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Spezialeffektkünstler John Brunos Spielfilm-Regiedebüt „Virus“ ist ein anscheinend recht hochbudgetierter Horror-/Sci-Fi-Actioner mit namhafter Darstellerriege aus dem Jahre 1999 und entstand in US-amerikanisch-deutsch-britisch-französisch-japanischer (!) Koproduktion. Zugrunde lag eine Comicreihe. Doch wer da nun einen auf episch getrimmten Ami-Blockbuster erwartet, liegt zu meiner Freude vollkommen falsch, denn vielmehr handelt es sich um ein extrem kurzweiliges Popcorn-Spektakel für Genrefreunde.

Innerhalb der Handlung um eine außerirdische Lebensform, die auf einem Forschungsschiff landet und die Gattung Mensch als Virus bekämpft bzw. mit ihr Symbiosen eingeht oder was auch immer, wird man Originalität und Innovation ebenso wenig finden wie eine stringente Logik, doch dafür bekommt man ein aus allerlei Genrevorbildern zusammengeklaubtes Effektspektakel, das von Biomechanik faszinierte Herzen höherschlagen lassen dürfte. Für Creature-Design, Make-up- und Spezialeffekte dürfte ein großer Teil des Budgets draufgegangen sein, denn was einem hier präsentiert wird, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Ein weiterer großer Teil verschlang sicherlich die Verpflichtung von Schauspielern wie Jamie Lee Curtis als Ripley-Klon, Donald Sutherland als amoralischem, von Geldgier getriebenem, abgewracktem Kapitän oder William Baldwin als leider ziemlich uncharakteristischem Good Guy.

Atmosphärisch ist das alles nichts Bemerkenswertes, gegen wahre Genregrößen stinkt „Virus“ nur allzu deutlich ab. Der Spannungsgehalt ist mit etwas Wohlwollen als durchschnittlich zu bezeichnen, woran auch der oft reißerische, dominante Orchester-Soundtrack nichts ändert. Unter dem reinen Unterhaltungsaspekt hinsichtlich visueller Schauwerte funktioniert „Virus“ aber überraschend gut und wurde mit seinen 87 Minuten Nettospielzeit auch nicht unnötig aufgebläht, so dass er sich als Appetithappen für Sci-Fi-Horror-Freaks gut eignen sollte. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß. Dank eines Tipps hatte ich von vornherein die richtige Herangehensweise an „Virus“, anderenfalls wäre ich sicherlich auch auf dem falschen Fuß erwischt und etwas enttäuscht worden.

Oder in Kurzform: Unfreiwillige Big-Budget-Exploitation für Biomechaniker bzw. protzige Bewerbungsunterlage eines regieführenden SFX-Mannes.

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