"Virus" entpuppt sich als so was wie "Terminator" und "Alien" auf hoher See. Ein ähnlich gelagertes Szenario gab es schon in "Octalus", auch wenn es dort halt ein Riesenoctopus und keine von außerirdischer Energie getriebenen Roboter/Mensch-Hybriden war. Beide Filme sind allerdings von unterschiedlicher Qualität. Nachdem er Jahre lang für James Cameron bei "Terminator 2", "Abyss" und "Titanic" den Effekte-Bimbo spielen musste, wollte sich John Bruno (T2 3-D) Ende der 90er selber auf den Regiestuhl setzen, auch wenn er nicht das Regietalent seines einstigen Mentors hatte. So verwundert es kaum, dass "Virus" Anleihen an sämtliche Cameron-Filme vorweisen kann.
Im Pazifik findet ein Bergungsschlepper ein scheinbar verlassenes Hightech-Schiff der Russen. Kapitän Everton (Donald Sutherland) will es bergen und die Prämie dafür einsacken. Als seine Crew um Navigatorin Kit Foster (Jamie Lee Curtis) den Stromgenerator anwerfen, erwacht ein außerirdisches Wesen zu neuem Leben. Es sieht in dem Menschen einen Virus, und will darum die Menschheit ausrotten...
Obwohl sie dem Horror-Genre den Rücken gekehrt hatte, darf Jamie Lee Curtis (True Lies) nach "Halloween H20" erneut als Scream-Queen aktiv werden. Ihren Part spielt sie eigentlich recht solide, doch am Ende nimmt sie immer mehr die Züge einer Ellen Ripley an, was man ihr dann weniger abnimmt. Altstar Donald Sutherland (Die Jury) heuerte hier eindeutig unter Wert an, auch wenn er als profitgeiler Seebär noch aus dem Cast in gewisser Weise hervorstechen kann. Für Sutherland eigentlich beim restlichen Cast kein Kunststück, auch wenn er auf Sparflamme agiert. Hingegen sieht William Baldwin (Internal Affairs) ständig so aus, als wenn er sich auf dem Weg zu einem Photo-Shooting auf dem "Virus"-Set verlaufen hätte. Als Mechaniker wirkt er einfach nur lächerlich. Joanna Pacula (Zum Töten freigegeben) guckt ständig nur belämmert aus der Wäsche, labert wirres Zeug und röstet sich schließlich im Showdown selber weg. Natürlich darf in solch einem genre-typischen Streifen auch der Quoten-Neger in Form von Sherman Augustus (The Foreigner) nicht fehlen, der zusätzlich auch noch durchdrehen und waffengeil sein darf. Eindeutig die klischeehafteste Figur im Film. Schließlich haben wir dann noch Cliff Curtis (Octalus) als langhaariger und tätowierter Maori, was er passabel abwickelt.
Mit Spezialeffekten weiß John Bruno freilich umzugehen, und so sehen einige Szenen auch recht nett aus. Sieht man einigen Hybriden ihre künstliche Herkunft an, so wirken andere widerum etwas realistischer. Das Ober-Monster wurde dann teilweise auch am Rechenknecht entwickelt, was ihm auch anzusehen ist. Dennoch wirken besagte CGI-Effekte hier nicht derart unglaubwürdig wie in "Octalus". Actionmäßig hat Bruno auch einiges bei Mentor Cameron abgeschaut, doch gehen die Action-Sequenzen meistens in Ordnung. Die Menschen, die von den Hybriden nach guter alter "10 kleine Negerlein"-Regel dahingeschnetzelt und zu Ersatzteilen verarbeitet werden, setzten sich allerdings mit einem reichlichen Waffenarsenal zur Wehr, das von der AK-47 über die Schrotflinte bishin zum Raketenwerfer reicht. Explosionen gibt es auch reichliche, und die wurden von Bruno auch ansehnlich in Szene gesetzt. Gore-Effekte sind auch vorhanden, die ebenfalls von künstlich bis realistisch reichen. Storymäßig erfindet "Virus" das Genre jedoch nicht neu, und verläuft daher nach bekanntem Muster ab. Ähnliches hat man woanders schonmal serviert bekommen - oftmals auch besser! Dennoch erwartet man hier auch keinen Ideenreichtum im Einstein-Format. Es ist halt nur der gute alte Kampf Mensch gegen Monster. Genretypisch zeigt der Mensch dem Mistvieh im Finale dann auch mal wieder, wo der Hammer hängt. Bei manchen Außenaufnahmen (vor allem beim Sturm) merkt man, dass hier im Studio gedreht wurde, doch können andere Szenen auch tolle See-Atmospäre einfangen, was man bei "Octalus" z.B. nicht geschafft hat.
Mag "Octalus" die blutigeren Abschlachtszenen haben, so hat mir "Virus" dank des qualitativ unterschiedlichen Casts, recht ordentlich gemachten Monstern und anfänglicher See-Atmosphäre besser gefallen. Zwar keine geistige Neuerfindung des Genres, dafür aber ordentliches Fastfood fürs Gehirn.