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Die Mixtur Horror und Drogenfilm zählt ohne Frage nicht zur verbreitesten, im Anbetracht der eigentlich nicht sehr ausgeprägten Unverträglichkeit nicht unbedingt nachvollziehbar. Mal abgesehen von sehr miesen Beiträgen wie dem Low Budget-Primat "Jackhammer Massacre", neueren Streifen wie "Someone's Knocking at the Door", halbwegs unterhaltsamen, aber inhaltlich immer noch recht belanglosen Exemplaren wie "Shrooms" oder "Catacombs" oder diversen schundigen Drugsploitern wie "Something Weird" von Trash-Ikone Herschell Gordon Lewis gibt es auch durchaus brauchbare Varianten wie die LSD-Horrorfilme "Blue Sunshine" und "Laila - Vampir der Lust". Als Paradebeispiel für jenige dürfte jedoch der toll funktionierende "Altered States" aus den frühen 80er Jahren fungieren.

Entgegen allgemeiner Vorurteile sind Drogen keineswegs die Ausgeburt des Teufels, allerdings auch nicht so harmlos wie ihnen freundlich gesinnte Gruppierungen wie beispielsweise die Hippies damals manchmal glauben. Dies muss natürlich immer von Substanz zu Substanz abgewägt werden. Von den negativen Aspekten sticht der der Sucht und allem was damit zusammen hängt ganz klar hervor. Dies betrifft vor allem Opiate, Amphetamine und Benzos. Eine weitere unschöne Eigenschaft weisen Psychedelika auf, nämlich Psychosen und Horrortrips. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass letzteres eine mit Worten kaum mehr zu beschreibene Hölle ist.

Jener markanten Thematik widmete sich Ken Russell hier ebenso so orginell, wie ironisch auf sehr experimentelle Weise. Er personifizierte das davon ausgehende Grauen anders als Dante Tomaselli bei seinem "Horror". Der Höllentrip ist mit toll gefilmten und geschnittenen, eindringlichen Bilderfluten von apokalyptischem Ausmaß dargestellt worden, sichtlich von Kubricks Meisterwerk "2001: Space Odyssey" und vielleicht auch Stan Brakhage inspiriert und doch weniger intensiv und vor allem kürzer, aber durchaus ansehnlich, sodass man leicht ins Schwärmen geraten kann.

Wie kam es eigentlich zu jenem Horrortrip? Der gebrochene Protagonist Eddie Jessup, ein verrückter Wissenschaftler wie er im Buche steht, experimentierte mit gefärhlichen Drogen auf der Suche nach der Wahrheit. Russell beleuchtet damit geradezu grandios die Kehrseite von Transzendenz und ihren mitunter unschönen Folgen, ohne ihre Beweggründe außen vor zu lassen. Auch wird nicht sehr dezent vor Selbstüberschätzung unter der wir schließlich alle ab und an leiden gewarnt.

In der zweiten Hälfte verwandelt sich Eddie langsam aber sicher in ein blutrünstiges Monster und aus Russells visuellem Höllentrip wird Organhorror in bester Cronenberg-Manier. Das ist einerseits eine interessante Metapher auf die Fatalität von ausgedehntem Drogenkonsum, zudem schwer unterhaltsam, trotz des im Großen und Ganzen nur begrenzten Bodycounts und der nicht allzu derben Morde. Splatterfans kommen eher nicht auf ihre Kosten.

"Altered States" hat eindeutig andere Qualitäten vorzuweisen und das nicht zu knapp. Erstaunlich, wenn man bedenkt das es an der Inszenierung streckenweise sogar etwas harpert. Eingefleischte Fans solcher Kost dürften sich daran aber wohl kaum stören...
Deshalb: Exzentrischer Horror at it's best!

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