Vor einigen Jahren löste „the 6th Sense“ einen neuen Filmtrend aus (obwohl der unterschätzte (und bessere) „Stir of Echos“ früher entstand, aber einen späteren Startermin bekam), nämlich den der übernatürlichen Thriller, in dessen Verlauf Werke „the Others“ oder „Darkness“ entstanden und erfolgreich an den Kinokassen liefen.
Neuster Vertreter dieses Genres ist nun also „the Gathering“ – ein unter der Regie von Brian Gilbert („nicht ohne meine Tochter“) in Großbritannien gedrehter Film mit Christina Ricci, der Prinzessin des amerikanischen Independent-Films, in der Hauptrolle...
Bei einer Party draußen auf dem Lande setzen sich zwei Jugendliche von der Location ab, brechen aber etwas abseits urplötzlich im Boden ein und sterben an den Folgen. In dem Zusammenhang werden die Ruinen einer in Stein gemeißelten Kreuzigungsszene aus dem ersten Jahrhundert nach Christus entdeckt – Besonderheit ist jedoch, dass die Anordnung der Betrachtungsweise nicht auf den gekreuzigten Jesus liegt, sondern auf die Personen, die sich als Zuschauer angefunden hatten...
Wenige Tage später wird die amerikanische Rucksacktouristin Cassie (Ricci) von einem Auto ganz in der Nähe angefahren, worauf sie das Gedächtnis verliert. Quasi als Entschuldigung wird sie bei der Familie der Fahrerin aufgenommen und kümmert sich in der Folgezeit um die Kinder, doch mit der Zeit wird sie von seltsamen Vorahnungen heimgesucht.
Es stellt sich heraus, dass sich dieselben Gestalten, die vor dem Kreuze Jesu in Stein abgebildet wurden, nun in der Stadt befinden. Weitere Ermittlungen ergeben, dass jene Personen immer wieder an Orten großer Katastrophen gesehen wurden – und Cassie wird klar, dass es einen Zusammenhang mit ihren Visionen geben muss, der etwas mit einem Missbrauchsfall innerhalb der Kirche, einem seltsamen Automechaniker und dem Sohn ihrer neuen Gastfamilie hat...
„the Gathering“ lebt von seiner Hauptdarstellerin und der gelungenen Atmosphäre, die von der ländlichen Region Englands geprägt ist und mit britischem Understatement eingefangen wurde (obwohl Regisseur Gibson es sich nicht verkneifen konnte, die Visionen Cassies mit typischen Genremitteln (Farbfilter und rasche Kameraeffekte) zu inszenieren).
Christina Ricci („Buffalo 66“ / „Sleepy Hollow“ / „Monster“) beweist hier einmal mehr, dass sie zu den besten Schauspielerinnen ihrer Generation gehört und glänzt in der Titelrolle auch gegenüber der restlichen Besetzung.
Das Grundthema des Films („Gaffer“ bei der Kreuzigung, die dazu verdammt wurden, untot die Zeiten zu überdauern und Zeuge einer Katastrophe nach der anderen zu werden) ist interessant, spannend und unverbraucht, dient hier aber nur als Hintergrundthema, wird also nie explizit in den Vordergrund gerückt oder ausgeschlachtet (etwa in Form von Rückblenden oder so – es werden höchstens kurze Archivaufnahmen oder Fotos gezeigt), und das ist auch gut so.
Das Problem des Films liegt in meinen Augen bei der bereits angesprochenen Fülle derartiger Produktionen in letzter Zeit, denn leider ist „the Gathering“ nicht ganz so spannend oder stimmungsvoll wie etwa „Stir of Echos“. Leider gibt es auch einige Klischees, wie zum Beispiel das etwas gutmütige Ende, oder dass die Kirche mal wieder alles unter den Teppich kehren möchte...
Genreneulinge werden sich trotzdem gruseln, doch Kenner werden vieles vorausahnen und wieder erkennen – was hauptsächlich für die Schlusswendung gilt, die doch recht vorhersehbar ist, wenn man „the 6th Sense“ oder „the Others“ bereits kennt.