Nachdem Rake am Ende des Vorgängers recht lädiert absoff, wird er hier wieder zusammengeflickt. Ein bisschen Reha, Ruhestand in einer Hütte in Österreich, doch dieser endet bald. Die Schwester seiner Ex-Frau muss mitsamt ihren beiden Kindern aus einem georgischen Gefängnis befreit werden, wo sie vom „fürsorglichen“ Ehemann und Gangchef Davit gehalten wird. Rake macht sich auf den Weg, Davit und seine Gefolgsleute finden das gar nicht so toll.
Bis dahin dauert es etwas, aber wenn die Infiltration mal losgeht, ist die Fortsetzung des Krachers aus dem Jahre 2020 in ihrem Element. Zumindest war es die Stärke des Erstlings, ansehnliche und wuchtige Actionsequenzen zu liefern, umrahmt von einer Geschichte, die auf einen Bierdeckel passte. Das machte aber nicht viel, denn es gab genug für Augen und Ohren, sodass man damit durchaus seinen Spaß haben konnte.
Die Voraussetzungen für Teil zwei waren die gleichen. Der Cast war wieder am Start, Sam Hargrave inszenierte wieder – und doch funktioniert das Ganze hier in meinen Augen nicht mehr so gut.
Die erste große Sequenz im Knast, die Extraktion, ist als One-Shot angelegt, verpufft aber in der Wirkung. Natürlich ist das Ding nicht durchgehend gedreht, man kann viele Schnitte erahnen, diese wurden schon mal besser versteckt. Doch nicht nur das, die dauernd herumwackelnde Kamera nimmt den Kampfeinlagen die Übersicht und somit die Wirkung. Zwar kloppt sich der Held durch Horden von Insassen, wuchtig wird das allerdings nie. Da hatte der Erstling mehr Energie und letztlich bleibt es so vielleicht auch einfach nur bei dem Versuch, den artifiziellen, videospielartigen Look zu übertünchen, wenn es am Ende mit Zug und Helikoptern wie in einer Zwischensequenz aussieht. Der Rest des Films wirkt ähnlich, One-Shots für die Kamera, nicht für das Publikum.
Es ist ja nicht so, als hätte der Film in puncto Action keine guten (auch visuellen) Ideen (Stichwort Laufband). Die Umsetzung im Gesamten bzw. die Art der Präsentation hat es mir dann aber zu sehr verlitten.
Hemsworth nuschelt und grummelt in seinen Bart, stoisch und meist emotionslos stapft er durch die Kulissen. Das ist für die Rolle eigentlich auch vollkommen okay, hat im Vorgänger auch gereicht, doch tritt diese Limitierung hier aufgrund der weiteren Mängel in der Inszenierung deutlicher in den Vordergrund als sie sollte. Und wenn man sich doch mal an einer emotionalen Szene versucht, läuft diese so schnell weil ungelenk eingebracht ins Leere, dass ein vibrierendes Telefon das Ganze retten muss. Am Ende buttert man dann noch richtig Kitsch drauf, dass es schon etwas weh tut.
Golshifteh Farahani als Nik ist wieder ein Gewinn und wirkt noch am menschlichsten und sympathisch, physisch präsent besteht sie neben Rake. Adam Bessa als Yaz ist ebenfalls wieder mit von der Partie, läuft aber mehr mit. Quengelbengel Sandro nervt da meist und hängt Papa nach; vielleicht hat er einfach nicht mitbekommen, wie dieser den Rest der Familie so behandelt hat. Leider dient er überwiegend der Erschaffung von Problemen, was ihn nicht sympathischer macht.
Die georgischen Schergen aus dem Baukasten sind eben genau das. Die albernen Versuche, den Figuren Tiefe zu geben, hätte man sich gerne sparen dürfen. Da versucht der Film mehr zu sein, als er ist und das bringt nichts.
Die Fortsetzung funktioniert für mich unterm Strich nicht mehr so gut wie der Erstling, trotz eigentlich gleicher Zutaten. Aber im Gesamten fehlt die (gespürte) Wucht in den Actionszenen, wirken diese trotz (oder wegen) der Länge ermüdend und die eingestreuten Emotionalitäten fehl am Platz. Der artifizielle und wackelige Look trägt sein Übriges dazu bei, dass das Teil am Ende des Abspanns schon wieder größtenteils vergessen ist. Schade um manche Idee, die in der Masse untergeht.