Bruno ist Arzt, hat aber seine Approbation verloren. Jetzt näht er Wunden und kümmert sich um Patienten, die lieber außerhalb des Systems im Verborgenen bleiben. Als ihm die Anwältin Krebe das Angebot macht, einen leukämiekranken Kriminellen zu behandeln, wird sein Ehrgeiz geweckt. Mit der Entscheidung, die Behandlung zu übernehmen, gerät er jedoch nicht nur zwischen die Fronten des organisierten Verbrechens, er stellt sich damit auch gegen Giuli den Mann seiner Schwester Laura, der ein Widersacher von Brunos neuem Patienten ist. So wird für Bruno der Grat seines Handelns immer schmaler und das Spiel immer gefährlicher – bis ihm die Dinge entgleiten.
Der deutsche Film – das ewige Sorgenkind, denn Filmförderungen werden mittlerweile fast nur noch für Wohlfühlkomödien des Herrn Schweiger oder Herrn Schweighöfer (der ja eigentlich ein netter Kerl ist, aber seine Filme gehen gar nicht) verbraten. Dabei hat dieses Land soviel anderes gutes zu bieten – wie man an SCHOCK sieht. Ich bin sogar der Meinung, dass, wenn die richtigen Leute diesen Streifen zu sehen bekommen, hiervon ein amerikanisches Remake ins Haus steht.
Sonst spielen düstere Filme wie etwas TATTOO ja immer in Berlin. Hier hat man als recht ungewöhnlichen Ort mal Köln genommen, eine Stadt die man nicht unbedingt mit solch einer Atmosphäre verbindet.
SCHOCK folgt ein bisschen dem Meisterwerk mit Gosling DRIVE. Anfangs ein eher stilles Drama, mutiert der Film nach der Hälfte zu einem Thriller mit Film Noir Anleihen. Die FSK Freigabe finde ich fast grenzwertig, denn auch wenn man nicht so viel spezifische Gewalt sieht, ist die Darstellung in Teilen schon fast übermäßig brutal.
Inmitten dieses Szenarios liefert Dennis Moschitto eine weitere Meisterleistung ab. Seit seiner Darstellung von Gaby Delgado (von der NDW-Band D.A.F) in VERSCHWENDE DEINE JUGEND (einer der besten deutschen Filme aller Zeiten) hat er bei mir einen Stein im Brett, denn diese Vorstellung, die mittlerweile auch schon 20 Jahre her ist, war wirklich sensationell. Überraschenderweise fungiert er auch als Co-Regisseur.
Ihm und seinem Regie-Kollegen Siegel, der normalerweise Vorabendquark wie WAPO BODENSEE dreht (!!!) gelingt hier der Spagat zwischen Drama und Thriller ausgezeichnet und vielleicht sieht letzterer die obige Serie auch nur als notwendiges Übel, damit die monatlichen Kosten gedeckt werden können, denn eigentlich hat er deutlich mehr drauf, wie er hier eindrucksvoll belegt. Insbesondere bei den besonders üblen Szenen, ähnlich wie Haneke in FUNNY GAMES, wird extra lang auf die Szene drauf gehalten.
Moschitto selbst hat aber auch eine dankbare Rolle, denn Bruno ist eigentlich ein guter Mensch und will im Endeffekt das tun, was er mit seinem Wertekompass verbindet. Leider sind die Entscheidungen die er trifft, zwar prinzipiell richtig, gehen dann aber doch nach hinten los.
Meine Bewertung ist in diesem Fall sehr subjektiv. Es gibt sicherlich auch Leute, denen der Film einfach zu langsam ist – das kann ich sogar nachvollziehen. Ich mag solche Streifen und gebe daher 8 Punkte. Kann aber auch verstehen, wenn Menschen völlig anderer Meinung sind.
8,2