„The Gathering“ ist ein weiterer Film, der nur auf der Mysterywelle reitet, um noch schnell etwas Kohle abzugreifen.
Wir haben hier zwei Handlungsstränge. Nr. 1 dreht sich um den Fund einer vergrabenen Kapelle, die prompt durch zwei Konzertbesucher gefunden wird, die via Erdloch zu dem Gebäude runterplumpsen. Natürlich wird einer aufgespießt, wir wollen ja Effekte zeigen, die Frau fällt als zweite runter, darf das Ergebnis sehen und kreischen. Damit haben wir dann die obligatorischen Toten am Anfang und das sogar irgendwelche Bösewichte, aber trotzdem formelhaft bis zum Geht-nicht-mehr.
Handlungsstrang Nr. 2 dreht sich um die junge Cassie Grant (Christina Ricci), die Marion Kirkman (Kerry Fox) vors Auto läuft. Doch wie durch ein Wunder überlebt sie nur leicht verletzt, kann sich aber an nichts erinnern. Sie wird von Marion aufgenommen und freundet sich direkt mit deren Kindern Michael (Harry Forrester) und Emma (Jessica Mann) an. Natürlich weiß jeder Zuschauer, dass Amnesiepatienten mit soviel Glück nie geheuer sind und dass Cassie ein Geheimnis hat.
Wie bringt man die Stränge jetzt zusammen? Ganz toller Zufall: Marions Ehemann Simon (Stephen Dillane) soll das Bauwerk flugs beglupschen und der Kirche über die dort ausgestellten Reliquien Bericht erstatten. Derweil wird Cassie von seltsamen Leuten verfolgt, aber es stellt sich nicht die Frage: Haben diese Typen was mit dem Kirchenfund zu tun?, denn das ist aufgrund der Formelhaftigkeit sofort klar, sondern: Was haben die Typen mit dem Kirchenfund zu tun?
Man stelle sich vor: Ein Drehbuchautor kommt zu einem Produzenten und erzählt, er habe da einen religiösen Aufhänger für einen Mysteryfilm. Der Produzent drückt ihm den Ratgeber ’Bastelbuch für Mysterythriller’ in die Hand und schon am nächsten Morgen liegt das fertige Script vor; nicht perfekt, aber Zeit ist Geld. Und so läuft der Film dann auch ab: Die Hauptfigur muss etwas wichtiges über sich lernen, wie es in allen Mysteryfilmen nach „The Sixth Sense“ en vogue war, es häufen sich die seltsamen Vorkommnisse und zudem hat man fast die gleiche Geschichte schon besser unter dem Titel „The Mothman Prophecies“ gesehen.
Cassie hüpft auch irgendwann mit Dan Blakeley (Ioan Gruffudd), den sie gerade zwei Tage kennt, in die Federn, weil… weil… weiß ich nicht, der Drehbuchautor vermutlich auch nicht, aber so was gehört halt dazu. Ganz misslungen ist die Geschichte allerdings nicht, denn in der zweiten Hälfte wird das Tempo gehörig angezogen und Spannung nach altbekanntem Muster verbreitet. Die Enthüllung, wer die seltsamen Buh-Männer und –Frauen nun sind, die Cassie verfolgen, ist auch recht interessant und auch mal was wirklich Innovatives.
Zur Rettung des Films trägt ebenfalls die Atmosphäre bei, die vor allem auf dem ungewohnten Englandschauplatz wurzelt. Mal was anderes als die amerikanischen Landschaften und zudem stimmig in Szene gesetzt; so kommt trotz grüner Wiesen und vieler Tagszenen eine Atmosphäre der Bedrohung auf.
Christina Ricci macht einen soliden Job und schlägt sich in der Hauptrolle mehr als wacker. Ioan Gruffudd hingegen macht fast nix außer halb entrückt Löcher in die Luft zu starren, aber die Nebendarsteller erbringen allesamt ziemlich gute Leistungen.
Mittelmäßiger Film der Mysterywelle, fast ohne eigene Ideen, der sich aber immerhin durch die gute Machart und ein paar Backgroundideen noch in den Durchschnittsbereich rettet.