(Expect No) Mercy mit Meyers und Voight als anwesende Stars und Verkaufsargument, die Heldin des Filmes ist aber jemand anderes, Die Hard hier mal (wieder) mit einer Frau in der Hauptrolle, Gleichberechtigung, Triumph des femininen Geschlechts. Das Szenario diesmal (wieder) ein Krankenhaus, das gab es jetzt schon paar Mal, das weckt durch Kill 'Em All, Assault on VA-33 oder Blackout eher ungünstige Erinnerungen, das wurde bisher noch nicht wirklich gut umgesetzt. Zu dem Hospital und der Belagerung kommen wir später, erst gibt's den obligatorischen traumatischen Kriegseinsatz und den ersten schnellen miesen Effekt:
Der jüngere Sohn von Patrick 'Paddy' Quinn [ Jon Voight ], Ryan Quinn [ Anthony Konechny ], soll in Zukunft die Geschäfte übernehmen, ist aber derzeit in Gewahrsam vom FBI und speziell der Aufsicht von Agent Ellis [ Sebastien Roberts ]. Binnen weniger Minuten plant der ältere und sich übergangen fühlende Bruder Sean Quinn [ Jonathan Rhys Meyers ] mit seinen Mannen einen Anschlag auf den Transportwagen und auch die versuchte Tötung seines eigenen Fleisches und Blutes, das erste klappt, das zweite mißlingt. Da Ryan halbtot in das lokale Mercy Hospital gebracht wird, und die Wahrheit nicht ans Licht kommen darf, nimmt Sean das Gebäude in Gewahrsam, hat es aber bald mit der dort tätigen Ärztin Dr. Michelle Miller [ Leah Gibson ], einem ehemaligen Lieutenant mit Kriegserfahrungen zu tun.
"Ein Schritt vor dem anderen" lautet hier das Motto, "ein Tag auf einmal", das ist die richtige Weisung, daran hält sich die Erzählung und der Film. Veteranen von einst und Veteranen unter sich, hier nun auf amerikanischen Boden (gedreht wurde in British Columbia), in einer städtischen Einrichtung, erst Grey's Anatomy, dann ein paar Familienszenen, dann (hoffentlich) der Actionthriller. Denn mit der Einführung der Antagonisten wird es interessanter, eine irische Patriachensippschaft, eine Bloodhound-Gang eher von der Straße, ein Bruderzwist, eine gestörte Brotherhood, eine Handvoll Bösewichte mit einem Twist. Eine aufbrausende Truppe mit inneren Konflikten.
Zudem geht man schnell in die Bewegung, eine versuchte Gefangenenbefreiung auf offener Straße, ein sich querstellendes Auto von vorn, ein blockierendes dahinter, Schüsse von allen Seiten, 'a fucking ambush' am Rocken und am Rollen. Der Notarzt wird gebraucht, die ZNA geflutet, das hat einen soliden Aufhänger und ist auch so in leicht gedämpften, dennoch kräftigen herbstlichen Farben gefilmt und gespielt; und die Gefahr kommt eher zufällig und unkoordiniert, aus dem Impuls heraus, aus der aufgewühlten Emotionalität. Es wird viel geflucht auf der Tonspur, Meyers selber sieht recht verschlafen aus und auch verschlagen, übermüdet und gereizt, angefressen angesichts von Situation und Lage, er gibt den perfekten Buhmann, Voight ist dafür der ehrwürdige (nicht weniger brutale) Ruhepol; das ergibt zuweilen gar ein explosives Schauspielduell. Das stellt sich als 'richtiger' Film dar und wirkt auch etwas engagiert, Spannungsmomente sind vorhanden, der Rhythmus recht flüssig, der erste Nahkampf kommt durchaus überraschend in der Wirksamkeit, das ist vergleichsweise erfreulich choreografiert und inszeniert.
Wirklich viel lässt sich aus der Konstellation natürlich nicht herausholen, der Erzählrahmen in seinen Grundzügen zu sehr beackert, das narrative Fundament gerade auch über die letzten Jahre mehrfach umgegraben und aufgewühlt. Dass das Krankenhaus relativ leer ist, fällt auch beizeiten auf, viel spielt sich in der Eingangshalle ab, im Wartezimmer, Schrägstrich Lobby quasi, dann wird durch die Flure flaniert. Interaktionen sind stets angespannt, Worte knapp und deutlich, das eingetroffene Polizeiaufgebot vor den Toren des Gebäudes imposant, Auseinandersetzungen spontan und gerne tödlich. Spektakuläres wird dabei nicht geboten, an Actionszenen ist der einleitende Überfall schon die prunkvollste Einlage, der Rest fungiert eher als flottes Kammerspiel.