ende hingegen wird kurz abgefrühstückt und viele Momente bauen Sympathien für Aileen auf: Wenn sie einen total eingeschüchterten Freier nicht tötet, als sie es eigentlich vorhat oder wenn sie sehen muss, dass Selbys kindlich-naive Art ihre Liebe immer wieder auf eine Probe stellt.
So kommen die Momente, welche Aileen negativ zeichnen, unterm Strich kürzer: Aileen redet sich in Rage, bevor sie einen Mord begeht, muss sich ihre Opfer als schlechte Menschen vorstellen, um sie zu töten. Nur beim letzten Opfer hilft auch dies nicht, Aileen wirkt kaltblütig, aber da ist die verdiente Strafe schon nahe. Doch trotz dieser Kritikpunkte gelingt es „Monster“ gerade noch seine Hauptfigur nicht zu glorifizieren, das geforderte Verständnis ist zwar nur teilweise berechtigt, aber zum Glück verherrlicht „Monster“ auch nicht zu sehr.
Was ebenfalls zum Gelingen beiträgt, sind Schauspieler und Inszenierung. Letztere ist vor allem in den ersten Minuten sehr stark, in denen Aileens Jugendleben kurz dargestellt wird (teilweise in grobkörnigen, altmodischen Bildern) und sie per Off-Kommentar ihren Werdegang kurz zusammenfasst. Auch einige der Mordszenen sind recht beklemmend, gerade die Exekution des letzten Opfers, und zum Glück vermeidet Regisseurin Patty Jenkins spekulative Gewalt- oder Blutszenen, sodass „Monster“ auch nichts ins Sensationskino abrutscht.
Ganz stark ist Charlize Theron als Serienmörderin, mit Gesichtsprothesen und angefutterten Pfunden sehr nahe am Vorbild und groß aufspielend, sodass der Oscar für ihre Leistung definitiv verdient ist. Christina Ricci ist recht gut, kann aber bei weitem nicht mithalten, der Rest der Besetzung hat nur kleine Rollen und bleibt auch kaum in Erinnerung.
Allerdings könnte „Monster“ etwas spannender sein, denn die Geschichte ist (allein schon durch die Presseberichterstattung zum Kinostart) bekannt: Aileen wird mit dem Morden nicht aufhören, sondern gefasst und per Giftspritze hingerichtet werden. So kann die Geschichte nicht überraschen und auch die Liebesgeschichte der beiden Frauen verläuft ungefähr so, wie man es erwartet. Durch die gelungene Inszenierung langweilt „Monster“ zwar nicht, aber komplett fesseln kann er leider auch nicht.
Doch trotz kleinerer Spannungsschwächen und der vielleicht etwas zu sympathisierenden Zeichnung von Aileen Wuornos ist „Monster“ ein stark gespieltes und gut inszeniertes Drama, das versucht das Leben der Serienmörderin nachzuzeichnen.