Ganze dreimal hat Regisseur und Produzent Dimitri Logothetis seinen auserwählten künftigen und zünftigen Star Alain Moussi prominent eingesetzt, in zwei von drei geplanten Kickboxer - Neuauflagen und mit ebenfalls begleitender Unterstützung in Jiu Jitsu; ein beharrlicher Irrglaube von Logothetis, aus dem körperlich schon fähigen, aber darstellerisch nicht herausragenden oder von Präsenz umschwärmten Moussi über die kleine und sowieso schrumpfende Klientel von B-Action hinaus bekannt zu machen. Der erste Versuch von 2106, der letzte 2020, nun folgt mit King of Killers ein Versuch von einem auch ehemaligen Stuntman, von Kevin Grevioux, der in reifer Überlegung auch gleich eine Fernsehserie hierzu als Prequel geplant, ein Sequel andeutet und damit und dem Thema selber eindeutig die Welt von John Wick im Blickfeld hat; ironischerweise hat Grevioux hier wie auch Logothetis zuvor bei Jiu Jitsu eine Graphic Novel geschaffen und daraus als Quelle den Film installiert.
Gefördert ist das Unternehmen von Lionsgate und Grindstone, die Finanzierung wieder sichergestellt von BondIt Media, die bald noch einzigen bekannten Namen hinter Produktion und Distribution, vor der Kamera wieder der Grillo und der Dorff als Begleitung, die derzeit auch überall und nirgends sind. Mit Gewalt in seiner reinsten, unangenehmsten Form geht es hier und dann gleich mit einer Rückblende los, Geschichten werden heutzutage immer aus dem Blick zurück, dem "ein Jahr zuvor" erzählt. Das "ein Jahr zuvor" ist auch gewalttätig, ein Attentat in der Toilette einer schäbigen Bar, nicht umsonst heißt der Film King of Killers, es wird das Töten und das Morden in der narrativen Mitte platziert:
Der auch für die Regierung tätige, seine Aufträge von Robert Xane [ Stephen Dorff ] erhaltende Hitman Marcus Garan [ Alain Moussi ] ist nach dem Tod der Frau und der Herzkrankheit der Tochter seelisch am Ende, für die Not-Operation des Kindes braucht er zusätzlich und schnell Geld, wobei ihm die Offerte von Roman Korza [ Gianni Capaldi ], einen gewissen Jorg Drakos [ Frank Grillo ] für 10 Mio. USD auszuschalten, gerade rechtkommt. Allerdings ist der Auftrag von Drakos selber initiiert, und hat dieser weitere 'Mitstreiter' aus der Branche wie Andre LeCroix [ Georges St-Pierre ], Rick Nigel [ Ryan Tarran ], Asha Khanna [ Marie Avgeropoulos ], Ren Hiro [ Shannon Kook ] und Dyson Chord [ Kevin Grevioux ] für diesen 'Wettbewerb' engagiert, wobei schon geplant ist, dass sich die Experten erstmal gegenseitig eliminieren.
Das Umfeld drumherum ist die scheinbar heile Familie, die Idylle, die Frau ist glücklich, die Tochter, das Geld ist nicht übel, der Jahrestag steht an, Chicago ist fast weiß voll Schnee. Eine Fassade, die erst errichtet werden muss, zum schönen Schein und dann gebrochen, aufgestellt auf lauter Lügen, auf einem falschen, einem niederträchtigen Job. Der erste Auftrag war dabei leicht, ein Kinderspiel, der zweite schon ist eine Falle, eine durchaus clevere auch, das Kartenhaus zerfällt, das Luftschloss löst sich auf, die Tarnung, die falsche Identität ist weg. Auch der Job selber war kein Kinderspiel wie vorher der, es wird reichlich getobt und gewütet, fleißig geschossen, ein Tischbein zur Penetration genutzt, eine Kniescheibe entzwei gebrochen. Ein Akt des Exzesses, zusätzlich eine Tragödie, das Karma, eine Motivation. Viel wird in Worten erzählt, was schon in den Bildern erzählt wurde, viel wird von Nebenrollen mit schwerem Akzent dargeboten, es gibt mit Capaldi einen darstellerischen Ausfall (bzw. gewohnt gewöhnungsbedürftige Anwesenheit) und der Film verlangt von Anfang an eine willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit, was zunehmend schwerer wird. Dann kommt eine zweite Tragödie herein, "This is different.", "I have nothing to hide. Just everything to lose." Viel Zeit für Vorgeplänkel, eine halbe Stunde Einleitung, ab und an wird sich um Aufmerksamkeit und entsprechende Inszenierung dessen bemüht; das ist nicht übermenschlich gut, aber besser als gewohnt im Genre und zuletzt üblich, und triumphiert vor allem in den Außenszenen, die überraschend gut aussehen und so auch am Wirken sind.
Von Chicago nach Tokio, mit zuweilen beeindruckenden Panoramaaufnahmen, "Please come and feast your eyes.", es wird eine Schönheit in der Architektur der Stadt wie auch zuvor an der Ostküste gesucht, die das Umfeld, ein Kill 'em All (2013) nicht zu bieten hat, ein King of Killers - Tournament, ein Best of the Best. Moussi als Hauptidentifikation ist grundsolide, es ist nicht sein erster Auftritt vor der Kamera, Grillo macht das, was Grillo zuletzt immer macht, oft auch für sich alleine stehend und für sich selber spielend, und auch Dorff ist nur kurz und ziemlich verknittert anwesend, die Stirn zerfurcht, die Haare stopplig abstehend. Es wird ein wenig Geheimniskrämerei um die Motivation des 'Wettbewerbes' gemacht, es wird sich etwas einander vorgestellt und die gegenseitige Reputation bewundert, es wird die Laufzeit gestreckt und auf 'normale' Länge (als Neunzigminüter) gefüllt.
Wenn die eigentlichen Auseinandersetzungen (in Lagerhallen, Büroräumen, Treppengänge etc., gefilmt wurde komplett in Winnipeg, Manitoba) dann losgehen, muss man sich auch auf einige Dinge einstellen, eine gewisse Überempfindlichkeit der Kamera, die zuweilen zu dicht positioniert ist, zu schnell wegschneidet, mit den Figuren verstärkt mit'fiebert'. Es wird auch ab und an mit Ablenkungen gearbeitet, die entsprechend tatsächlich von dem Kampf und einem rein visuellen Genuss dessen ablenken; nicht immer, aber häufig, in Sachen Choreografie zwischen Martial Arts, Shootouts und Schwertkampf, und Montage gibt es auch Ideen und Einstellungen die gelingen, aber das Glas ist entweder halb leer, oder nie ganz voll. Es ist weniger ein Tournament, als ist vielmehr eine Art Hide-and-Seek in jeweils farbgefilterten Räumen und platzierten Fallen; eine simple Reduktion auf das Wesentliche, auf die kämpferischen Fähigkeiten der Leute vor der Kamera, wäre hier des öfteren erfolgreicher und insgesamt ein Mehr.