Anhand sehr früher Western mit John Wayne wird ersichtlich, wie wenig es benötigt, um einen schlichten Genrebeitrag abzuliefern. Kernige Hauptfiguren sind insofern schon beinahe Pflicht und da funktioniert die Chose von Regisseur Brian Skiba nur zur Hälfte, während der Rest zum generischen Einerlei verkommt.
Reno (Jack Kilmer) und seine frisch angetraute Vegas (Camille Collard) befinden sich auf der Durchreise, als ihre Reisekutsche von drei Ganoven angegriffen wird. Reno wehrt sich erfolgreich, doch einer der Erschossenen entpuppt sich als Bruder des korrupten Bürgermeisters Bishop (Stephen Dorff), der fortan auf Rache aus ist…
Der Einstieg mit dem Überfall gestaltet sich zwar okay inszeniert, doch die Vergangenheit als Revolverheld nimmt man dem Milchbubi Reno zu keiner Zeit ab. Ein Zwischenhalt im Saloon untermauert immerhin die Liebe zum Detail bei der Ausstattung und auch die Besetzung einiger Nebenfiguren (und Gestaltung derer) geht in Ordnung. Allerdings häufen sich früh einige Genreklischees.
Diese reichen von den hilfreichen Apachen mit spirituellen Heilungsmethoden über zwielichtige Bardamen und Barkeeper bis hin zu den Auswirkungen des Bürgerkriegs und einem ehemaligen Sklaven, der ebenfalls noch eine Rechnung offen hat. Nicht zuletzt mischt auch noch ein Sheriff (Cole Hauser) mit, welcher jedoch lange Zeit mehr beobachtet als aktiv mitzumischen.
Derweil ist der Actionanteil zwar brauchbar, doch einige Ballereien sind arg hölzern ausgefallen und weisen ein schwaches Timing auf. Manche ballern irgendwie in die Lüfte und halten die Waffe komplett schräg, andere fallen theatralisch getroffen in den Sand, während wieder andere erstmal suchen müssen, wo denn jetzt gerade die Einschussstelle sein mag.
Hinzu gesellt sich ein merkwürdiger Score, für den hauptsächlich Stephen Dorff verantwortlich ist. Die ruhigen Passagen fallen durchaus genregerecht aus und weisen einige Atmosphäre auf, doch sobald Gesang und E-Gitarre ins Spiel kommen, ist es mit selbiger vorbei.
Dorff, der sich nicht nur äußerlich einem Jack Nicholson annähert, performt bei alledem mit einer soliden Präsenz und holt noch am ehesten etwas aus seinem Schurken heraus, während sich Val Kilmers Sohn Jack als viel zu jung für die Rolle eines Helden entpuppt und auch nicht sonderlich überzeugend spielt. Wenn Cole Hauser noch etwas breiter wird, kann er bald in die Fußstapfen eines Steven Seagal treten, obgleich das wenig erstrebenswert erscheint. Den Damen werden leider nur passive Figuren zuteil, doch immerhin wurden die Native Americans auch von eben solchen besetzt, während die gelungene Synchro mit einer Handvoll bekannter Stimmen aufwarten kann.
Es ist selten ein gutes Zeichen, wenn im Abspann einige Namen mehrfach auftauchen, was grundlegend für ein überschaubares Budget spricht. Jenes bricht dem Stoff allerdings weniger das Genick als die spannungsarme Aufarbeitung eines Rachekonflikts, der selten auf den Punkt kommt. Die Bösen sind nicht garstig genug, die Guten zu wenig durchsetzungsfähig, wonach das Geschehen oftmals mit unnötigem Füllmaterial angereichert wird und selbst beim Showdown nur bedingt anspricht. Dieser Western von heute wirkt eher wie ein lahmer Western von gestern.
4 von 10