Diese Formel funktioniert
Letztes Jahr hat der fast immer famose Tom Cruise mit der „Top Gun“-Fortsetzung gefühlt das Kino im Alleinsturzflug gerettet, enorm Haltung für die ganze Branche bewahrt. Jetzt schießt er zusammen mit seinem Kumpel Christopher McQuarrie den nächsten „Mission: Impossible“ raus. Als epochaler Teil 1 des ersten, echten Zweiteilers in der „M:I“-Geschichte, müssen Ethan Hunt und sein Team eine künstliche Intelligenz in die Finger bekommen bzw. aufhalten, da sie mächtig genug scheint, die Realität selbst, unser aller Wahrnehmung oder zumindest die Machtverhältnisse ändern zu können…
Immer nach vorne - nur manchmal zurück?
Besser besser kopiert als schlecht selbst gemacht? „Dead Reckoning Part 1“ zeigt „Fast X“ wie eine Verfolgungsjagd in Rom geht, er zeigt Bond wie man im Team arbeitet, er zeigt dem kompletten modernen Blockbusterkino, wie virtuelle Effekte nahtlos eingebunden werden können. Er zeigt uns Zuschauern einmal mehr, dass mit diesem Franchise noch immer zu rechnen ist und das es Tom Cruise noch immer mächtig drauf hat. Er zeigt „Indy 5“ wie man eine neue Figur, eine Gaunerin, einbindet, er zeigt „Stirb Langsam 4“ wie man Technologie korrekt und wenig lächerlich als Bösewicht darstellt, er zeigt allen Zweiteilern, dass man durchaus auch Part I mit einem Knall enden lassen kann. Ok, er zeigt „John Wick“ leider nicht, wie eine Discoactionszene geht. Dieser Punkt bleibt beim Baba Yaga. Und er zeigt mir persönlich auch, dass dieses Franchise sich nicht immer wieder toppen kann, neu erfinden muss und abwechslungsreich frisch anstreichen will. Das nimmt in seiner Gleichheit, seitdem McQuarrie übernommen hat, ohne Frage etwas von den Überraschungen, der eigenen Identität und der Abwechslung weg. Dafür ist das Niveau nun dermaßen konstant hoch, dass ich mich gar nicht entscheiden will, ob ich wieder zu Zeiten von DePalma, Woo und Abrams zurück will. Ein Teil von mir will das aber durchaus. Der andere Teil genießt einfach diese absurd hochwertige Show von McQuarrie und Cruise. Kritisieren würde ich an „M:I 7“ den menschlichen Bösewicht, der etwas unglaubwürdig und fast lächerlicher als seine Vorgesetzte, die K.I. wirkt. Dass es mittlerweile etwas viele Nebenfiguren sind, die nicht alle Zeit zum Atmen bekommen. Und eben, dass man McQuarries globale, flotte Formel mittlerweile etwas zu gut kennt und berechnen kann. Dennoch: ich bin heiss auf Part 2!
Fazit: selbst wenn die Teile 5-8 in meiner Wahrnehmung etwas zu sicher, homogen und monoton ineinanderlaufen, die enorme Eigenständigkeit jedes einzelnen Parts durch McQuarries klaren Stil und straighte Vision nicht mehr wie anfangs in der Reihe gegeben ist - wenn dabei so verdammt unterhaltsame und spektakuläre Set Pieces und Filme auf diesem fast meisterhaften Spionage-Action-Niveau herauskommen, kann ich das verkraften! Sehr gut. Wie zu erwarten. Eine sichere Bank. Was die Qualität und meine Begeisterung aus Gewohnheit nicht schmälern soll. Ein wenig zu viel zitiert sich die Reihe nun aber schon selbst - vom Zugdachshowdown über unnötig viel Erklärung/Exposition bis zum langsam ausgelutschten „Maskenball“.