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Sonderlich einfallsreich sind Drehbuchautoren Hollywoods schon seit Jahren nicht mehr. Warum versuchen wir also in Europa zwanghaft ihre Ideen neu zu verpacken? „The Gathering“ folgt ganz konventionell den ausgetretenen Pfaden, die „The 6th Sense“ hinterlassen hat und stolpert gleich zu Beginn sowas von offensichtlich auch in dessen grandiosen Twist.

Cassie Grant (Christina Ricci, „Sleepy Hollow“, „Monster“) läuft vor das Auto der Familie Kirkman, wacht im Krankenhaus wieder auf und leidet, ohne weitere Verletzungen davon getragen zu haben, von nun an unter Gedächtnisschwund. Die sich schuldig fühlende Familie nimmt sie bei sich auf. Derweil wird nahe der Kleinstadt eine vergrabene (!) Kirche entdeckt. Bald ist zumindest dem Publikum klar, dass die unter Albträumen leidende Cassie etwas damit zu tun hat.

Das Ärgerliche an „The Gathering“ ist, dass der einigermaßen erfahrene Zuschauer, schon nach fünf Minuten die eigentliche Überraschung durchschaut hat und er sich von da an damit beschäftigen kann, Logikfehler ausfindig zu machen. Davon gibt es zwar zu Beginn, mal abseits der Tatsache, dass Mutter Marion (Kerry Fox, „Shallow Grave“, „The Point Men“) ihre beiden Kinder gleich in die Obhut der völlig Fremden gibt (!), zwar nicht viel, doch es gibt sie und sie häufen sich. Die Erklärung, warum Frederick hinter Michael her ist, wurde beispielsweise an den Haaren herbeigezogen.

Sehr viel wieder wett machen kann Regisseur Brian Gilbert („Not Without My Daughter“) mit seinen schroffen, natürlichen, ausschweifenden Bildkompositionen, die die britische Insel als gelungene Abwechslung zu den immer eintöniger werdenden, amerikanischen Standardlocations zeigen. Als etwas penetrant erweist sich übrigens immer wieder seine deutliche Vorliebe für Christina Riccis Busen. Noch häufiger kann man sie kaum in knappen Oberteilen herumlaufen lassen. Aber ob solche Schauwerte die Ziele eines Mysterythrillers sein sollten?

Nicht nur, dass der Plot um den Licht ins Dunkel bringenden, trotz Simon Kirkman (Stephen Dillane, „The Hours“, „King Arthur“) nie Anschluss zu Cassies Vorsehungen findet, final wandelt sich „The Gathering“ auch noch zu einem stupiden, effekthaschenden Amoklauf, der nebenher grandios mit seinem Twist glänzen will, den jedoch schon längst nicht mehr mit der anvisierten Erwartung auf den Zuschauer loslassen kann.

Dabei hat „The Gathering“ durchaus Potential zur Eigenständigkeit. Die Entdeckung der vergessenen Kirche mit all ihren Geheimnissen und die späteren, geschichtshistorischen Bedeutungen der selbigen, sind interessante Aspekte, die der Film zugunsten eines drögen Standard-Gruselers nicht nutzt. Dabei strahlt dieser Platz mit seinen alten Reliquien, seiner Bedeutung (errichtet von Joseph von Arimathia) und offenbarenden Geheimnissen nicht nur eine unheimliche Atmosphäre aus, sondern hätte sich auch als Ort der finalen Auflösung prima geeignet. Nun, stattdessen wird viel Wert auf Albträume und Visionen seitens Cassie gelegt und die sind von sekundärem Interesse, weil sowas eben in jedem zweiten aktuellen Mysterybeitrag zufinden ist.
Die sieht, genau wie der kleine Michael (Harry Forrester), drohendes Unheil und zombieähnliche Menschen, von denen sie sich bedroht fühlt.

Die mit ihren körperlichen Vorzügen nicht geizende Christina Ricci ist einer der wenigen echten Stärken des Films. Mit ihrer befremdlichen, dann aber auch wieder natürlichen Art legt sie den nicht durchblickenden Zuschauer rein und läuft ganz ambitioniert zur Retterin in der Not auf. Die daraus resultierenden Sympathien für sie, sind das einzige, die „The Gathering“ vor dem Abrutschen ins untere Mittelmaß bewahren.


Fazit:
Weitestgehend kompetent inszenierter, atmosphärischer Mysterythriller, der mit britischen Lokalkolorit glänzt und keine plakativen Schocks benötigt. Das einfallslose Drehbuch und die sich kaum anbahnenden Gruselelemente (Schwups, sind se da) machen „The Gathering“ jedoch einen großen Strich durch die Rechnung. Zudem scheint Regisseur Brian Gilbert komplett im falschen Genre gewesen zu sein. Anders lassen sich die oftmaligen Stimmungsbrüche hier gar nicht erklären.
Wenn bitte kopiert, dann von Spaniens Gruselmeister Jaume Balagueró („The Nameless“, „Darkness“). Dem fällt zwar auch nicht viel Neues ein, aber er weiß, wie man sowas inszeniert.

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