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Ein klassischer Monsterfilm mit traditionellen Wurzeln und dementsprechendem Charme, der uns hier zum Jubiläum der japanischen Kultfigur erreicht. Die visuellen Effekte sind bodenständig und unterstützen die Handlung eher als dass sie sie überlagern wie bei seinen US-amerikanischen Pendants der vergangenen Jahre. Hier bleibt auch den menschlichen Darstellern genügend Raum zu agieren, die im asiatischen Heldenkino übliche, leicht übertrieben dramatisch aufspielende Handlung gibt es ebenso wie die kurzen Kameraeinstellungen auf zu beschützende Kleinkinder.

Jedoch ist alles gezeigte zu jeder Zeit nachvollziehbar, das Gefühl der Niederlage nach dem Zweiten Weltkrieg und die damit wieder zu findende nationale Identität Japans bleibt das Kernthema von "Godzilla: Minus One" - hier sind es die Menschen als Gemeinschaft, die der Lage wieder Herr zu werden versuchen, keine Geheimdienste, globalen Organisationen oder gleich ganze Regierungen. Zwar konzentriert sich die Handlung insgesamt auf einige wenige Figuren aber einen über-stilisierten Helden bekommt man als Zuschauer glücklicherweise nicht präsentiert. Der Krieg hat alle Menschen nachhaltig gezeichnet und mitten in den Wiederaufbau stakst nun auch noch das Monster als Symbol der Zerstörung hinein, vor dessen Wut vor allem der filigranen Gesellschaft Tokios gegenüber Einhalt geboten werden muss (warum Godzilla so fixiert auf Tokio ist, bleibt aber ungeklärt).

Vom langsamen und extrem von Spannung getriebenem Aufbau des Films, der stets spürbaren Atmosphäre der Bedrohung bis zu den realistisch gestalteten Actionszenen und zwischenmenschlichen Beziehungen bekommt man von den Erfindern Godzillas, den Toho Studios, endlich einen würdigen, im 21. Jahrhundert angekommenen und erstmals mit historischem Background versehenen Katastrophenfilm präsentiert, der all das in modernisierter Form bietet, was Godzilla seit seinem erstmaligem Erscheinen 1954 ausmacht.

Die Kreatur ist natürlich äusserst robust, selbstheilend, radioaktiv, unzerstörbar, sehr wütend und stets sehr präsent, auch wenn Ihre reine Screentime nicht wahnsinnig gross ist. Es bleiben die Schicksale der ehemaligen Kämpfer und zurückgelassenen Einwohner, die alle Hände voll damit zu tun haben, das Land für eine lebenswerte Zukunft wieder aufzubauen und würdevoll zu überleben - auch ohne irgendwelche Kampfhandlungen.

Da muss man Regisseur / Autor und Effekt-Supervisor Takashi Yamazaki also auf jeden Fall attestieren: Er hat die sympathische und schwerfällige Kultfigur behutsam und zeitgemäss modernisiert und fit gemacht für weitere Ausflüge in küstennahe Regionen des Pazifik (und vielleicht auch darüber hinaus). Godzilla ist und bleibt damit ein japanischer Charakter und backt auch im Kino relativ kleine Brötchen, der zwar - bedingt durch den weltweiten Erfolg der US-amerikanischen "Nachahmer" - in Kino und Streaming weltweit mehr Präsenz als je zuvor besitzt, dort aber mehr eine Interpretation eines Angriffs von "Die Natur schlägt zurück" ist als je zuvor.

Da das zur allgemeinen Lage im Zuge von Klimawandel, politischen Unruhen und massiven und global verstreuten Kampfhandlungen im Jahre 2023 sehr gut passt, hat mir persönlich der bodenständig daherkommende Jubiläumsfilm der Toho Studios hervorragend gefallen und zählt für mich jetzt schon zu den besten Ausflügen der sympathischen Kreatur auf die Kino-Leinwand. Ein sehr sehr grosses Dankeschön dafür auch an den deutschen Verleih, der ohne grosses Studio im Hintergrund dafür gesorgt hat, dass dieser Ausflug möglich ist.

Wer also eine kleine Pause von den CGI-Kino-Gewittern der vergangenen Jahre im Kino sucht, dem sei diese Perle des Kinojahres 2023 wärmstens ans Herz gelegt, denn besser als mit einem solchen "Wumms" kann dieses aus meiner Sicht nicht zu Ende gehen.

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