2003 kamen zwei große Seefahrerfilme ins Kino, die unterschiedlicher kaum sein konnten, außer das sie beide Oscarnominiert waren, der eine mehr der andere weniger. Auf der einen Seite das megawitzige Piratenspektakel "Fluch der Karibik", mit einem grandiosen Johnny Depp in der Hauptrolle, vielen schrägen Gags und einem Millionen Publikum, dass nahezu durchgehend begeistert war. Auf der anderen Seite Peter Weirs "Master and Commander", welches sich wesentlich ernster und anspruchsvoller mit dem Thema Seefahrt beschäftigte und dabei zwar mehr Oscarnominierungen an Land zog aber auch wesentlich weniger Zuschauer. Schade eigentlich! Denn "Master and Commander" ist eigentlich ein sauberes Stück Abenteuer-Kino, dass man nicht versäumen sollte.
"Master and Commander" basiert auf den Romanen des Autors Patrick O`Brian, der insgesamt wohl über 20 Bücher zum Thema auf den Markt gebracht hat. Es geht dabei um den Seefahrer Jack Aubrey, der sich mit seiner Mannschaft auf den Weg macht, um ein französisches Zerstörer-Schiff namens "Acheron" ausfindig zu machen und in einem Seekampf zu besiegen. Dabei konzentriert sich O`Brian merklich stark auf ein realistisches Vorangehen seiner Geschichte, so wie es damals wirklich gewesen sein könnte. Dem Zuschauer wird quasi eine unterhaltsame Geschichtsstunde in Sachen Seefahrer-Geschichte geliefert, mit allem was dazu gehört und alles auf eine glaubwürdige Art und Weise.
Dabei erleben wir unter anderem einen wandlungsfähigen, aber höchst ehrgeizigen Commandanten, der hier brillant von einem gar gewaltigen Russel Crowe zum Leben erweckt wird. Wir erleben alle möglichen Launen des Meeres und der Crew und wie das Leben auf solch einem Schiff gelebt wird. Es geht rauh und hart zur Sache, nichts wird verschönigt, sondern auf eine authentische und dramatische Weise herübergebracht. Und trotzdem wird dabei nicht versäumt, die gebotene Geschichte der Seefahrer um Aubrey, auf einem spannenden und atmosphärischen Kurs zu halten, so das einem so ziemlich alles geboten wird, was man von einem guten Abenteuer auf hoher See erwarten darf, inklusive dem Rum!
Aber nicht nur die Story und der Drang nach Glaubwürdigkeit zeichnet "Master and Commander" aus, auch die absolut wunderbare Umsetzung des Ganzen ist Oscarverdächtig. Die Schiffs-Kulissen und das weite Meer ergeben eine nahezu traumhaften Hintergrund, der einem glatt in den Film hinein zu ziehen vermöchte. Dazu die wunderbaren Kostüme, die aus den Schauspielern nicht nur irgendwelche verkleideten Akteure machen, sondern sie zu richtigen Seeleuten umfunktioniert. Dazu eine brillante, zu recht mit dem Oscar ausgezeichnete, Kameraarbeit und wunderbare, beste Atmosphäre ausstrahlende Musik, die man sich am liebsten gleich ins Regal stellen möchte.
Schlachtszenen gibt es dafür verhältnismäßig wenige, doch die wenigen vorhanden sind wirklich wahres Gold wert und vermögen es sogar die jeweiligen Szenen aus dem Konkurrenzstreifen "Fluch der Karibik" zu toppen. Jede Szene wurde bis ins kleinste Detail sauber durch choreographiert und das merkt man deutlich. Hier schmeckt man förmlich die raue und schwefelhaltige Luft, die bei diesen Kämpfen entstehen dürfte. Einfach wunderbar!
Höchstens ein paar kleinere Längen hier und da könnte man an den Pranger stellen. Ab und an scheint sich beim Geschehen mal ein kurzer Stillstand einzurichten und man hätte den ein oder anderen Dialog vielleicht etwas kürzen sollen. Aber wirklich stören tut einem das Ganze kaum.
Als letztes sollten nun noch die Darsteller erwähnt werden, allen voran natürlich Russel Crowe, der hier wirklich eine bravouröse Darstellerleistung absolviert und ehrlich und glaubhaft das Bild des Kommandanten abzeichnet. Wie schon in "Gladiator" oder "A Beautiful Mind" zeigt er uns auch hier, was es heißt ein großartiger, leider meist unterschätzter, Darsteller zu sein. Aber auch der Rest des Castes macht seine Sache gut, vor allem Billy Boyd, einer der Hobbits aus "LotR", mag in seiner Mini-Rolle gefallen. Alles in allem eine wunderbare Crew, die sich hier auf dem Schiff versammelt hat.
Fazit: Packendes, spannendes und höchst authentisch wirkendes Seefahrerabenteuer, mit allem was dazu gehört. Eine wunderbare, realistische Story, grandiose Arbeiten vor und hinter der Kamera und nur ab und an mal eine kleinere Länge, ergeben einen Abenteuer-Streifen, dem sich Fans von Filmen dieser Art nicht entziehen können. Wem "Fluch der Karibik" zu albern war, der dürfte sich hier nun endlich geborgen fühlen.
Wertung: 8,5/10 Punkte
P.S.: Man kann aber auch beide Filme gerne haben!;)