EXTRaordinary ACTION
„Extraction“ ist noch gar nicht allzu lange her und ist noch immer einer der besten Actionfilme auf Netflix. Kein „The Raid“, nichtmal ein „John Wick“. Aber dennoch eine harte Paraderolle für Hemsworth mit genug Action für drei Filme. Kein Wunder also, dass Netflix nun (trotz relativ finalem Flair des Vorgängers) eine Fortsetzung hinterherschiebt - und versucht einen oben drauf zu setzen. Oder auch drei. Und zumindest in Sachen Krach und Krawall schaffen sie das auch. Selbst wenn das Teil durch seine grauen Farben, Fabriksettings und Eintönigkeit aller Art manchmal eher an frühere DTV-Ware erinnert als an einen 200-Mio.-Streamingblockbuster. Dazu aber später mehr. In „Extraction II“ trainiert Tyler Rake seine schweren bis fast tödlichen Verletzungen aus dem Original weg, zieht sich Commando’artig mit dem Hund in eine einsame Hütte zurück - bis Idris Elba vor der Tür sitzt und ihm eine neue, sehr persönliche Mission anbietet…
Der Ostblock-Wick
Schon der erste „Extraction“ hatte gehöriges Videospielflair, was bei Filmen selten ein Kompliment ist. „Extraction II“ setzt überall noch einen drauf - auch in diesem Aspekt. Das wirkt manchmal arg wie eine Mischung aus „Uncharted“, „Call of Duty“ und einem seelenloseren „Streets of Rage“. Und ich bleibe dabei: ich spiele solche Sequenzen lieber als sie nur zu gucken. Dennoch macht „Extraction II“ auch eine Menge richtig. Die Action ist brachial und brutal, selbst wenn es vielleicht ein, zwei Härtespitzen hätte mehr geben können. Ich sage nur „Handspaltung“. Dazu ist Hemsworth in ernst, ohne seine dauernden „Thor“-Gags, mir momentan deutlich lieber. Die Kamera ist furios, die Schnitte erkennt man, stören aber kaum, die vielen langen Shots sind einfach beeindruckend und saugen einen als Actionfan förmlich ein. Die Sidekicks tun ihren Job, die Bösewichte bleiben blass, die vielen Lagerhallen, Wälder, Kellergewölbe und Industriegebiete noch blasser. Allein von den Sets und Orten könnte das auch ein Steven Seagal-Vehikel aus den frühen 00ern sein. Das ist schon verdammt dürftig und eintönig. Und auch deutlich ölstaatengeprägt, muss man sagen. Dubai ist hier nie weit weg. Ändert aber alles nix: „Extraction II“ ist ein Must-See für Actionfans alter wie neuer Schule. Und das auf Netflix. Wann hat man das schonmal? („The Night Comes For Us“ ist ja jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her)
Fazit: Hemsworth kann auch grimmig. Action und Bummbumm eh. Und in dieser Beziehung liefert „Extraction II“ fast noch ordentlicher und vor allem aufwändiger ab als das Original. Und ist daher eine empfehlenswerte und erfolgreiche Fortsetzung. Als Film erfindet er natürlich nichts neu und bleibt unterfordernd. Dennoch: wenn es kracht, schön altmodisch und plump, dann richtig, gut, befriedigend!