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Das Thema Künstliche Intelligenz ist eines, welches die Welt heute schon beschäftigt. Zwar sind die Einsätze noch überschaubar, doch was wäre, wenn die Entwicklung schon längst einen anderen Weg genommen hätte? So stellt es Regisseur Gareth Edwards in seinem Film „The Creator“ dar, in welchem die KI schon Einzug in den Alltag, das Arbeitsleben und die Erfüllung öffentlicher Aufgaben genommen hat – bis zu einem tragischen Ereignis. Nach diesem erzählt der Film von zwei globalen Parteien, deren Ansätze nicht unterschiedlicher sein könnten. In der westlichen Welt unter Führung der USA wurde der Einsatz von KI untersagt, im Gebiet von „New Asia“ leben die Wesen mit den Menschen in Eintracht. Letzteres kann die USA so nicht tolerieren und sendet ihre fliegende Festung NOMAD, um nach dem „Nirmata“ zu suchen, der Person, die die Entwicklung in „New Asia“ vorantreibt. Denn dies beinhaltet wohl auch eine Waffe, die für NOMAD und somit die westliche Zivilisation eine essentielle Gefahr darstellt.

Schnell wird klar, dass das hier auf eine schwarz-weiß-Thematik hinausläuft. Die eine Seite ist böse, die andere gut und dabei bleibt es auch. Da kann Edwards' Film nicht sonderlich viel Tiefe vorweisen. Gleiches gilt für die Geschichte an sich, in der sich allerlei Versatzstücke und Themen aus anderen Werken finden. Aber das muss nicht zwangsläufig verkehrt sein, schafft man daraus wiederum etwas Interessantes.
Letztlich ist das Szenario recht übersichtlich gehalten, der Protagonist bringt etwas von Punkt A nach B, weil er selber nach C sucht. Die meisten Figuren bekommen auch nicht viel Profil an die Hand.

John David Washington in der Hauptrolle als Getriebener auf der Suche überzeugt da nicht mit seinem Spiel. Ihm fehlt es an der Ausstrahlung und Präsenz, um solch eine tragende Rolle zu schultern. Immerhin bekommt er mit der kleinen Madeleine Yuna Voyles als Alphie einen starken Part an die Seite. Das zentrale Duo kämpft sich so durch diese Welt, die um einiges interessanter gestaltet ist als die Geschichte selbst. Das Worldbuilding ist überaus gelungen und macht immer wieder Lust auf mehr, man vermutet noch so viel außerhalb des sichtbaren Bildes, dabei ist in diesem schon einiges los.
Vieles wird beiläufig abgehandelt, was das Selbstverständnis im Funktionieren dieser Welt unterstreicht. So bleiben Erklärungen oft aus, ebenso eine tiefere Betrachtung des Themas KI. Abseits der Videos zu Beginn muss man sich vieles einfach erspüren. Diese Welt möchte erfahren und nicht erklärt werden. Die Neugierde über Hintergründe befriedigt das leider nicht und das ist schade, wenn man sieht, was hier alles drinsteckt. Da spürte ich doch leichten Frust am Ende, denn diese Welt, in die man hier geworfen wird, ist großtartig designt.

Da spielen auch die ebenso gelungenen Effekte mit hinein, mit denen alles ausstaffiert wird, von Gebäuden über Vehikel bis hin zu eben den künstlich geschaffenen Wesen. Das wirkt real und überzeugend, wobei hier von Vorteil ist, dass „The Creator“ an realen Schauplätzen gedreht wurde. Dies unter anderem in Thailand, Nepal und Indonesien, oftmals bei natürlichem Licht und mit jeweils einer kleinen Crew. Dadurch sieht das Ergebnis so schön filmisch aus, nicht nach diesem glattgebügelten Bild, welches sich in vielen größeren Produktionen etabliert hat.

Die Figuren selbst sind wie erwähnt eher schablonenhaft, sie definieren sich meist über ihre Aufgabe bzw. ihre Bestimmung. Was sich, auf das gesamte Szenario bis zum Ende, auf die emotionale Ebene auswirkt. Diese wollte bei mir nicht zünden, neben der nüchtern betrachtet simplen Geschichte der zweite Knackpunkt des Films. Warum das blaue Licht am Ende dann überall gleichzeitig auftaucht, wollte sich mir auch nicht erschließen und auch schießt der Film etwas über's Ziel hinaus, wenn es um den religiösen Aspekt geht. Denn legt eine Figur des „Creators“ auch diesen gottgleichen (aus einer gewissen Perspektive heraus) Vergleich nahe, ist das Verhalten mancher KI (Buddhistenkutte) eher albern. Insgesamt bleibt Edwards' Werk aber dankenswerterweise ernst, nur wenig Humor hat hier Einzug gehalten. Auch die musikalische Untermalung durch Hans Zimmer ist gelungen und nimmt sich auch mal trotz des mitunter actionreichen Szenarios zurück.

Der ganz große Wurf ist „The Creator“ nicht geworden, aber doch ein sehenswerter Beitrag zum Genremix SciFi, Thriller und Drama mit großartigen Effekten und einer spannend gebauten Welt. In der Figurenzeichnung macht es sich Edwards' Film einfach und er scheut das richtige Eintauchen in die Thematik, doch letztlich mag man schon dankbar dafür sein, dass das hier nicht wieder eine Comic-Buch-70er-Jahre-Serie-Remake-Reboot-Franchise-Kiste ist, sondern einfach ein für sich stehendes Werk. Mit laufenden Bomben. Das hat Seltenheitswert, daher trotz der Mängel eine Empfehlung.

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