Dieser Low-Budget-Krimi ist das Debüt von Joel und Ethan Coen, deren Hommage an die Film noir Klassiker der 40er durchaus gelungen ist.
Eine vielschichtige Mordgeschichte, die den Zuschauer mehrfach an der Nase herumführt und mit außerordentlichem Handwerk besticht.
Ein Barbesitzer hat einen Privatdetektiv engagiert, um das Fremdgehen seiner Frau mit seinem Angestellten zu beweisen. Sein Verdacht bewahrheitet sich und im Verlauf soll der Detektiv das Fremdgeherpaar um die Ecke bringen, doch dieser entscheidet sich, seinen Auftraggeber abzuknallen und die Beseitigung der Leiche dem Paar zu überlassen.
Die Handlung dreht sich um vier Personen, die den Zuschauer in ihrer Vielschichtigkeit und zahlreichen Plot-Twists ordentlich fordert, allerdings nie so sehr, dass man die Übersicht verliert. Einige Wendungen lassen sich anhand von Hinweisen früh erahnen, konzentriert zusehen sollte man aber dennoch.
Schon allein, weil man ansonsten eine dieser ausgefuchsten Kamerafahrten verpassen könnte, die vornehmlich in niedriger Perspektive erfolgen und somit als deutliches Merkmal des typischen Film noir zu verstehen sind.
Auch einige Schnitte sind fantastisch: In einer Szene sieht man den Kopf einer Person, während sie steht und mit der neuen Szene denselben Kopf aus gleichem Blickwinkel – allerdings liegend.
Bereits hier zeigen die Coen Brüder jede Menge ihres handwerklichen Talents.
Auch die Story vermag in ihrer simplen Ausgangsposition überzeugen, wenn sie auch einige logische Schwächen beinhaltet und sich oftmals mit unwichtigen Szenen aufhält. Zudem sind einige der Charaktere zu wenig ausgearbeitet, um deren teilweise nicht nachvollziehbares Handeln zu begreifen.
Dafür sind einige Passagen sehr markant und werden einem noch lange nach dem Sehen in Erinnerung bleiben. Hier zündet primär der schwarze Humor, wenn einer mit einem Halbtoten nicht umzugehen weiß und sich entscheiden muss, ob er das Opfer überfährt, erschlägt oder lebendig begräbt. Selbst einige Schockmomente bringen sarkastischen Humor mit sich.
Die Coens beweisen hier ein sehr feines Gespür für markante Szenarien.
Auch die Darsteller erfüllen größtenteils mehr als ihren Zweck. Hier sei vorrangig M. Emmet Walsh genannt, der als dicker, zynischer Privatdetektiv eine tolle Leistung abliefert.
Auch Dan Hedaya überzeugt als schmieriger Barbesitzer, ebenso wie Frances McDormand, die hier in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen ist. Nur John Getz bleibt ein wenig blass und kann keine Akzente setzen, obgleich sein Part an sich recht facettenreich angelegt ist.
„Blood Simple“ ist sicherlich kein Film, den ich mir häufiger ansehen werde, dafür ist die Erzählweise zu ruhig und die Story trotz aller überraschender Wendungen zu durchschaubar.
Handwerklich ist dieses Debüt allerdings in jeder Hinsicht sehenswert und schon deshalb einen Blick wert.
7 von 10 Punkten