Irrtümlicherweise (wegen der vorhergehenden Publikationen Blowback - Time for Payback und Black Warrant und der dortigen Anwesenheit von Darsteller Cam Gigandet und Regisseur Tibor Takács) auch hier als Regiearbeit vonTakács vermutet und proklamiert, stellt sich Shrapnel als erstmal willkommene Arbeit vom mittlerweile verlässlicheren William Kaufman dar. Kaufman ist zum Glück für den derzeit etwas einsam und ohne großartigen Nachschub dastehenden Zuschauer preiswerter Actionfilme auch eher für die digitale Auswertung, also ohne Datenträger, so etwas wie die letzte Hoffnung, neben vielleicht noch Jesse V. Johnson und dem seltsam unauffällig bis unauffindbar gewordenen Isaac Florentine. Das Projekt selber klingt nach dem im Nachhinein sicher mehr Wertschätzung entgegen gebrachten The Prince - Only God Forgives (2014), hier wie dort eine Rachegeschichte, hier wie dort mit Jason Patric (und eben Cam Gigandet, allerdings im Grunde nur für den Showdown, einem reinen Shoot 'em up) an Bord:
Der ehemalige Marine Sean Beckwith [ Jason Patric ] lebt mit seiner Frau Susan [ Kesia Elwin ] sowie den beiden Töchtern Leigh [ Teresa Decher ] und Lauren [ Emily Perry ] auf einer Farm in Texas, nahe der mexikanischen Grenze. Als Leigh zusammen mit einer Freundin bei einer Stippvisite im Nachbarland spurlos verschwindet, findet Sean durch eifriges Nachhaken bei der lokalen Polizei, wie Officer Hector Montoya [ David DeLao ] und den amerikanischen Behörden bald heraus, dass er sich mit seinem Stochern im Wespennest einen speziellen Feind gemacht hat, ein Kartell namens 'Los Mercenarios', angeführt von Victor Garza [ Mauricio Mendoza ]. Garza schickt einen Killertrupp, geleitet von seinem Bruder Carlos [ Guillermo Iván ] auf den zu neugierigen Amerikaner los, der sich wiederum seines Armeekumpels Max Vohden [ Cam Gigandet ] versichert.
Saban Films steckt hinter der Distribution, Saban Films hat mittlerweile (fast) überall die Finger mit drin, sorgt sich um den Restbestand an Genre, um die Filme, die außerhalb von Tubi noch als Bestandteil an DtV-Action erscheinen und nicht (wie bei Tubi) meist unter dem Radar dann laufen; produziert selber hat Premiere Entertainment Group, verantwortlich auch mit für Blowback und Black Warrant, also mit überschaubaren Finanzen, ca. 3 Mio. USD Budget wird hierbei gezählt. Die Besetzung mit Patric, der nie richtig zum Star wurde, aber natürlich größere Projekte am Start hatte und seit den Achtziger anwesend auch seinen Namen gemacht hat und die gewisse Präsenz, ist dabei (als Ersatz für Thomas Jane) willkommen und hilfreich, er ist vergleichsweise rar auf der Mattscheibe, der Anblick ist selten, er wird nicht jünger, hat aber noch eine körperliche Überzeugungskraft, er zeigt sich vergleichsweise engagiert.
Eine Art Terrorstaat wird hier gezeigt, viel Bedrohung, Waffen überall, Verbrechen an der Tagesordnung, der Rest treibt zwischen Niedergang und Armut. Die Gegend ist ausgedörrt, staubig, sandig, wie als verlassenes Industriegebiet, man kann sich den Urzustand nicht mehr vorstellen, man sieht nur noch das Elend. Man bekommt auch keine Idylle geboten, der Anruf um Hilfe kommt gleich, für Vorlauf ist es zu spät. Eine Suche wird gestartet, ein Erkunden der Gegend, "Hey, what's with the, uh, severed animal heads and the gory altars on the side of the road, huh?", angefangen vom stillgelegten und leer geräumten Auto, rein in das provinzielle Städtchen. Die lokale Polizei ist keine Hilfe, das Revier halb zugewachsen von trockenem Gebüsch und Gräsern. Der Mann, der Vater kehrt mit leeren Händen heim, er geht mit Waffen wieder.
Der Film fängt ohne Hoffnung an, er beginnt mit Vorwürfen, mit eigenen und mit fremden, Verzweiflung ist noch inkludiert, rein negativen Gefühlen. Mexiko hier wieder ein Sumpf aus Korruption und anderem Üblen, "a hard place to be a good cop.", die US-Politik wird bemüht, bleibt aber auf ihrer Seite der Grenze und ist auch nur am Reden; der eigene Bruder einzig und allein wirkt initiativ, er träumt von groben Wegen und Mitteln. Bis dahin dauert es noch etwas, erst wird um den Busch herum geklopft, die Lokalitäten aufgescheucht, das Kartell geweckt und Alternativen (=Nichtstun) präsentiert; das Skript ist u.a. vom umtriebigen Chad Law, welcher in letzter Zeit sehr fleißig und viel geschrieben und (wie Section 8, The Flood, The Getback, letzterer für Tubi) verkauft hat, aber schon eher routiniert und zweckmäßig schreibt und die Klischees plündert; der ganze, äußerst minimalistische Plot erinnert ein wenig an das, was zeitgleich bei Sound of Freedom Furore gemacht hat, ist hier aber nur Beiwerk, wird nicht weiter ausdiskutiert, wird als Alibi für allerlei Brutalitäten und eine rasche Vorgehensweise genutzt, wird nicht als Gesinnung proklamiert. Eine öffentliche Provokation Richtung Gangstergruppierung weiter soll dann die Söldnertruppe durch die unterirdischen Tunnel Richtung Texas einmarschieren, ein schwerbewaffneter Konvoi im Angriff, eine Farm im Ziel der Vernichtung, "Oh, Santisima Muerte has blessed you this day."
Ein erster zentraler Action(- und Spannungs)akt, der Attacke einer paramilitärischen Einheit, die Belagerung eines Grundstücks, in Überzahl und besserer Ausrüstung, allesamt ausgestattet mit Schnellschusswaffen und geübt im taktischen Manöver; eine Spezialität wie extra geschrieben für Kaufman – Law hat schon mehrfach in der Vergangenheit für bzw. mit dem Regisseur gearbeitet, der mit solchen Sachen seinen Ruf erwirtschaftet hat und immer wieder damit reüssiert. Die Leichen werden angehäuft, einem wird schon beim Start weg der halbe Kopf weggeschossen, ein übertriebener Effekt, der mehreren kleineren Effektszenen vorwegeilt, erst wird ums Haus geschlichen, dann einzeln probiert, dann in Massen gestürmt, der Munitionsverbrauch riesig, die Verluste enorm, 20min Minuten werden damit verbracht, das Kernstück des Filmes geschaffen und die Zielgruppe bedient. Es folgt noch eine Autohatz im Anschluss, aus der Verteidigung geht man über in die Aggression, es wird gefoltert und Fragen gestellt und der 'Dreck' aus dem Wege geräumt.