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Das Leben auf einem Segelschiff

Darum geht es in "Master and Commander". Die detailgetreue Darstellung zeigt ein englisches Marineschiff in der Zeit der napoleonischen Kriege. Russell Crowe, dessen Kommandant, führt den Segler durch koloniale Gewässer um Brasilien auf der JagdQW nach einem mächtigen, modernen französischen Kriegsschiff, der Acheron.
Mehr ist zur Rahmenhandlung wirklich nicht zu sagen, denn der Film beginnt mit einem Zusammentreffen der Schiffe und endet damit.

Das interessante daran offenbart sich in den Details. Kaum ein Film zuvor zeigte so historisch korrekt und penibel genau und hautnah das wahre Leben und Handeln einer Schiffsmannschaft zu der Zeit. Peter Weir, der diese Genauigkeit auch in "Truman Show" an den Tag legte, versetzt den Zuschauer richtig in die Lage der Matrosen hinein und verzichtet dabei auf irgendwie zusammengeschusterte (fantastische) Geschichten, wie etwa in Piratenfilmen, und auf dramaturgische Abenteuer-Klischees. Frauen, Liebe oder große Überhelden gibt es zum Beispiel gar nicht. Der Kommandant ist glaubwürdig und menschlich gespielt, sehr englisch und nachvollziehbar in seinen Taten. Andere Charaktere, wie der Schiffsarzt mit seiner Leidenschaft für die Erforschung der Natur, oder die (sehr) jungen Offizierschüler werden im Laufe des Filmes sehr genau und interessant gezeichnet und geben dem Film viel Atmosphäre. Besonders schön sind etwa die Szenen, wo der Kommandant und sein Freund, der Doktor, gemeinsam Streichmusik spielen, oder die Führung zusammen speist und trinkt.
Das Zusammenleben auf dem Kahn ist sowieso wohl der wesentlichste Aspekt des Filmes, der ihn auch von den meisten anderen Abenteuer-/ Historienfilmen unterscheidet. Von gemeinsamem Singen, über Verarztungen (und Amputationen) nach den Scharmützeln, dem Reparieren des Schiffes, dem Kampf gegen einen Seesturm, bis hin zum Konflikt zwischen Führung und Matrosen, der beinahe zu einer Meuterei führt. Nie schwenkt die breit geschilderte, ausgeschmückte intensive Darstellung über in ein stereotypes Kitschbild, was womöglich noch historisch unkorrekt wäre.

Auch die Schlachten sind kein großartig heroisches Gepose, sondern realistisch und wie in einem guten Kriegsfilm knallhart gezeigt. Besonders beeindruckend sind dabei die Verfolgungsjagden und die Kanonensalven. Die angespannte Stille vor den Schüssen, die Hektik und der Kampf um die eigenen Segelmasten danach - nicht minder beeindruckend und dramatisch geschickt, mitreißend in Szene gesetzt. Dabei kann man die trickreiche Kriegstaktik der beiden verfeindeten Kommandanten genau mitverfolgen, sodass die Kämpfe nicht eine bloße Effekthascherei bleiben.

Ein Wechselbad der Gefühle also. Zwischen Tragik und Humor, Freundschaft und Streit, Action und nachvollziehbarer Dramaturgie findet "Master and Commander" filmisch die richtige Route. Sicherlich ist die Darstellung etwas einseitig (nur die Engländer - die Franzosen sind die anonymen Bösen), und da und dort schleichen sich vielleicht einige Längen ein. Aber zum einen geht es gar nicht so sehr um die große "Politik", sondern um die authentische mikroskopische Darstellung vom Leben (hier eben der englischen Marine) in jener Epoche. Dokumentarisch wirkt somit nicht, und die etwas langweiligeren, ruhigeren Passagen stören auch nicht sonderlich, weil man sich da schon gedanklich mit in das Boot gesetzt hat und den Alltag der Matrosen miterlebt. War es nicht auch genau diese Stimmung, die "Moby Dick" zu so einem Klassiker der Literatur machte?
Warum also falsche Illusionen und unnötige Effekte - hier wird man bestens auf intelligente Art und Weise unterhalten und bekommt obendrein noch ein dramaturgisch wie technisch lehrreiches, glaubwürdiges, fein ausgearbeitetes und spannendes Zeitdokument serviert. 9/10.

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