Review

iHaveCNit: Der Junge und der Reiher (2023) – Hayao Miyazaki – Wild Bunch Germany

Deutscher Kinostart: 04.01.2024

gesehen am 24.12.2023

Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 15 – 11:45 Uhr

gesehen am 05.01.2024

Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 20:30 Uhr

Den Start ins neue Jahr gibt es für mich mit dem neuen Film aus dem Hause Studio Ghibli und dem vermutlich letzten Film von Hayao Miyazaki, der mit Filmen wie unter anderem „Prinzessin Mononoke“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“ zu einer Legende wurde und sich nun nach knapp 10 Jahren nach seinem letzten Film zurück meldet und nun mit „Der Junge und der Reiher“, sofern das auch tatsächlich sein letzter Film sein wird, einen schönen Abschluss seiner persönlichen Filmographie findet.

Der junge Mahito verliert im dritten Jahr des zweiten Weltkriegs seine Mutter bei dem Brand eines Krankenhauses in Tokio. Ein Jahr darauf ist sein Vater bereits mit Mahitos Tante Natsuko verheiratet, die bereits ein Kind erwartet, im ländlich abgeschiedenen Raum lebt und zu der Mahito ziehen wird. Mahito, der den Verlust seiner Mutter noch nicht verarbeitet hat und der mit den neuen Lebensumständen so gar nicht einverstanden ist, trifft dort auf einen geheimnisvollen Reiher und einen rätselhaften, verfallenen Turm, der in der Nähe des Anwesens seiner Tante Natsuko steht ohne zu ahnen, welch fantasievolle und rätselhafte Welt in dort erwarten könnte.

Ich habe „Der Junge und der Reiher“ ja auch bereits Ende letzten Jahres bei einer Preview gesichtet und durchaus ein wenig Zeit gehabt, über den Film nachzudenken und nun auch die zweite Sichtung noch einmal stärker dazu genutzt meine Gedanken zum Film zu reflektieren. Dabei ist mir zufälligerweise ein durchaus ähnlich gelagerter Film ins Gedächtnis gekommen, der auch erst gegen Ende des letzten Jahres in den Kinos zu sehen war. Der iranische Animationsfilm „Die Sirene“ von Sepideh Farsi hatte die Geschichte eines Jungen erzählt, der im Schrecken des ersten Golfkriegs im besten Sinne von „Coming-Of-Age“-Filmen „erwachsen“ wird und auch die eigene Trauer durch die Folgen des Krieges verarbeitet. Bei „Der Junge und der Reiher“ befinden wir uns jedoch nicht im Iran zu Zeiten des ersten Golfkriegs, sondern in Japan während des zweiten Weltkriegs und während in „Die Sirene“ ein minimalistischer, kunstvoller, eigenwilliger Animationsstil den Schrecken des Krieges einfängt, ist der Animationsstil von „Der Junge und der Reiher“ mit seinem eher minimalistischen Stil der alten Schule fast ein Relikt und eine Ehrerbietung an die frühen Werke Miyazakis und hebt sich damit auch vom eher optischen Realismus im Animationsstil eines von mir sehr geschätzten Makoto Shinkai ab, der mich mit „Your Name.“, „Weathering With You“ und auch „Suzume“ begeistert hat. Genug an dieser Stelle aber erst einmal von diesen Gedanken. „The Boy and The Heron“ ist ein sehr schöner Film geworden. Die Geschichte, die vordergründig ein berührendes Drama mit den Themen „Coming-Of-Age“ und Trauerverarbeitung des Jungen Mahitos ist, wird auch dann durch die Reise des Jungen mit dem geheimnisvollen Reiher in der rätselhaften, mysteriösen Welt eine Geschichte, die Raum und Zeit überwindet und auf philosophische Art und Weise sowohl über das Gleichgewicht der Welt als auch den Kreislauf des Lebens erzählt. Selbst wenn die Geschichte an mancher Stelle etwas Anlauf braucht und der rote Faden nicht immer klar erkennbar ist, hat mir „Der Junge und der Reiher“ sehr gefallen.

„Der Junge und der Reiher“ - My Second Look – 9/10 Punkte

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