Mehr als nur eine Welle aus Retro und Neon
Seit „Drive“, spätestens seit „Stranger Things“, gehörte Symthwave als elektronisch-vielfältiges Subgenre zu meinem Ohralltag. Immer noch nischig genug und nie in seiner ganzen Pracht zum Mainstream vorgedrungen, dennoch natürlich nicht wegzudenken, auch aus Film und Fernsehen, von The Weeknd bis „Turbo Kid“. Erst recht als Genrefan in den letzten 10 Jahren kam man dauernd in Berührung mit synthwavigen Auswüchsen, da vor allem im Indie-Horror-Bereich Synthiescores a la Carpenter oder Kavinsky mehr als nur en vogue um die Wette dröhnten. Sie waren und sind überall. Kein Wunder also, dass diese knappe und knackige Doku über das (mittlerweile schon auslaufende?) Phänomen „Synthwave“ von keinem Geringeren als John Carpenter selbst eingesprochen wird. Außerdem kommen nahezu alle wichtigen Acts dieser Gattung zu Wort, von The Midnight über Carpenter Brut bis 80s Stallone. Der perfekte Startpunkt also um in das Genre (auch jetzt noch, besser spät als nie!) abzutauchen?
Das uneheliche Baby aus „Outrun“ und „Blade Runner“
Wahrscheinlich dachte ich die letzten Jahre, ich kenne mich eh genug im Synthwave-Kosmos aus, war von Anfang an dabei, muss nicht nochmal von „Rise of the Synths“ alles von vorne aufgezäumt bekommen. Ist ja auch was dran. Richtig Neues lernt man hier als Fan der Materie nicht. Dennoch erfüllt einen diese Doku, Aufarbeitung und Reise mit Glück, Wissen(sauffrischung) und sogar etwas Stolz. Das Who-Is-Who der Szene gibt sich die Klinke in die Hand. Die Verbindungen von früher, heute und morgen werden gut rübergebracht, von Spielhallen bis Vangelis, von Horrorfilmmusik bis Metal. Carpenter war die einzig logische und perfekte Wahl als Erzähler und Gastgeber, als Urvater und absolute Inspirationsquelle. Meilensteine werden genannt, Entwicklungen transparent gemacht, Punkte verbunden, die freundliche Community wird von ihrer besten Seite gezeigt und die allgemeine Energie und Faszination dieser Fusion aus Synthesizern, Atmosphärelandschaften und idealisierten bis dystopischen Zukunftsbildern auf den Punkt gebracht. Und mehr kann man sich als Synthwave-Fan kaum wünschen. Alles Tiefere und Komplexere würde nur Trennwände vor Neulinge und objektivere Zuschauer schieben. Lasst euch nur gesagt sein: das ist nur die neonbeleuchtete Spitze des Eisbergs!
Fazit: tolle Einführung, Übersicht und Faszination von einem der coolsten Musiksubgenres aller Zeiten - nostalgisch und futuristisch, informativ und inspirierend, adrenalintreibend und entspannt, pushend und motivierend zugleich!