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Mit dem nordfranzösischen Chartres verbindet man gemeinhin dessen weltbekannte Kathedrale, doch davon will Daniel Sauveur (Raphaël Quenard) nichts hören - der Endzwanziger beklagt nämlich, daß die ganze Kleinstadt der millionenschweren Unternehmerfamilie Breuil gehört, die hier den größten Arbeitgeber stellt und bei denen Daniel, der die Breuils schon in  seiner Schulzeit hassen gelernt hat, auf keinen Fall arbeiten will.
Kurzerhand gründete er mit seinem besten Kumpel Scania (Igor Gotesman) ein kleines Transportunternehmen, doch da sie meistens die Breuils belieferten, wurde ihnen schon bald die Lizenz entzogen. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich der Realität zu fügen und wie alle nahezu alle anderen Bewohner von Chartres bei der Parfum-Dynastie anzuheuern. Scania machte den Anfang und gegen eine fette Provision für den korrupten Vorarbeiter durfte auch Daniel 3 Monate später dort zu arbeiten beginnen.
Doch der smarte Daniel hatte seinen Widerwillen gegen Breuil und Söhne niemals aufgegeben, und nach einiger Zeit der Einarbeitung bei der Qualitätskontrolle ersinnt er eine Idee, wie er einerseits viel Geld verdienen und andererseits seinen Arbeitgeber schädigen könnte. Wegen eines großmäuligen Auftritts der Personalchefin Virginie Van Stratten (Agathe Rousselle) gegenüber inzwischen zum Müllkontrolleur degradiert, bietet ihm genau diese Position ideale "Arbeitsbedingungen": denn Daniel platziert in nicht mehr verkaufsfähigen, zerdrückten Kartons immer eine Anzahl Parfumflakons, die er dann persönlich zum Müll rausbringt, wo sie von Scania übernommen werden. Die Duftwässerchen verkaufen die beiden um 50 € pro Stück im Internet, ein einträgliches Geschäft, das zunächst niemandem auffällt.
Als der alte Breuil das Zeitliche segnet und die Firma an seinen Sohn Patrick (Antoine Gouy) übergeht, sind Daniel und Scania schon gut im Geschäft und planen eine Erweiterung ihrer "Geschäftsidee", was einen gewissen logistischen Aufwand nach sich zieht, sprich: es müssen mehr Eingeweihte mitarbeiten, die ihrerseits auch wieder Geld kosten.
Die Unterschlagungen fallen auch weiterhin niemandem auf, was nicht zuletzt an der konservativen Denkweise von Patrick Breuil liegt, einem neureichen Schnösel, dessen Hauptaugenmerk auf einer Abgrenzung zu seinem Hauptkonkurrenten, dem Parfum-Discounter Nougarolis, liegt. Erst als Virginie Van Stratten, die Lunte gerochen hat, der versammelten Führungscrew eine vollautomatische elektronische Zählmaschine für die abertausenden täglich abgepackten Parfumflakons vorschlägt, müssen  Daniel und seine Crew sich etwas überlegen...

Mit viel (schwarzem) Humor läßt Regisseur Jérémie Rozan seine Akteure in seinem schlicht Cash (deutsch: Der Duft des Goldes) betitelten Streifen zu Werke gehen und spart in seinem filmischen Zwitter aus Heist-Movie und Komödie auch nicht an Seitenhieben auf die bourgeoise Oberschicht. Die sanfte Kapitalismuskritik jedoch scheitert ganz bewußt und von vornherein an der Bestechlichkeit sämtlicher Charaktäre, die ohne mit der Wimper zu zucken sofort bereit sind, Teil der Schwarzverkäufe zu werden - solange der eigene Anteil stimmt.

Die über weite Strecken von einem Voice-over des Hauptdarstellers kommentierte, in recht flottem Erzähltempo dargebrachte Geschichte ist dabei nicht sonderlich realitätsnah (so tauchen Ermittler, denen die Internet-Verkäufe aufgefallen sind, nur am Anfang kurz auf) und steigert sich am Ende sogar ins Groteske, als die Räuber (deren Bande aus gut ausgewählten, teilweise reichlich skurrilen Gestalten besteht) schließlich mit dem Firmenbesitzer ihr Handeln absprechen, doch darauf kommt es Cash auch gar nicht an - vielmehr ist die jedes Aufsehen vermeidende, sich immer den Gegebenheiten anpassende Strategie Daniels, der jedes Hindernis mit Cleverness umschifft, Dreh- und Angelpunkt des Plots.
Fazit: Der Duft des Goldes ist eine vergnügliche französische Komödie um einen gewitzten Klaubruder, dessen unmöglich erscheinende Ziele sich meist mit einem Lächeln - und reichlich Bestechungsgeld - erreichen lassen: augenzwinkernde 7 Punkte.

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